Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 42
Wir glauben, dass es nicht ausreichend ist, wenn im Unvereinbarkeitsausschuss darüber befunden wird, dass diese Nebentätigkeiten zulässig sind, sondern dass auch die BürgerInnen, für deren Geld immerhin wir hier sitzen, einen Anspruch darauf haben zu wissen, was die Abgeordneten zusätzlich zu ihrer Tätigkeit noch machen. Wir glauben weiters, dass diese Transparenz dazu beitragen kann, das Vertrauen zu den PolitikerInnen, das immer mehr sinkt, wieder zu heben. Diese Politikverdrossenheit und PolitikerInnenverdrossenheit ist es ja auch, die zu immer geringeren Wahlbeteiligungen führt.
Wir GRÜNE glauben, dass wir alle miteinander nichts
zu verbergen haben. (Abg Dr Wolfgang Aigner: Weil Sie ja nichts haben! -
Heiterkeit.) Wir haben ja auch im Unvereinbarkeitskollegium die
Nebentätigkeiten der verschiedenen Abgeordneten einstimmig zur Kenntnis
genommen. Wir beantragen aber hier, dass diese Tätigkeiten auch in geeigneter
Form veröffentlicht werden, zum Beispiel auf der Homepage der Stadt Wien oder
im Amtsblatt, weil auch die BürgerInnen ein Recht auf diese Information haben.
Da diese Tätigkeiten im Kollegium zur Kenntnis genommen wurden, kann es ja kein
Problem sein, über diese Tätigkeiten auch in der Öffentlichkeit zu berichten.
In diesem Sinne stellen wir daher einen Antrag, der
auf die Veröffentlichung dieser Nebentätigkeiten abzielt, und beantragen die
sofortige Abstimmung.
Wir glauben aber, dass es auch über das geltende
Unvereinbarkeitsgesetz hinaus noch Dinge gibt, die es wert wären, ans Licht der
Öffentlichkeit zu kommen. Es gibt sicherlich immer wieder Zuwendungen,
Geschenke, die wir erhalten, und... (Abg Johann Herzog: Was? - Abg Godwin
Schuster: Sie bekommen Geschenke? - Weitere Zwischenrufe.) Ich kann Ihnen
ein Beispiel dafür nennen. (Abg Harry Kopietz: Was machen Sie mit diesen
Geschenken?)
Ich habe zum Beispiel als Klubobfrau im
15. Bezirk von Herrn Ing Lugner - wie auch alle anderen dort im Bezirk -
jährlich eine VIP-Parkkarte für sein Parkhaus zugesandt bekommen. Ich habe mir
ausgerechnet, dass das einen Wert von 1 300 EUR darstellt, und habe
es selbstverständlich Herrn Ing Lugner zurückgeschickt mit dem Hinweis, dass
das ein Geschenk ist, das einen derart großen Wert hat, dass ich es nicht
ruhigen Gewissens annehmen kann. (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.) So
etwas würde ich mir eigentlich von allen KollegInnen hier in diesem Haus
erwarten.
Ich glaube auch, dass wir uns nicht dafür zu schämen
brauchen (Abg Godwin Schuster: Ich auch nicht!), wenn wir diese Dinge
auch in der Öffentlichkeit sagen. (Beifall bei den GRÜNEN. - Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Wir glauben - im Gegensatz zu manchen anderen -, dass
Transparenz kein Problem ist, sondern dass Transparenz im Gegenteil zu einem
besseren Verhältnis zwischen PolitikerInnen und BürgerInnen führen könnte und
dass nicht zuletzt die BürgerInnen auch ein Recht darauf haben.
Wir stellen daher einen
zweiten Antrag, und zwar den Antrag, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden
sollen, unter denen die Abgeordneten auf freiwilliger Basis mehrere Daten auch
veröffentlichen können, und zwar alles, was neben ihrer Tätigkeit im Landtag
ausgeübte Berufe und Betätigungen betrifft. Wir glauben, dass das eine wichtige
Frage ist, und wir wollen, dass diese Frage auch ernsthaft mit allen diskutiert
wird. Deswegen beantragen wir für diesen Antrag eine Zuweisung.
Es geht nicht darum, dass
man sich hier über irgendetwas lustig macht. Ich halte das für eine ernste
Frage, und ich glaube, wir haben alle miteinander nichts zu verbergen. Deswegen
kann ich mir auch nur vorstellen, dass alle unserem Antrag zustimmen werden. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Ich habe keine weitere Wortmeldung vorliegen. Damit ist die Debatte
geschlossen.
Die Frau
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin Abg
Rosemarie Polkorab: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Präsident!
Nach Beratung im
Unvereinbarkeitsausschuss am 1. März 2006 wurde der Betätigung von
Mitgliedern des Wiener Landtages in der Privatwirtschaft nach dem
Unvereinbarkeitsgesetz 1983 für die Wahlperiode 2005 bis 2010 einstimmig die
Zustimmung erteilt. Ich ersuche nun den Wiener Landtag ebenfalls um Zustimmung
laut Beilage 2/2006.
Zu den Anträgen möchte ich
noch Folgendes sagen. Die Meldungen der Landtagsabgeordneten werden vom
Verfassungsdienst der Magistratsdirektion genauestens geprüft, es gibt dafür
klare gesetzliche Richtlinien und Regeln. Ich bin nicht der Meinung, dass die
Politikverdrossenheit der Bevölkerung sich schlagartig ändert, wenn die
Beschäftigungsverhältnisse von Mitgliedern des Wiener Landtages in der
Privatwirtschaft im Amtsblatt der Stadt Wien und auf der Homepage der Stadt
Wien veröffentlicht werden. Daher empfehle ich, beide Anträge abzulehnen. (Oh-Rufe
bei den GRÜNEN. - Abg Mag Alev Korun: Schade!)
Im Übrigen bitte ich um
Zustimmung.
Präsident Johann Hatzl:
Wir kommen zur Abstimmung.
Ich bitte jene Mitglieder
des Landtages, die dem Antrag des Unvereinbarkeitsausschusses zustimmen wollen,
die Hand zu heben. - Diesem Antrag des Unvereinbarkeitsausschusses wird somit einstimmig
die Zustimmung erteilt.
Es liegen zwei
Beschlussanträge vor, eingebracht von den GRÜNEN.
Zunächst stimmen wir über
den ersten Beschlussantrag ab; ich verkürze es auf Teil 1, wie er hier
vorliegt, wobei die sofortige Abstimmung des Antrages verlangt wird.
Wer diesem Teil 1 bei
der sofortigen Abstimmung zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. -
Zugestimmt wird von den GRÜNEN, das ist nicht die erforderliche Mehrheit.
Ich komme zu dem Antrag der
GRÜNEN, der unter Teil 2 bezeichnet ist, wobei in formeller Hinsicht die
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