Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 78
stehen wir den Garagenprojekten grundsätzlich
wohlwollend gegenüber. Ich muss in diesem Zusammenhang aber doch anmerken, dass
wir auch auf die richtige Abwicklung solcher Projekte großen Wert legen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wichtig ist uns in diesem Zusammenhang auch die
Bürgerbeteiligung, mit welcher eine Akzeptanz der Garagenprojekte hergestellt
werden sollte, ohne die es wohl in Zukunft kaum eine Sicherstellung für die vorgesehenen
Garagenprojekte geben kann. Für die Vorgangsweise puncto Bürgerbeteiligung ist
das Projekt Bacherplatzgarage geradezu ein Negativbeispiel.
Grundsätzlich beginnt die Bürgerbeteiligung in meinen
Augen schon bei der Auswahl des Standortes, und ich glaube, man kann nicht nur
immer Parkanlagen und architektonisch gestaltete Plätze als Ort für
Garagenplätze und Projekte aussuchen. Vielmehr sollte man überlegen, im Zuge
von Neubauprojekten die Errichtung von solchen Parkplatzanlagen für die Bezirksbevölkerung
mitzuplanen. Darüber sollte man diskutieren! Aber auf jeden Fall sollte die
Bevölkerung schon bei der Standortauswahl mit einbezogen werden.
Das erfordert echte Bürgermitbeteiligung, mit der
sich die Stadtregierung nach jahrzehntelanger Regierungsmacht nicht nur im
Bereich des Garagenbaus recht schwer tut. Das Projekt Bacherplatz ist ein
Schulbeispiel, wie die Mehrheitsmacht vor allem in Ihren Mehrheitsbezirken
angewandt wird. Hier hat ein Bezirksvorsteher geglaubt, er kann seine Bürger
zwangsbeglücken, und ist über die Anrainer auf Wienerisch d’rüberg’fahr’n. (Beifall
bei der ÖVP.)
Unterstützt wurde er dabei von einer Wiener
Stadtplanung, die ihre Überzeugungsstrategien etwas subtiler, aber nicht viel
glaubwürdiger mit einer nicht im Detail wissenschaftlich nachvollziehbaren
Verkehrszählung untermauert hat.
Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang an das
Versteckspiel und die planerischen Überlegungen zu den Baumfällungen, die im
Zuge des Garagenbaus angekündigt wurden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie wir aber
gestern gehört haben, neigt die Verkehrspolitik dieser Stadt ohnedies zu
brutalen Alleingängen gegen die Bürger. Die Art der Einführung von
Tempo 50 ist durchaus mit der Vorgangsweise auf dem Bacherplatz
vergleichbar und entspricht damit durchaus dem Stil, mit dem Sie in der
Verkehrspolitik mit den Wienern umgehen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem wir die
Idee der Volksgaragen sehr befürworten, halten wir Ihre Vorgangsweise bei der
Bacherplatzgarage aus zwei Gründen für unakzeptabel, nämlich weil Sie der
Bezirksdemokratie Schaden zugefügt und gleichzeitig die Idee des
Bürgerparkplatzes ad absurdum geführt haben.
Genau so wie bei Tempo 50 haben Sie bei der
Bacherplatzgarage probiert, wie weit Sie mit entsprechender kommunaler
Brachialgewalt gehen können. Erst nachdem sich sehr viel Unwillen, sehr viel
Unmut und sehr viele Emotionen angesammelt haben, haben Sie dann
plötzlich – so lesen wir es heute in der Zeitung – die Notbremse
gezogen. Für Sie ist das ein wenig eleganter als bei Tempo 50, weil Sie
die Entscheidung plötzlich der Baufirma überlassen haben, als wäre dies eine
politische Institution, die über Bürgerwünsche entscheiden darf.
Der vorläufige Schlusspunkt der Geschichte der
Bacherparkgarage ist aber auch ein Tiefpunkt der kommunalen Mitbestimmung, denn
jetzt, nachdem sich spontan eine Bürgermitbeteiligung gebildet hat, werfen Sie
die heiße Kartoffel einer Baufirma zu. Unserer Meinung nach hätte es auch
anders gehen können. Das Hin und Her mit Gutachten und Stellungnahmen des
Bezirksvorstehers, die Beschwichtigungsversuche der SPÖ-Verantwortlichen bei
diesem Projekt, kurz, Ihre ganze Vorgangsweise hat nichts mit
Bürgermitbeteiligung zu tun, sondern ist Bürgerentmündigung gewesen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ihre Rechnung, die darauf abzielen sollte, den
ruhenden Verkehr zum Wohle der Bezirksbürger zu organisieren, wäre besser
aufgegangen, wenn Sie den Weg echter Mitbestimmung und Mediation gegangen
wären. Wenn wir nun wissen, dass Garagenbau ein Emotionsthema ist, warum
bereiten Sie nicht endlich mit Mediationsspezialisten das Feld für
Garagenbauentscheidungen in den neuralgischen Bezirken vor?
Schauen Sie einmal, was der Flughafen Schwechat in
die Bürgermitbeteiligung investiert hat! Und dann schauen Sie, was Sie im
Gegensatz dazu getan haben! – Daher lautet unsere Forderung, bei den
nächsten Garagenprojekten die Bevölkerung schon einzubinden, lange bevor die
Menschen das Projekt aus der Zeitung erfahren.
Wenn es notwendig ist, sollen allerdings
Mediationsteams gebildet werden, die eine wirkliche Integration der Bevölkerung
in die Projektvorbereitung zulassen und für vertrauensbildende Maßnahmen in
Richtung der betroffenen Anrainer sorgen. Das wären unser Wunsch und unsere
dringende Empfehlung zu der heutigen Dringlichen Anfrage. (Abg Dr Herbert Madejski: Warum haben Sie das nicht schon vier
Jahre früher gemacht? Ich frage Sie: Haben Sie geschlafen?)
Für das Projekt Bacherplatz wünsche ich mir nur, dass
Sie die Situation nicht schon so verkompliziert haben, dass selbst eine
Mediation nichts mehr nützt! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist Frau Abg Frauenberger.
Abg Sandra Frauenberger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie Sie wissen, ist der Bau der Volksgarage unter dem
Sportplatzbereich des Bacherplatzes ein Teil der politischen Diskussion seit
dem einstimmigen Beschluss in der Bezirksvertretung – ich betone: Seit dem
einstimmigen Beschluss in der Bezirksvertretung! – zu den neuen
Bezirksleitlinien bereits im Jahr 1997.
Zur spontanen BürgerInnenbeteiligung. Im Februar 2002, also
fast vor vier Jahren, wurde die Errichtung der
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