Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 64
Krankenanstaltenverbunds und es wird hier auch immer
vollmundig davon gesprochen, dass diese Sparpotentiale endlich aufgegriffen
werden.
Wie gesagt, vor neun Jahren hatten wir ein
interessantes Papier. Ich will gar nicht von den Spitalsschließungen sprechen,
die hier angeführt sind. Für die Semmelweis-Klinik sollten schon damals
Überlegungen gemacht werden, wie sie geschlossen wird. Wir haben sie heute noch
nicht geschlossen und es wird jetzt wieder darüber gesprochen, in welcher Art
und Weise das gemacht werden soll.
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine halbe Minute.
Abg Mag Helmut Kowarik (fortsetzend):
Unabhängig davon - statt dass man das eine oder andere, was schon längst
überfällig wäre, verwirklicht, geht man her und erhöht hier beinhart diesen
Spitalskostenbeitrag.
Es hat für mich auch den Anschein, ich habe mir das
ausgerechnet, dass die heutige Landtagssitzung nicht zuletzt deshalb einberufen
wurde, um hier noch rasch vor den Wahlen, noch entfernt vom Wahltermin.
Präsident Johann Hatzl (nochmals
unterbrechend): Herr Abgeordneter, zum Schlusswort bitte.
Abg Mag Helmut Kowarik (fortsetzend):
…diese Erhöhung durchzubringen. Am 29. wurde das eingebracht und innerhalb von
zwei Monaten ist es zu erledigen. Gut, das wäre am 30. Juni auch noch
möglich gewesen.
Tatsache ist und da kann man daran rütteln wie man
will, es ist eine unsoziale Erhöhung und wir wehren uns heftigst dagegen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Ich darf für
die weiteren Wortmeldungen in Erinnerung bringen, dass sich die Damen und
Herren Abgeordneten nur einmal zum Wort melden dürfen und die Redezeit mit fünf
Minuten begrenzt ist.
Als nächste Rednerin hat sich Frau Abg Pilz gemeldet.
Sie hat das Wort.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Danke, Herr Vorsitzender! Meine geschätzten Kolleginnen und
Kollegen!
Herr Kowarik hat für die FPÖ eine Aktuelle Stunde ausgerufen,
wo von der FPÖ der Spitalskostenbeitrag zum Thema gemacht wird - für mich ja
nun schon ein bisschen seltsamerweise -, denn man darf ja nicht vergessen, dass
es die 15a-Vereinbarung war, die Ihre Bundesregierung beschlossen hat, die
diese Option aufgemacht hat, dass man den Ländern die Möglichkeit frei gibt,
den Spitalskostenbeitrag anzuheben. Also wenn Sie das so gar nicht gewollt
hätten, dann hätten Sie bei Ihrer eigenen Regierungsfraktion gleich die Sperre
- hier werden wir überhaupt nichts wollen und tun – durchgesetzt. Das wäre
konsequente Politik gewesen! Jetzt ist es halt schon ein bisschen heuchlerisch,
dieses Thema hier zum Thema zu machen!
Nichtsdestotrotz haben sich die GRÜNEN und werden
sich die GRÜNEN ganz ausdrücklich und auch heute und hier gegen alle Maßnahmen
aussprechen, die einseitig und ungerecht die Kranken belasten. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Es ist eine Binsenweisheit der Gesundheitsexperten
und -expertinnen, dass die Belastung der Kranken, die Belastung der Menschen zu
dem Zeitpunkt, wo sie das Gesundheitssystem, zu dessen Finanzierung sie durch
ihre Beiträge ja weiß Gott ihren Anteil beitragen, genau der falsche Weg ist
und man sie dann bestraft, wenn sie das Spital brauchen.
Frau StRin Brauner hat heute in der Fragestunde schon
gemeint, die Gefahr ist nicht so groß, denn es wäre hier bezüglich der sozialen
Verträglichkeit ohnehin eine Sicherung eingezogen. Na, das wäre ja noch
schöner, wenn Sie auch noch die ganz, ganz Armen dieser Stadt mit diesem
Beitrag belasten würden! Aber auch für die Mittelschicht und für die unteren
Einkommensgruppen, die keinen Sozialpass haben, Frau Stadträtin, ist dieser
Spitalskostenbeitrag ein weiterer Baustein zur katastrophalen Belastung der
Menschen im Gesundheitssystem und da tragen Sie jetzt, so wie die
schwarz-blau-orange Bundesregierung, ihren Teil zur falschen Politik bei.
Ich habe vor kurzem mit einer Apothekerin gesprochen,
die gesagt hat, dass die Menschen oft verzichten, sich ein Medikament
abzuholen, weil die Rezeptgebühr für sie schlicht zu hoch ist. Das ist schlimm
genug, das hat die Bundesregierung zu verantworten! Wenn Sie es jetzt
verantworten, dass sich eine Familie überlegen muss, ob sie es sich leisten
kann, dass ein Familienmitglied ins Spital geht, weil hier der Spitalskostenbeitrag
zu entrichten ist, dann ist das eine Bankrotterklärung der Gesundheitspolitik
in dieser Stadt! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es gibt weiß Gott Alternativen und wir haben heute in
der Fragestunde schon darüber gesprochen, dass Sie bis jetzt nicht im Stande
waren, die Einsparungs- und Rationalisierungspotentiale im Gesundheitssystem
wirklich anzugehen. Es ist auch kein Wunder, warum Sie das nicht tun, denn da
müssten Sie die Menschen, die in dieser Stadt sehr viel haben, zur Kasse
bitten: Führungsschichten im Krankenhausbereich und gut verdienende Ärzte und
Ärztinnen. Stattdessen ist es ganz einfach, die Kranken zu belasten. Und Sie
verzichten auf die dringend notwendige und längst schon geforderte Reform der
Akutbetten.
Frau Stadträtin, Sie reden davon, dass Sie die
Akutbetten abbauen, Sie tun es nur nicht. Ihr Spitalskonzept beschränkt sich
leider auf die Mitteilung der Errichtung des Nordkrankenhauses. Dem stehen wir
nicht im Weg, Frau Stadträtin, denn es ist sinnvoll, in Transdanubien
auszubauen und daher kann ich auch den Antrag der GRÜNEN im 22. Bezirk
verstehen, dass sie sagen, sie wollen einen vierten Bettenturm. Es sind
Floridsdorf und Donaustadt tatsächlich noch nicht ausreichend versorgt. Aber
diese Versorgung muss durch Verlagerung, Frau Stadträtin, erfolgen und das wird
die Semmelweis-Klinik und die Orthopädie nicht leisten können, denn man braucht
nur Ihre Rechnung über die Ausbaupläne des Nordkrankenhauses nachvollziehen,…
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine halbe Minute.
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