Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 61
eines hervorragendes Berichtes, wie ich da bemerken darf, und nicht über die Frage, ob ein Bescheid tatsächlich gefällt oder nicht gefällt.
Was die ursächlichen Aufgaben der Umweltanwaltschaft
und die Erfüllung dieser Aufgaben betrifft, ist die grundsätzlich Kritik
einerseits eine, die den Wahlmodus betrifft. Also, ich kann nicht wirklich
einen demokratiepolitisch besseren oder hochwertigeren Zugang erkennen, als
wenn ein gewähltes Gremium, ein frei und demokratisch gewähltes Gremium nach
einem Auswahlverfahren die Umweltanwältin, den Umweltanwalt bestellt, oder wenn
einige wenige NGOs sich zusammen setzen und aus ihren Reihen Persönlichkeiten
nominieren sollten.
Ich kann darin nicht sehen, dass damit ein Verfahren
demokratischer und breiter wird und damit den Wünschen der Bevölkerung
entspricht. Ich denke mir, unser Weg, der im Gesetz festgelegt ist, wie die
Umweltanwältin, der Umweltanwalt, tatsächlich zu nominieren und zu wählen ist,
ist ein durchaus sinnvollerer und einer, der auch politisch und
demokratiepolitisch legitimiert ist, meine Damen und Herren. (Beifall bei der
SPÖ.)
Nun möchte ich zum Kollegen Blind kommen, der in
Wirklichkeit in manchen Passagen eine zwar nicht von der Dimension des Wunsches
veranlasste, aber doch ähnliche Systematik gezeigt hat wie Kollege Maresch. Ich
kann nicht auf der Seite X die Umweltanwaltschaft loben, weil sie zu Recht
eine durch ihre Unabhängigkeit gewährleistete kritische Distanz zur Stadt hat,
und dann, drei Seiten weiter, dieselbe Umweltanwaltschaft schelten, weil sie in
einem anderen Fall sagt, sie könne sich mit der Linie der Stadt zu hundert
Prozent identifizieren. Dann ist die Umweltanwaltschaft plötzlich eine
gekaufte, eine gegängelte. (Abg Rüdiger Maresch: Das habe ich nicht gesagt!)
Ich denke mir, man kann sich nur darauf verständigen,
dass die Umweltanwaltschaft entweder eine gute, eine offensichtlich objektive
ist, die sich dem Problem und den Fragefeldern objektiv nähert, oder nicht. Ich
denke mir, diese Teilung auf der Seite 7 war gut, weil sie sich etwas
kritischer positioniert hat und auf der Seite 8, weil dieselben
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich genauso unabhängig geäußert haben,
was anderes gesagt haben, da sind sie plötzlich diejenigen, die gegängelt sind.
Das halte ich nicht für sinnvoll.
Im Übrigen weiß die Umweltanwaltschaft, dass über
50 Mediationsparteien das unterschrieben haben, und wenn man
Mediationspartei und politische Partei verwechselt und meint, als politische
Partei ist man wichtiger als eine Bürgerinitiative in einem solchen Verfahren,
dann war das das klassische Missverständnis, das einige Politiker tatsächlich
gehabt haben, die sich nicht damit abfinden haben können, dass sie im Verfahren
genauso viel und genauso wenig zählen wie die Bürgervertreterinnen und
Bürgervertreter. Und das war eines der Probleme, da gebe ich schon recht, aber
wenn von über 50, knapp 60, Parteien bei diesem Verfahren 55 durchs Ziel
gegangen sind, dann ist das richtig. Genauso richtig ist, dass das Verfahren
nicht alle Fragen geklärt hat und nicht alle Menschen und Gruppen wunschlos
glücklich gemacht und in all ihren Anliegen befriedigt hat.
Ich denke mir, meine Damen und Herren, wir haben
heute einen Bericht vorliegen, der tatsächlich beeindruckend ist, da treffe ich
mich mit dem Kollegen Maresch, der die vielfältige Arbeit der
Umweltanwaltschaft aufzeigt. Ich möchte nur meine große Freude daran auch
ausdrücken, dass die Umweltanwaltschaft ihre Aufgabe auch in einer Internationalität
sieht, dass die Umweltanwaltschaft sehr richtig erkannt hat, dass wir große
globale Probleme in unserer Region nicht lösen werden, wenn wir in der Stadt
alleine versuchen, alles möglichst gut zu machen, sondern dass wir
Partnerschaften eingehen müssen. Die Umweltanwaltschaft hat sehr
zukunftsweisend erkannt, dass in Wirklichkeit die Umweltbelastung und die
Möglichkeit der Vermeidung von Umweltbelastungen wesentlich stärker in Vororten
von Bratislava und Brünn liegen, wo es viele gemeinsame Projekte zu entwickeln
gilt, um zu zeigen, dass Wohlstandsentwicklung auch ohne massive
Beeinträchtigung von Umwelt möglich ist. Die Umweltanwaltschaft hat
registriert, dass im Bereich des Feinstaubes in Wirklichkeit die großen Brocken
außerhalb der Wiener Zuständigkeit liegen, die Umweltanwaltschaft hat sich
hervorragend eingebracht, so hat sie auch eine Expertin in Fragen der Umsetzung
des Clips, in Fragen des ÖkoKauf, in Fragen der Beschaffungswirtschaft unseres
Hauses hier und der Dienststellen engagiert. Die Umweltanwaltschaft hat etwas
sehr genau analysiert, was Prof Meadows auch unlängst bei einem
Wien-Aufenthalt diagnostiziert hat - jener Meadows, der vor 30 Jahren den
legendären Bericht „Grenzen des Wachstums" an den Club of Rome erstattet hat
- und gesagt hat, auch wenn Wien – was er durchaus attestiert - sehr innovativ
versucht, klimarelevante positive Akzente zu setzen und die Stadt Wien in ihren
Zielsetzungen sehr gut unterwegs ist, wird man dennoch nicht das große Rennen
gewinnen, denn der alte Satz „global denken, lokal handeln“ wird wahrscheinlich
in dieser Frage durch den zusätzlichen Begriff sicherlich stark beeinflusst,
dass man auch darauf drängen muss, dass Global bei den großen Playern
„gehandlet“ wird.
Meine Damen und Herren, uns liegt heute ein Bericht
vor, der immens vielfältig ist, der spannend zu lesen ist, der zeigt, wie
wichtig es ist, eine unabhängige Umweltanwaltschaft zu haben. Nehmen Sie, Frau
Umweltanwältin, seitens der Sozialdemokratischen Fraktion den Dank entgegen.
Wir sind beeindruckt über die Arbeit, auch wenn manchmal zusätzliche
Sichtkomponenten im Verfahren eintreten. Diese sind wichtig, die kritische
Auseinandersetzung und das ständige Hinterfragen agieren wir in jedem unserer
Schritte tatsächlich. Ökologisch ist das sehr wichtig, Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten haben sich dieser kritischen Auseinandersetzung nie entzogen,
wir wissen, dass Umwelt als Querschnittsmaterie im Magistrat wichtig ist und
manchmal auch kontroversiell sein kann. Wir bekennen uns dazu, wir bekennen uns
aber gleichzeitig auch dazu, dass wir immer gute Lösungen gefunden haben.
In diesem Sinne meine Damen und
Herren, herzlichen Dank an die Umweltanwaltschaft, die mit ihrer
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular