Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 84
menschliche Eingriffe langfristig beendet werden sollen. – Das wäre eher die Intention, zu der wir tendieren. Die UNESCO meint aber, dass das nicht notwendig ist, es soll auch der Mensch mit seinen Nutzungsansprüchen aktive Berücksichtigung finden. Das bedeutet, dass man dort im Prinzip alles machen kann, was bis jetzt auch schon erlaubt war.
Ich komme
schon zum Schluss: Auf Seite 6 der erläuternden Bemerkungen findet sich der
Kernsatz, und dann weiß man, was der Biosphärenpark kann, nämlich gar nichts.
Hier steht wortwörtlich: „Biosphärenparks sind somit kein Schutzgebiet im
eigentlichen Sinn, sondern Modelle, wie Menschen Ressourcen schonend und
nachhaltig bewirtschaften können.“
Das heißt: Es gibt keinen Naturschutz im wirklichen
Sinn, wie wir es uns gewünscht hätten, sondern es ist nur ein Modell, wie
Menschen Ressourcen schonend und nachhaltig bewirtschaften können. Ich glaube,
das wollen wir in ganz Österreich! Damit sind wir für dieses Gesetz hier in
Wien. À la longue soll also ganz Österreich Biosphärenpark werden, und daher
stimmen wir diesem Gesetz zu. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Maresch. – Ich
erteile ihm das Wort.
Abg Mag Rüdiger Maresch (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich will es nicht so streng sehen. Wir werden dem
Biosphärenparkgesetz zustimmen. Am Abänderungsantrag wollen wir aber nicht teilnehmen,
und zwar aus gutem Grund, den ich kurz erklären möchte.
Das Biosphärenparkgesetz eröffnet eine neue
Schutzkategorie, die bei Menschen, die an Naturschutz interessiert sind, schon
etwas bewirken kann. – Das ist der positive Teil. Ich frage mich
allerdings: Was ist jetzt an den Kategorien besser geworden? Es gibt hier jetzt
eine neue Kategorie, kleinere und größere Biosphärenparks gibt es aber
mittlerweile auch schon anderswo in Österreich. Das Besondere dabei war
eigentlich, dass man beziehungsweise frau bei “1 000 Jahre
Wienerwald“ offensichtlich eine Tat setzen wollte, die sozusagen die
Schutzkategorien nach außen betont.
Dennoch muss man sich fragen, was damit besser
geworden ist. Der Abänderungsantrag hat meiner Meinung nach nichts besser gemacht,
aber auch nicht schlechter.
Was mich noch immer ein bisschen irritiert, ist, dass
hinsichtlich der großen Fragen, die sich betreffend Wienerwald sowohl in Wien
als auch in Niederösterreich stellen, nämlich betreffend die
Verkehrsproblematik, abgesehen von ein bisschen Verkehrssparen in
Niederösterreich überhaupt nichts angegangen wird. Es gibt ein kleines Projekt,
übernommen von der Stadtgemeinde Langenlois, da hat man um 5 Prozent
reduziert. Vor kurzem habe ich jemanden mit einem Leiberl mit der Aufschrift
“Verkehrssparen im Wienerwald“ gesehen. Schauen wir einmal, was dort gespart
wird!
Betreffend die Wirtschaft und die
Siedlungsentwicklung möchte ich mir einmal anschauen, ob sich Gemeinden in
Niederösterreich gefallen lassen werden, wenn da irgendjemand versucht, in ihre
Rechte einzugreifen. Auch das werden wir uns einmal anschauen!
Was es nicht gibt, ist eine 15a-Vereinbarung. Die
beiden Biosphärenparkgesetze in Wien und Niederösterreich sind unterschiedlich.
Das heißt, wir haben in zwei Bundesländern zwei Gesetze, die keine
15a-Vereinbarung haben. Die wichtigsten Ziele sind virtuell geblieben. Eine
Dachmarke ist angedacht, und ich halte das für etwas ganz Wichtiges, weil man
damit eventuell eine gewisse Identität schaffen könnte, aber nicht einmal eine
Dachmarke gibt es!
Umweltbildung wird beim Biosphärengesetz sozusagen
groß geschrieben. Ob das mit dem Häuserl des Herrn Heiligenbrunner geschehen
kann, wage ich zu bezweifeln, denn es hat sich herausgestellt, dass das
eigentlich eine Gastwirtschaft ist.
Wenn das alles gewesen ist, dann würde ich sagen:
Viel Lärm um nichts! Die Berge haben gekreißt, und es wurde vielleicht ein
Biomauserl geboren. Dennoch werden wir dem Biomauserl zustimmen, und zwar
beiden Versionen. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Dipl Ing Stiftner.
Abg Dipl Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und
Herren! Es freut mich, gleich vorweg feststellen zu können, dass wir der
abgeänderten Version der Gesetzesvorlage heute unsere Zustimmung geben können
werden.
Unsere Fraktion war von Anfang an ein Verfechter des
Biosphärenparks Wienerwald, und wir haben uns in diesen Entstehungsprozess mit
der Zielsetzung eingebracht, daraus gemeinsam etwas Ordentliches zu machen.
Sie werden es nicht gerne hören, aber es entspricht
den Tatsachen, und deswegen darf ich es auch hier erwähnen, dass auch auf
Bundesebene etwas geschehen ist. Es waren ÖVP-Minister, unter deren Ägide
Meilensteine im Sachen Nationalparks und Biosphärenparks gesetzt wurden. Daher
sollten wir gemeinsam und sollte auch diese Stadtregierung erkennen, welche
Chance in diesem Biosphärenparkgesetz steckt, um dieser Stadt jene
Lebensqualität zu geben, die sie auch verdient. Es gibt nämlich nicht viele
europäische Städte, die das Glück haben, durch ihre Historie ein dermaßen
großes Angebot an naturnahen Erholungsgebieten innerhalb der Stadt aber auch
außerhalb der Stadt aufweisen zu können, und wir sollten jetzt gemeinsam
versuchen, diesen Einrichtungen auch den entsprechenden Stellenwert zu
verschaffen.
Seitens der Stadtregierung wird in
diesem Zusammenhang immer das Schlagwort “Umweltmusterstadt Wien“ verwendet,
unserer Meinung allerdings doch sehr zu Unrecht, sehr geehrte Damen und Herren!
(Zwischenruf von Abg Harry Kopietz.)
Es ist nämlich einer Umweltmusterstadt nicht sehr würdig, wenn man auf die
Errichtung eines Nationalparkzentrums beinahe
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