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Landtag, 6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 50 von 90

 

Schäden 2005“ auf Seite 49 gefunden. – Ich zitiere: „Von den 1 792 dokumentierten Anliegen wurden in 688 Fällen, das entspricht 38,4 Prozent aller Prüffälle, Schäden… behauptet." Davon konnten „in 37 Fällen finanzielle Entschädigungen ausgehandelt“ werden.

 

Diese Statistik würde ich gerne mit Ihnen hinterfragen: Ist es so aussichtslos nachzufragen oder sind finanzielle Entschädigungen so selten, dass die Menschen das Gefühl haben, dass sie sich zwar beschweren, dass das aber eigentlich nicht wirklich zu einer befriedigenden Lösung führt?

 

Sie haben hier auch Anmerkungen über “sonstige Beschwerden“ gemacht und unter anderem auch die Wartezeiten angeführt. Wir haben gestern schon in einem anderen Zusammenhang darüber gesprochen. Dieses Anliegen haben Frau Kollegin Korosec für die ÖVP und ich für die GRÜNEN bereits thematisiert, dass man nämlich der Frage sehr wohl nachgehen muss, derer sich ein Journalist in der "Wiener Zeitung" sehr couragiert angenommen hat, ob die Wartezeiten eventuell etwas mit dem so genannten “Chefeinschub“ zu tun haben, also quasi mit den Vorrangregeln für Privatpatienten und -patientinnen, die hier behauptet werden.

 

Sie schreiben relativ lapidar – und haben es auch medial bestätigt –, dass Wartezeiten und Beschwerden darauf zurückzuführen sein könnten, dass Privatpatienten und -patientinnen auch in den öffentlichen Spitälern Vorfahrt zum Beispiel bei Hüft- oder Herzoperationen bekommen. – Wenn das so wäre und sich diese Behauptungen erhärten lassen, dann wären wir in der schlimmsten Klassen-Medizin, die man sich überhaupt denken kann! Daher bitte ich Sie, nachdem Sie sozusagen auch gesetzliche Grundlagen haben, dieser Frage in Ihrem Kompetenzbereich nachzugehen und uns im nächsten Jahr dazu einen ausführlichen Bericht zu liefern! Wartezeiten können nämlich aus verschiedenen Gründen sowohl gerechtfertigt also auch – und vor allem – ungerechtfertigt zustande kommen, und wir sollten wissen, ob das jeweils akzeptabel ist oder nicht.

 

Herr Dr Dohr! Sie argumentieren im Weiteren mit einigen Problemen, die im Spitalswesen vorzufinden sind, und wir teilen Ihre Einschätzung insbesondere hinsichtlich der Jugendpsychiatrie. Ich bin sehr froh, dass Sie erwähnen, dass die Jugendpsychiatrie tatsächlich ein Stiefkind der Versorgung in der Stadt ist. Es ist sehr schwierig, adäquate Unterbringung und stationäre und ambulante Betreuung zu bekommen. Und die Versorgung im niedergelassenen Bereich ist ebenfalls sehr schlecht. Ich weiß aus meinem eigenen Bekanntenkreis, wie es Eltern geht, wenn sie... (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Herr Jung! Seien Sie so freundlich und argumentieren Sie draußen! Klären Sie Ihre Geschäftsordnungsfragen nachher! Bitte schön! Ich würde mich gerne auf die Gesundheitspolitik konzentrieren, wenn Sie mir das erlauben!

 

Die Tatsache, dass die Jugendpsychiatrie so unterversorgt ist, soll uns allen zu denken geben, und ich würde mir wünschen, Frau Stadträtin, dass Sie entsprechende Konsequenzen beim weiteren Ausbau der Ressourcen ziehen. Ich weiß, wie gesagt, aus meinem eigenen Bekanntenkreis, wie es Eltern geht, deren Kinder in einer akuten Krisensituation sind und dann eigentlich nur Tristesse oder überwiegend Tristesse vorfinden, was die Unterbringung und vor allem, was die ambulante Betreuung betrifft.

 

Sie sprechen über die Sterbebegleitung und auch über das Manko, wenn keine ausreichende medikamentöse Versorgung erfolgt. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinweisen, dass wir, was die palliative Versorgung betrifft, absolut im Hintertreffen gegenüber den Vorgaben des Krankenanstaltenplanes sind. Die Palliativbetten, zu deren Einrichtung wir uns verpflichtet haben, wurden nicht eingerichtet. Frau StRin Brauner sagt zu Recht, dass man auf mobile palliative Pflege setzen soll, aber das eine schließt das andere nicht aus!

 

Ich möchte Ihnen in Ergänzung Ihres Berichtes noch sagen: In der Umsetzung des Krankenanstaltenplanes ist der Krankenanstaltenverbund säumig. Es gibt den notwendigen Ausbau von Palliativ-Betten nicht. Wir haben vorgeschlagen, die leer stehenden Kapazitäten des Sanatoriums Hera auch dafür zu verwenden, denn dann wären finanzielle Ressourcen nicht vergeudet und dann würde das Geld der öffentlich Bediensteten der Gemeinde Wien nicht in leer stehende Strukturen investiert werden, sondern man würde das Haus nützen.

 

Herr Dr Dohr! Noch etwas Letztes zur Ergebnisqualität. Sie machen einen ausgesprochen wichtigen und richtigen Hinweis hinsichtlich der unterschiedlichen Dokumentation beziehungsweise der fehlenden Struktur der Besprechung der Vorkommnisse in den einzelnen Abteilungen der Wiener Spitäler. Sie sagen – und das finde ich unfassbar! –, dass es in manchen Abteilungen die strukturierte Morgenbesprechung gar nicht gibt. Das wird bei Ihnen so nebenbei angeführt. Das weist aber auf ein ganz großes Problem hin und bestärkt mich in meiner Sorge, dass es hinsichtlich der Fehlerkultur, der Dokumentation, der Komplikationsratenbewertung und der Statistik große Mängel gibt.

 

Die Ergebnisqualität kann man nämlich nur dann beurteilen, wenn man auch weiß, was der Fall ist. Da macht aber offensichtlich jeder gerade, was er will, und es gibt kein einheitliches System. Diese Beliebigkeit führt in der politischen Debatte immer dazu, dass die Frau Stadträtin sagt: Es ist alles wunderbar! Wenn wir dann sagen, dass wir wissen, dass es auch Fälle gibt, in denen nicht alles wunderbar ist, dann heißt es: Legen Sie Beweise vor, dann werden wir dem nachgehen! Die Strukturprobleme, die dahinter stecken, werden jedoch nicht aufgearbeitet.

 

Wir verlangen – und da würden Sie uns sehr entgegenkommen und dem Gesundheitssystem einen großen Dienst erweisen –, dass die Spitäler regelmäßig und ohne Aufforderung hinsichtlich ihrer Abteilungen und Stationen klar nachvollziehbare Dokumentationen hinsichtlich Komplikationsrate, Fehlerhäufigkeit, Sterberaten und so weiter vorlegen. Denn es ist für die Patienten und Patientinnen von Relevanz, dass man sagen kann, dass man in einem Haus überwiegend gut oder vielleicht

 

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