Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 78
Der Wille muss objektiv nachvollziehbar sein, und es darf nicht der Manipulation Tür und Tor geöffnet werden. Wenn das gewährleistet ist, bin ich für alles offen.
Die Frage der Verbindlichkeit solcher Ereignisse für
den Wiener Landtag oder den Gemeinderat werden wir sicherlich in Konnex mit
dementsprechenden Bestimmungen auf Bundesebene behandeln. Wir halten uns nicht
immer daran, wie beispielsweise beim Minderheitenrecht für
Untersuchungsausschüsse. Aber gelegentlich sollte man schon dafür sorgen, dass
wir zu einer einheitlichen Regelung kommen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön.
Wir kommen zur 2. Zusatzfrage: Herr Abg Mag Chorherr.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Ich möchte mich auf das Wesentliche beschränken: Sie,
aber auch Vertreter aller Fraktionen haben nach der Wahl die geringe
Wahlbeteiligung angesprochen. Es standen auch einige Vorschläge im Raum, wie
man die Wahlbeteiligung heben kann.
Dafür gibt es eine sehr einfache Maßnahme, die Sie
jetzt angesprochen haben. Ich habe nur immer das Gefühl, dass das uns alle
betrifft, dann aber wieder verebbt, bis man am nächsten Wahltag wieder den
Schreck bekommt. Es geht um die Anfragen, die Sie und wir vor jeder Wahl
bekommen, in denen die Leute sagen: Ich bin an diesem Sonntag leider nicht in
Wien. Wie ist das mit Wahlkarten? Und dann kommen die bekannten Ausreden, warum
es nicht geht.
Ich gehöre zu denen, die das Wahlgeheimnis für extrem
wichtig halten. Es gibt bereits einen Vorschlag, zu dem es offensichtlich
breiteren Konsens gibt, dass man – wie auch in anderen Fällen
möglich – bereits zwei Wochen vor der Wahl in Wien seine Stimme abgeben
kann, also nicht nur an einem Tag, sondern länger. Das kommt all jenen zugute,
die auf Urlaub oder Dienstreisen sind, denn wir sind jetzt nun einmal eine
mobilere Gesellschaft. Es ist dies meiner Meinung nach ein sehr intelligenter,
schlauer, guter Vorschlag, der auch nicht parteipolitisch irgendwie vereinnahmt
wird, und genau auf diesen möchte ich mich jetzt konzentrieren. Wenn Sie das
jetzt nämlich positiv beantworten – was ich hoffe! –, dann steht
einem breiteren und konkreten Antrag, der das wirklich umsetzt, vielleicht
nichts im Wege.
Zur Wahrung der geheimen Wahl im Rahmen der
derzeitigen bundesgesetzlichen Möglichkeiten: Sind Sie dafür – und wenn
ja, in welchem Ausmaß? –, dass, wie anderswo möglich, beginnend
beispielsweise 14 Tage vorher, an einigen bürgernahen Stellen in Wien
bereits die Wahl abgegeben werden kann, mit dem Ziel, dass allen, die wählen
wollen, das auch ermöglicht wird, wissend, dass viele erst darüber nachzudenken
anfangen, wenn die Wahl am nächsten Sonntag ist?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Zunächst
einmal: Man weiß, dass ich persönlich Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der Wahlbeteiligung
führen, außerordentlich positiv gegenüber stehe. Überhaupt gar keine Frage,
dass das für mich ein grundsätzliches und wesentliches Thema ist. Das
bestreitet auch in den diesbezüglichen Diskussionen de facto niemand. Ich weiß,
dass es durchaus vernünftige und zielführende Gespräche über einzelne Maßnahmen
und Vorschläge gibt, darunter auch über den jetzt wiederholten Vorschlag, der
hier gemacht wurde.
Ich möchte in einer Fragestunde jetzt nicht
präjudiziell in diese aus meiner Sicht durchaus positiv verlaufende Diskussion
eingreifen. Ich kann aber versprechen, dass ich mich sicherlich darum kümmern
werde, dass das nicht im Sande verläuft und dass wir nicht in fünf Jahren
beziehungsweise in vier Jahren und acht Monaten wieder vor der Situation
stehen, dass die Wahlbeteiligung beispielsweise bei 60 Prozent bleibt oder
noch weiter hinunter geht und es zu Verhältnissen wie in anderen europäischen
Ländern kommt und wir dann beklagen, dass wir diesbezüglich nichts
zusammengebracht haben. Das ist mir ein sehr wichtiges Anliegen, und daher
denke ich, dass wir da auch zu einem guten Ergebnis kommen werden, von der
Frage eines zusätzlichen Wahltags bis hin zu anderen Fragen. Ich darf daran
erinnern, dass es beispielsweise betreffend eine briefwahlähnliche Form schon
Konsens im Gemeinderat gegeben hat. Soweit ich mich erinnere, hat es dazu einen
einstimmigen Beschluss gegeben. Ich denke, dazu gibt es eine Reihe von
Ansatzpunkten, die man vernünftig weiterentwickeln kann.
Trotzdem: All das sind Maßnahmen, mit denen man
sozusagen die technischen Rahmenbedingungen verbessert. Ich persönlich wundere
mich nicht, wenn monatelang getrommelt wird, dass die Wahl ohnehin schon
entschieden ist und die Frage in den Raum gestellt wird, wofür man dann
eigentlich hingeht, dass dann so und so viele nicht hingehen! Dass das
mehrheitlich Wähler der Sozialdemokratischen Partei sind, bedaure ich
besonders, aber wundern tut es mich so nicht. Daher gehe ich davon aus, dass
man auch politische Argumente in diese Diskussion einbringen müssen wird, und
da gehe ich davon aus, dass diese sehr unterschiedlich sein werden.
Versuchen wir also, uns auf diese organisatorischen
Maßnahmen zu konzentrieren, denn da lässt sich, glaube ich, Konsens finden, und
das durchaus binnen Jahresfrist.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön.
Wir kommen zur 3. Zusatzfrage. Herr Abg
Dr Ulm, bitte.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr
Landeshauptmann!
Ich möchte gerne bei
diesem Thema bleiben und in dieselbe Kerbe schlagen wie Herr Kollege Chorherr.
Es gibt
nämlich schon ein Landesgesetz, das die Wahl an mehreren Tagen vorsieht, und
zwar für eine Wahl, die jetzt im Frühling in diesem Haus ins Haus steht,
nämlich für die Personalvertretungswahlen. Im Wiener Personalvertretungsgesetz
ist das bereits vorgesehen, und vielleicht ist das einer der Gründe, warum die
Wahlbeteiligung bei den Wiener
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