Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 42
wird, ist verantwortungslos! Das kann ich Ihnen sagen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Es ist nicht populär, über das Problem zu sprechen,
aber es ist ein riesiges Problem, die Schubhaft für Kinder. Sie haben es
angerissen, aber eine Lösung ist da nicht drinnen. Sie sagen, den Kindern darf
kein Unrecht geschehen. Gut, aber diese Kinder, die aufgegriffen werden, sind
am nächsten Tag wieder draußen am Stephansplatz und ziehen Geldtaschen. Ich
kann ja auch den Erwachsenen nicht andauernd Unrecht geschehen lassen, indem
sie sich dauernd räuberischen Banden dieser Kinder ausgesetzt sehen. Hier muss,
auch wenn es dem einen einmal wehtut, eingeschritten werden. Hier gehören
Überlegungen angestellt, ob Schubhaft unter solchen Voraussetzungen anzuordnen
ist. Denn es kann nicht wahr sein, dass man Diebsbanden, nur weil sie Kinder
sind, frei herumlaufen lässt.
Ich werde sie nicht mit Erwachsenen zusammensperren,
sie sollen nicht noch mehr lernen, als sie ohnehin schon können, aber ich muss
auch die Bürger davor bewahren, gegenüber solchen Kindern schutzlos zu sein.
Überlegen Sie sich die Position einer 80- oder 85-jährigen Frau mit ihrer
Handtasche, die von fünf solchen Kindern umgeben ist. Die kann sich gar nicht
wehren, außer sie riskiert, ihre Handtasche festzuhalten, hinzufallen, solche
Fälle gibt es zur Genüge, sich womöglich den Oberschenkel zu brechen oder
Ähnliches mehr. Hier geht es darum, nicht nur die Kinder zu schützen, sondern
vor solchen Auswüchsen auch die Gesellschaft zu schützen. Dann schützt man auch
die Kinder gleichzeitig mit. Das kann ich Ihnen sagen! (Beifall bei der
FPÖ.)
Gesamt gesehen, wäre es wichtiger, einen kürzeren
Bericht zu verfassen, der wirklich auf die wesentlichen Probleme eingeht, der
nicht irgendwelche Parolen in den Vordergrund stellt, der auch nicht
Schönfärberei betreibt und der nicht nur anreißt, sondern auch Lösungsansätze
anbietet. Erst wenn Sie das schaffen, werden Sie Ihren Verpflichtungen als
Jugendanwaltschaft gerecht werden und nachkommen können. Sie sind der
Jugendanwalt nicht nur dann, wenn Sie blind die Jugendlichen verteidigen,
sondern wenn Sie Situationen sehen, erkennen und Lösungen vorschlagen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Jerusalem. Ich erteile es ihr.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Berichterstatterin! Meine
Damen und Herren! Sehr geehrte Kinder- und Jugendanwälte!
Es ist schon die hohe Kunst der absoluten Ignoranz
von Kindern und Jugendlichen, wenn man aus jeder Präsentation des Berichts der
Kinder- und Jugendanwälte und aus jeder Jugenddebatte eine Kriminalitätsdebatte
macht. Aber es gelingt Ihnen alle Jahre wieder. Wie das Amen im Gebet wird,
wenn es um Jugendliche geht, von Ihrer Seite her auch über Kriminalität
gesprochen. Die Drogen sind mir abgegangen. Sie haben gar nicht über
Drogendelikte gesprochen. Das können Sie dann vielleicht noch nachholen. Ich
finde es jedenfalls unappetitlich. So viel zu den Freiheitlichen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es sind heute
auch einige Jugendliche, ich weiß nicht, ob zufällig oder absichtlich, zum Kinder-
und Jugendanwaltschaftsbericht da. Das heißt, die eigentlichen Fachleute in
dieser Angelegenheit hören zu.
Ich hatte vor wenigen Wochen die Gelegenheit, mit
Jugendlichen auch über einen dieser Berichte der Kinder- und Jugendanwaltschaft
zu sprechen. Wir sind draufgekommen, dass sich dieser Bericht, ich glaube, es
war der Bericht von 2004, den ich mir damals aus dem Büro geholt habe, sehr gut
als Lektüre eignet, um zu lesen, was die Kinder- und Jugendanwälte berichten
und um daraus auch Projekte zu entwickeln. Es ist ein mehrfach brauchbarer
Bericht.
Wir haben mittlerweile schon viele solcher Berichte.
Ich glaube, seit 1994 werden diese Berichte einmal jährlich präsentiert, also
eine ganz stattliche Anzahl schon. Man könnte jetzt einmal nur die Seiten
herauslösen, wo von Seiten der Kinder- und Jugendanwaltschaft Vorschläge
gemacht werden, wo uns faktisch Vorschläge gemacht werden, wo Vorschläge dazu
gemacht werden, was die Politik unternehmen soll und kann, um den Kindern und
Jugendlichen entgegenzukommen und auch deren Wünsche, aber auch Bedürfnisse
stärker zu berücksichtigen und umzusetzen.
Ich habe mir das ein bisschen über die letzten Jahre
angesehen. Ich möchte das jetzt nicht im Einzelnen aufzählen, aber ich muss
anmerken, dass zwar immer wieder Dinge sehr wohl umgesetzt und berücksichtigt
werden, dass aber die Zahl der Vorschläge, die nicht aufgegriffen werden, schon
deutlich in der Mehrzahl ist und dass es sinnvoll wäre, diese Vorschläge auch
umzusetzen. Das ist das, was die GRÜNEN in dieser Debatte auch vorschlagen
möchten.
Die Diskussion um das Planen und Bauen in geförderten
Wohnbauprojekten führen wir seit zehn Jahren immer wieder. Da werden
Arbeitskreise zwischen magistratischen Abteilungen und der Kinder- und
Jugendanwaltschaft und überhaupt viele Arbeitskreise eingerichtet. Im
Verhältnis zu dem, was da schon alles vorgeschlagen und gearbeitet wurde, kommt
bei der Sache nichts heraus. Deswegen finden wir es auch in jedem Bericht
wieder. Ich denke, in diesem Punkt muss die Stadt schleunigst etwas
weiterbringen, weil sonst ist es schön langsam wirklich unter der Kategorie
Schande einzuordnen. So kann das sicher nicht weitergehen.
Ich möchte zwei Dinge hervorheben:
Erstens, ganz generell gesehen, quer durch all diese
Berichte zieht sich das meiner Meinung nach durch, es gibt zu wenig Geld für
sozial benachteiligte Jugendliche. Das ist eine Kritik, die sich diese Stadt
gefallen lassen muss. Da wird am falschen Platz gespart. Da könnte sehr viel
getan werden. Ich schlage daher vor, dass man einen eigenen Budgetposten
einrichtet, wo Geld - ich sage jetzt nicht wie viel, schauen wir, wie viel das
sein kann - drinnen ist, das ausschließlich dazu verwendet wird, die Lage von
Kindern und Jugendlichen aus sozioökonomisch sehr schwachen Familien zu unterstützen
und zu fördern.
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