Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 79
der Unterstützung, des Versuches, sie irgendwo unterzubringen. Wir haben Wohngemeinschaften, gerade für diesen speziellen Fall gibt es eine eigene Wohngemeinschaft, die im Auftrag der Integrationsabteilung arbeitet. Für Mädchen oder junge Frauen - ich weiß nicht, wie alt die Dame war -, die aus interkulturellen Konflikten heraus nicht zu Hause leben können, gibt es gerade aus diesem Grund eine eigene Wohngemeinschaft, wo diese Mädchen hinkommen, Mädchen, die bedroht sind, zwangsverheiratet zu werden, oder Mädchen in so einer interkulturellen Konfliktsituation. Da haben wir eigene Wohngemeinschaften, die wir anbieten, also diese Angebote gibt es.
Diese spezielle junge Frau war, aus welchen Gründen
auch immer, offensichtlich nicht in der Lage, sie anzunehmen, und wollte auch
nicht ihre Identität preisgeben. Irgendwann einmal ist der Punkt erreicht, an
dem man sagt: Respektieren wir den Wunsch der Frau, ja oder nein? Da sage ich,
wir müssen ihn respektieren, auch wenn es uns schwer fällt; und meiner Ansicht
nach ist das auch, längerfristig gesehen, im Interesse beider, der Frau und des
Kindes. Denn ich glaube, dass Entscheidungen, die unter Druck fallen, für beide
nicht gut sind.
Präsident Johann Hatzl: Die
2. Anfrage (FSP – 02036-2005/0001 - KVP/LM) wurde von Herrn Abg Dr Matthias Tschirf gestellt und
ist an den Herrn Landeshauptmann gerichtet: Werden Sie sich dafür einsetzen,
dass Gesetzesentwürfe von Beginn des Begutachtungsverfahrens bis zum Beschluss
im Wiener Landtag samt den eingegangenen Stellungnahmen und den erläuternden
Bemerkungen im Internet veröffentlicht werden?
Ich bitte um Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Klubobmann! Selbst bei - zugegebenermaßen mäßiger - Strapazierung meiner
Phantasie habe ich lediglich einen einzigen Grund erkennen können, warum Sie
diese Frage an mich stellen. Nämlich den, dass es nicht stattfindet. Warum dem
so ist, entzieht sich allerdings bereits wieder meiner Beurteilung.
Ich kann daher die Frage sehr leicht beantworten: Ich
werde prüfen lassen, und sofern datenschutzrechtliche Dinge nicht dagegen
sprechen, werden wir das selbstverständlich in Zukunft machen.
Präsident Johann Hatzl: Zusatzfrage:
Herr Abg Dr Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Ich bin sehr froh, wenn Sie diese
Vorgangsweise durch das Amt der Landesregierung in Wien durchführen und hier
genau so vorgehen, wie das beispielsweise auf der Homepage des Parlaments der
Fall ist.
Ich gehe davon aus, dass
demnächst die Wienerinnen und Wiener als Benutzer der Homepage und auch wir alle
hier mehr Information haben. Also ich gehe davon aus, dass das entsprechend
umgesetzt wird.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Da ich davon
ausgehe, dass wir hier, datenschutzrechtlich gesehen, nicht Neuland betreten,
teile ich diese Einschätzung und hoffe auch, dass das bald erledigt wird.
Präsident Johann Hatzl: Zusatzfrage:
Herr Abg Dr GÜNTHER.
Abg Dr Helmut GÜNTHER (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Die Antwort war umfassend und damit auch klar.
Eine zweite Frage: Bei
manchen wichtigen legistischen Maßnahmen wurde die Opposition eingebunden, wie
zum Beispiel bei der Änderung des Wahlrechtes. Aus Ihrer Sicht: Wäre es auch
möglich, die Opposition bei legistischen Maßnahmen immer schon früher
einzubinden, weil man einfach, wenn man sich nicht zusammensetzt, zu Regelungen
kommt, die nachher manchmal schwer nachzuvollziehen sind?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Aus meiner
Sicht selbstverständlich! Denn wie Sie wissen, verfüge ich doch auch über ein
paar Jahre an Erfahrung als amtsführender Stadtrat, und bei legistischen
Vorhaben wie etwa Fachgesetzen, Naturschutzgesetzen oder ähnlichen, war es
vollkommen klar, dass wir alle miteinander diskutieren. Das tut den
unterschiedlichen Positionen unter Umständen keinen Abbruch, aber man hat
jedenfalls vorher probiert, die Meinungen zu akkordieren. Wenn es gelingt, ist
es gut, wenn es nicht gelingt, ist es auch im Rahmen der Demokratie. Ich sehe
da im Prinzip eigentlich nur eine Bestätigung dessen, was ich persönlich auch
immer gemacht habe.
Präsident Johann Hatzl: Zusatzfrage:
Herr Abg Dr Stürzenbecher.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Landeshauptmann!
Die Veröffentlichung von
Stellungnahmen zu Rechtsvorschriften im Internet ist sicher eine interessante,
überlegenswerte Sache auch im Interesse der Einbindung der Bürgerinnen und
Bürger. Es ist aber noch wichtiger, dass man sich tatsächlich auch mit den
Stellungnahmen auseinander setzt.
In diesem Zusammenhang ist
zu erwähnen, dass das Amt der Wiener Landesregierung sehr viele Stellungnahmen zu
Begutachtungsentwürfen des Bundes abzugeben hat. Deshalb frage ich: Räumt der
Bund ausreichend Zeit für die Stellungnahmen zu Begutachtungsentwürfen des
Bundes ein?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Abgeordneter!
Da wird schon auch ein sehr heikles Thema
angesprochen, das nicht nur aus Wiener Sicht zu betrachten ist, sondern zu dem
es sowohl in der Konferenz der Landesamtsdirektoren als auch in der
Landeshauptleutekonferenz schon mehrmals nicht unerheblichen Unmut gegeben hat.
Denn offensichtlich unter dem Motto “Speed kills“ sind die Begutachtungsfristen
immer mehr verkürzt worden, zu nicht unwesentlichen Gesetzen auf drei oder vier
Tage, was im Regelfall natürlich auf die Qualität der Begutachtung seinen Einfluss
hat, aber auch darüber hinaus auf die politische Meinungsbildung.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular