Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 42
mit entsprechendem muttersprachlichen Hintergrund in Türkisch oder in einer Sprache der ehemaligen Balkanstaaten genommen werden. Entspricht das den Tatsachen?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Landtagsabgeordneter! Ihre Frage ist einfach zu beantworten: Nein.
Präsident Johann Hatzl: Die letzte
Zusatzfrage hat Frau Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Landeshauptmann! Ich war natürlich weit davon entfernt,
von Ihnen zu verlangen nachzuweisen, dass Sie kein Bettnässer sind. Ich wüsste
auch nicht, wie Sie das machen sollten.
Lhptm Dr Michael Häupl (unterbrechend): Eben.
Abg Susanne Jerusalem (fortsetzend):
Aber andere Dinge haben ja eine politische Kategorie im Unterschied vom
Bettnässen, ja. Es ist sehr wohl politisch, ob Menschen mit Parteibuch einen
Vorteil haben gegenüber jenen, die kein rotes Parteibuch besitzen. Da muss man
schon sehr vorsichtig sein und ich glaube, das wäre Ihnen auch recht. Ich habe
übrigens Namen von solchen Lehrern. Man sollte durchaus einmal vielleicht
Offenheit herstellen. Aber es geht nicht einmal nur um das rote Parteibuch,
sondern mittlerweile auch um die Gleichbehandlung, also um die Frauen.
Wir haben nämlich herausgefunden, dass zum Beispiel,
wenn unter diesen Tausenden, die da jetzt mittlerweile auf einen Posten warten,
sich ein Mann um einen Posten bewirbt, diesen bekommt, weil er ein Mann ist.
Das ist vom Gleichbehandlungsgesetz noch ganz weit weg. Also das ist eine
völlige Umkehr des Gleichbehandlungsgesetzes. So als stünde da drinnen, ein
Mann muss bevorzugt behandelt werden.
Jetzt kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie damit
einverstanden sind, dass mit einem Landesgesetz, also mit dem
Gleichbehandlungsgesetz, in dieser Form umgegangen wird.
Ich möchte Sie fragen: Wie stehen Sie dazu, dass bei
der Anstellung von Junglehrern Männer explizit bevorzugt werden?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte
Frau Abgeordnete! Zunächst einmal ließe sich möglicherweise ein längerer
philosophischer Diskurs darüber entwickeln, inwiefern Bettnässen nicht doch
etwas mit Politik zu tun hat. Wir wollen das heute auslassen, was mir ein
bisschen Leid tut, nicht ganz so Leid, wie dass ich nicht zum Petitionsrecht
sprechen darf. Aber wollen wir das heute hintanstellen.
Was Ihre unmittelbare Frage
betrifft, Einhaltung des Gleichbehandlungsgesetzes, so ist das natürlich eine
ganz andere Geschichte. Ja, selbstverständlich. Ich kann zur Stunde und von
diesem Ort hier Ihre Feststellungen nicht nachvollziehen und kann mir noch
weniger, als ich es mir selbst vorstellen kann, vorstellen, dass die Frau
amtsführende Präsidentin einer solchen Vorgangsweise ihre Zustimmung erteilt
hat. Wir werden uns das daher anschauen, denn selbstverständlich bin ich der
Auffassung, dass das Gleichbehandlungsgesetz kein leeres Gesetz zu sein hat,
also nicht eines, das nur am Papier steht, sondern selbstverständlich Realität
zu sein hat. Das soll außer jedem Zweifel stehen.
Präsident Johann Hatzl: Danke, damit ist auch die fünfte, in Wirklichkeit
vierte Frage des heutigen Tages abgeschlossen. Wir haben keine weiteren
Anfragen vorliegen.
Ich darf in der Zwischenzeit mitteilen, dass sich die
Entschuldigung der Frau Abg Kato aufgehoben hat, weil sie in der Zwischenzeit
auch anwesend ist. Dafür ist der Abg Hundstorfer entschuldigt, der sich noch
bei einem Termin beim Finanzminister befindet, wie ich gehört habe. (Heiterkeit
bei ÖVP und FPÖ.)
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der Grüne Klub
im Rathaus hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema “Der BAWAG-Skandal und seine
Auswirkungen auf das Land Wien“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß
§ 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte nunmehr die Erstunterzeichnerin, die Frau
Abg Vassilakou, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre
Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Die Frau Abgeordnete ist am Wort.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Präsident. Verehrte, spärlich anwesende, Damen und Herren,
ganz besonders von der SPÖ!
Der Titel unserer Aktuellen Stunde ist, ich gebe
schon zu, ein bisschen voreilig gewählt worden. Also vielmehr sollte es heißen:
Das BAWAG-Prinzip auf Wien übertragen. Und es macht in der Tat Sinn, sich damit
auch auf Wiener Ebene auseinander zu setzen, denn die Vorkommnisse rund um die
BAWAG und den ÖGB sind in der Tat kein Einzelfall. Es ist ein Prinzip und es
zieht sich durch bis hin zum Land Wien.
Und es ist kein Zufall, meine
Damen und Herren ganz besonders von der SPÖ, dass Sie dieser Tage an einem
ziemlich großen Problem zu nagen haben: Sie haben an Glaubwürdigkeit verloren,
Sie haben massiv an Glaubwürdigkeit verloren! Und das sagt nicht die Vassilakou
von hier aus, sondern das sagen die Leute da draußen auf der Straße. Und für
den Herrn Bürgermeister muss das ganz besonders bitter sein, denn ich zitiere
ihn von vor wenigen Monaten, als er sagte, also Häupl-Zitat: „Wir brauchen
Gegenkonzeption zum Neoliberalismus.“ und er monierte, dass die Renditen von
Finanzanlagen höher seien als die von Realinvestitionen. So Häupl vor wenigen
Monaten. Und was macht die hauseigene Bank der SPÖ? Ich sage bewusst, die
hauseigene Bank, die Vorzeigebank der SPÖ, deswegen, meine Damen und Herren,
denn Sie agieren schon seit Jahren nach dem Prinzip der Gleichung: SPÖ ist
gleich Gewerkschaften ist gleich Kammern ist gleich ÖGB ist gleich BAWAG. Und
es ist deshalb auch kein Zufall, dass Ihnen genau jetzt diese Vorkommnisse rund
um die BAWAG auf den Kopf fallen. Es ist natürlich die Umkehrung der
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