Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 64
auch sozial Schwächeren die Möglichkeit bietet, jene Bildungseinrichtung in Anspruch zu nehmen, und insgesamt ein soziales Netz zu haben, das zwar keine Gesetze hat, aber trotzdem sehr, sehr effizient ist.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön.
Die 2. Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin! Die GRÜNEN haben sich auch gegen das Familienförderungsgesetz
ausgesprochen, einfach deswegen, weil wir anderen Instrumenten der
Sozialpolitik den Vorzug geben.
Ich möchte aber jetzt die Fragestunde dazu nutzen, um
darauf aufmerksam zu machen, dass es mitten im reichen Wien auch Kinderarmut
gibt und wir der Meinung sind, man sollte diese Kinderarmut bekämpfen. Jetzt
müssen wir feststellen, dass es die Instrumente, die es bereits gibt in Wien –
Sie haben ja einige davon aufgezählt – bislang nicht geschafft haben, die
Kinderarmut in Wien zu beseitigen oder wirksam zu bekämpfen.
Meine Frage lautet daher: Was wird Wien tun, um
Kinderarmut weiter zu bekämpfen?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin, bitte.
LhptmStin Grete Laska: Nun, zu
allererst, damit dann nicht an Hand eines Protokolls der Eindruck entsteht,
dass Ihre jetzt aufgestellte These einfach so zur Kenntnis genommen wurde und
mit einer Beantwortung Sie das erreicht hätten, was ja immer wieder der
Hintergrund von diesen Fragestellungen oder Statements ist, nämlich ein
allgemeines Bekenntnis ohne nähere Differenzierung zur Tatsache Ihrer
Feststellung, es gibt Kinderarmut in Wien. Sie wissen haargenau, dass wir hier
eine Differenzierung für nötig halten, dass es unterschiedlichste Definitionen
von Armut insgesamt und damit auch im Speziellen von Kinderarmut gibt und dass
man mit solchen Begrifflichkeiten, mit solchen Definitionen und damit auch der
Festlegung, wer zu dieser von Ihnen definierten Zielgruppe gehört, sehr
vorsichtig und behutsam umgehen muss.
Aber das, was Wien grundsätzlich tut, um
sicherzustellen, dass niederschwellig auf der einen Seite, kosten-günstig bis
kostenlos auf der anderen Seite vor allem jene gesellschaftlichen
Möglichkeiten, die in vielen anderen Bereichen mit großem Geldeinsatz zur
Verfügung stehen, ist im Bereich der Kinder und Jugendlichen sehr einfach
genannt. Es gibt eine ganze Fülle von Maßnahmen im Bereich der MA 13, die
dazu beitragen, dass Eltern mit Kindern und auch Kinder und Jugendliche allein
in Wien Angebote in Anspruch nehmen können, die einfach dazu beitragen, dass
sie am kulturellen Geschehen, am Bildungsgeschehen, aber auch am Freizeitgeschehen
dieser Stadt teilhaben können, ohne finanzielle Aufwendungen dafür zu haben.
Auch das sind die Punkte, die bei einer sehr weit
ausgelegten Armutsdefinition, die Sie ja immer anwenden, zum Tragen kommen. Und
wie ich meine, hat Wien sowohl in den Bereichen, die ich zuerst angesprochen
habe, aber auch in diesen Bereichen ein Maßnahmenbündel, das genau unseren
Grundsätzen entspricht, nämlich Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit in
allen Lebensbereichen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön.
Wir kommen zur 3. Zusatzfrage: Frau Abg Lakatha.
Abg Ingrid Lakatha
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin! Sie haben ja gerade vorher erwähnt, dass
die Rechtsabteilung der Magistratsdirektion im Jahre 1999 festgestellt hat,
dass es den einzelnen Ländern unbenommen ist, ein Familienförderungsgesetz zu
beschließen. Und gerade im Jahre 1998/1999 vor allem gab es meines Erachtens
damals sehr ernstzunehmende Gespräche zwischen den einzelnen Fraktionen. Es
waren auch sehr, sehr viele Vereine eingebunden, und ich hatte eigentlich den
Eindruck, dass auch Sie damals interessiert waren am Zustandekommen eines
solchen Gesetzes, auch wenn die GRÜNEN anderer Meinung waren.
Meine Frage an Sie ist, weil ich ja nicht annehme,
dass Sie sich über Familien keine Gedanken machen und Sie nicht für Sie
eintreten wollen: Warum sind die Verhandlungen damals sang- und klanglos
abgebrochen worden und dann eigentlich in der neuen Periode nicht wieder
aufgenommen worden?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin, bitte.
LhptmStin Grete Laska:
Also für diesen Hinweis, sehr geehrte Frau Abgeordnete, bin ich sehr dankbar,
denn ich weiß noch haargenau, wie die Diskussion damals in diesem Arbeitskreis
oder in dieser Gruppe gelaufen ist, weil die nämlich gerade in dem Punkt der
gesetzlichen Regelung zu keinem Ergebnis geführt hat, sondern es wurde sehr
intensiv über die verschiedenen Maßnahmen diskutiert, auch mit den
Organisationen, Institutionen und Vereinen, die in Wien ja mit dazu beitragen,
dass es jenes große Feld und jene große Breite an Maßnahmen gibt und seitens
der Stadt auch die dementsprechenden Förderungen dazu. Aber genau diese Gruppe,
die sich damals sehr ernsthaft und auch mit meinem sehr intensiven Interesse
damit beschäftigt hat, ist zu dem Schluss gekommen, dass auf Grund der
Tatsache, dass die gesetzliche Regelung auf Bundesebene erfolgen müsste, eine
Wiener gesetzliche Regelung keinen Sinn macht. Das war sozusagen der Abschluss
dieser Gruppe damals. Aber daraus abgeleitet wurden viele, viele Maßnahmen, die
wir seinerzeit noch gemeinsam durchgeführt haben, in weiterer Folge
fortgesetzt, wie ich meine, durch unsere und die gemeinsame Beschlussfassung
teilweise auch hier im Hause, auch wenn es die Koalition nicht mehr gegeben
hat, wodurch die Grundsatzabsicht, nämlich die Familienfreundlichkeit Wiens für
die Zukunft sichergestellt zu wissen, tatsächlich auch umgesetzt wurde.
Das heißt, auf der einen Seite ist
die Frage, was kann man tun und wo ist es sinnvoll, gesetzliche Regelungen zu
haben, und wo ist es effizienter, Regelungen zu treffen, die tatsächlich den
Familien helfen. Ich denke mir, das Zweite tun wir. In vielen, vielen Bereich und
auf gesetzlicher Ebene sind wir uns, glaube ich, auch einig, dass wir uns viele
Maßnahmen wünschen, zum Beispiel ein einheitliches Gesetz auf Bundesebene, das
die
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