Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 79
deshalb schwierig, weil wir formal keine Handhabe
haben. Man kann nur an Herrn Gudenus, an ihn persönlich, appellieren, an sein
Gewissen, dass ihm klar sein sollte, welchen Schaden er der Republik Österreich
und dem Land Wien durch ein Verbleiben in seiner Funktion anrichtet. In diesem
Sinne, Herr Gudenus, tun Sie, gerade als jemand, der auch als Offizier mehrere
Eide auf diese Republik geleistet hat, dieser Republik einen guten Dienst und
legen Sie Ihr Mandat so rasch wie möglich zurück. (Beifall bei der ÖVP, bei
den GRÜNEN und von Abg Godwin Schuster.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Herr Abg Strache.
Abg Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Opfer von gestern verdienen unseren Respekt, unsere
Anerkennung und auch ein Gedenken in Würde. Und gerade um die Zeit des
sechzigsten Jahrestages der Gründung der Zweiten Republik ist es das Gebot der
Stunde, dass wir diese Menschlichkeit auch sicherstellen, in unserer heutigen
Zeit und auch mit Würde daran gedenken, was es für Zeiten gegeben hat, wo
Massenmorde, Menschenrechtsverletzungen gang und gäbe, ja System waren und wir
nicht zulassen können, dass man diese relativiert, in Frage stellt, und das
auch zum wiederholten Male, wo wir in der heutigen Demokratie dafür Sorge
tragen müssen, dass sich so etwas nie mehr wiederholen kann.
Das ist
eine Verantwortung, die wir alle haben. Dieser Verantwortung kommen auch alle
in diesem Haus nach - und das möchte ich betonen -, wenn alle in diesem Haus
zum Ausdruck bringen, dass jemand, der so etwas sagt, nicht Vertreter dieses
Hauses sein kann und auch nicht Vertreter eines anderen Hauses, nämlich in dem
Fall des Bundesrates, sein kann.
Ich halte
für mich als Obmann der Freiheitlichen Partei Österreichs fest, dass ich,
nachdem ich diese Aussage gehört habe, umgehend - und zwar nicht nach einem
Tag, nach zwei Tagen, nach einer Woche oder nach 14 Tagen, sondern
umgehend, in der Minute - das Gespräch mit Herrn Bundesrat Gudenus geführt habe
und auch in der Minute festgemacht habe, dass das bei uns in der Freiheitlichen
Partei Österreichs nichts verloren hat und keinen Platz haben kann. Ich habe
auch umgehend festgemacht, dass er zurückzutreten hat, als Bundesrat, aber auch
als Parteimitglied. Er hat leider den einen Schritt nicht gesetzt, und das ist
für mich bedauerlich. Ich kann daher nur nochmals dokumentieren, dass er diesen
anderen Schritt auch zu setzen hat und setzen soll. Das halte ich hier sehr
deutlich fest.
Ich
glaube, dass gerade dieses Thema dazu angetan ist, es mit Würde und nicht mit
Polemik zu behandeln, und nicht auf dem Rücken von Opfern und des Leids der
Opfer hier herauszugehen und zu versuchen, parteipolitische Agitation zu
betreiben. Das ist bei diesem Thema nicht angebracht. Ich kann und muss daher
für mich persönlich festhalten, Frau Kollegin Vassilakou: Was Sie heute hier
getan haben, war für mich eine Disqualifikation Ihrer Person. Ich sage das hier
sehr offen. (Zwischenruf von Abg Mag Maria Vassilakou.) Denn das, was
Sie heute getan haben, - Dinge zu vermischen, falsch darzustellen und zu
verdrehen - ist ungeheuerlich, und ich halte das in dieser Klarheit fest. (Abg
Mag Maria Vassilakou: ...ich nicht!)
Denn wenn
Sie Herrn Gregor Amhof mit anderen Dingen in Zusammenhang bringen, dann ist das
einfach ungebührend gewesen. (Zwischenruf von Abg Christian Oxonitsch.)
Er hat einen Artikel geschrieben, worin er - und ich gehe darauf ein - mit
einer dummen und unglücklichen Formulierung etwas falsch formuliert hat, aber
etwas anderes gemeint hat. Wenn Sie sich den Artikel durchlesen, in dem er in
der Folge - und das haben Sie nicht zitiert - festhält: „Wir wollen und sollen
aller Opfer in einem Haus der Geschichte gemeinsam gedenken.“ (Abg Mag Maria
Vassilakou: Sie sind nicht...!), dann ist das das, was Leon Zelman zu Recht
schon eingefordert hat, und dann ist das das, wodurch er auch in der Folge (Abg
Mag Maria Vassilakou: ...in dem Haus der Geschichte!) - und das wollte er
sagen und hat er mit dem Artikel zum Ausdruck gebracht -, neben dem Holocaust,
neben dem Massenmord im NS-Regime bitte auch anderen Opfern, die innerhalb der
Ersten Republik, in der Zwischenphase und in der Entstehung bis zur Zweiten
Republik leider der Fall waren, in einem Haus der Geschichte, in dem die
österreichische Republik all diesen Opfern ein Gedenken sicherstellt, auch ein
Gedenken ermöglichen wollte. (Abg Mag Maria Vassilakou: Herr Strache! Wissen
Sie, wo Sie reden?) Das hat er in diesem Artikel festgemacht, ohne
Aufrechnung, und das hat er zum Ausdruck bringen wollen. (Zwischenruf von
Abg Christian Oxonitsch.)
Ich gebe
Ihnen Recht, dass er in einem Punkt eine Formulierung verwendet hat, die ein Unsinn
ist. Es gibt keine privilegierten Opfer, das gibt es nicht! Denn jedes Opfer,
das umgebracht worden ist, egal auf welche Art und Weise, ist ja kein
privilegiertes Opfer, sondern das ist ein Opfer. Diese Opfer haben unseren
Respekt, unsere Anerkennung und unser Gedenken letztlich auch verdient - alle!
Er wollte aber zum Ausdruck bringen - und das war der Schreibfehler -, das
Gedenken allen Opfern zu ermöglichen. (Abg Mag Maria Vassilakou: Herr
Strache, es gibt keine...!) Das bitte, nur zur Klarstellung, auch zur
Kenntnis zu nehmen! (Abg Christian Oxonitsch: Reden Sie es nicht schön! Es
ist sein Artikel!) Das bitte zur Kenntnis zu nehmen, und nicht seinen
Artikel im Gesamtkonnex zu zerreißen! Es ist vielleicht schwer, das zu
verstehen, aber das hat er zum Ausdruck bringen wollen. (Abg Franz Ekkamp: ...muss
man genaue Wortwahl treffen!)
Ich komme zurück auf Bundesrat
John Gudenus und darauf, dass seine Äußerungen inakzeptabel, nicht tolerierbar
und unverzeihlich sind, weil er in dieser Art und Weise, wie er sie getroffen
hat, eben NS-Massentötungen, -Massenmorde in Frage gestellt hat, verniedlicht
hat und auch relativiert hat. Das ist eben das, was - wie wir, auch ich und
auch die FPÖ klar herausstreichen - nicht akzeptiert wird. Wir fordern ihn
deshalb auch auf, sein
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