Landtag,
27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 66
ersuche Sie um Diskussion und Beschlussfassung der
vorliegenden Akten.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Zu diesem
Tagesordnungspunkt hat sich Frau Abg Dr Pilz zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Präsidentin! Frau Stadträtin!
Es häuft sich immer wieder so: Oft haben wir im
Landtag gar nichts zu tun, und dann sitzen wir wieder und es dauert lange. (Abg
Marianne Klicka: Heute ist Gesundheitstag!) Genau, heute ist
Gesundheitstag.
Ich habe noch etwas aus der Aktuellen Stunde zu
erledigen, das mache ich gleich am Anfang. Ich bringe jetzt den Beschluss- und
Resolutionsantrag betreffend Krankenanstaltenverbund, fehlende Anerkennung von
Krankenanstalten als Ausbildungsstätten für Allgemeinmedizin, ein. Nachdem Sie
meinen diesbezüglichen Ausführungen sicher ausführlich gelauscht haben, werde
ich sie Ihnen jetzt ersparen, ersuche Sie aber nichtsdestoweniger um
Zustimmung.
Jetzt kommen wir zur 15a-Vereinbarung zur
Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens. Ist Herr Kollege Wagner
da? (Abg Kurt Wagner meldet sich von einem Standort hinter den Sitzreihen.)
Genau, ich weiß, Sie sind bei Gesundheitsdebatten immer hier; ich muss jetzt in
dem Punkt einfach mit Ihnen anfangen.
Herr Kollege Wagner! Sie haben mit Recht darauf
hingewiesen, dass die Dialyseproblematik kompliziert ist, wie schon Sinowatz in
anderem Zusammenhang festgestellt hat. Es ist natürlich - ich weiß das auch -
ein Faktor bei der Dialyse der Umstand, dass es, wie Sie sagen, Fremdpatienten
sind. So fremd sind sie uns nicht, das sind Patienten und Patientinnen aus dem
Wiener Umland. Dass ich das jetzt noch einmal erwähne, hat damit zu tun, dass
diese 15a-Vereinbarung eigentlich solchen Kantönligeist, -geistlichkeit oder
-geisterei ausräumen sollte. Man sollte - und das liegt ja im Großraum Wien
wohl auf der Hand - überregional planen können, man sollte zum Wohle der
Patienten und Patientinnen über Landesgrenzen hinausdenken und Purkersdorfer
und Perchtoldsdorfer nicht als Fremdpatienten, sondern als Menschen, die Hilfe
suchen, anschauen. Ich bin auch froh, dass die Gemeinde Wien es bis jetzt so
hält. Aber die Streitereien, die sich daraus ergeben, rauben viel Energie. Wenn
dann die Niederösterreicher sagen, dumm für den Krankenanstaltenplan, wir
finanzieren trotzdem nicht den Strahlenbeschleuniger im SMZ-Ost, weil uns genau
das nichts angeht, obwohl es drinsteht, dann ist das ärgerlich. Es ist
ärgerlich, und ich gebe Wien Recht, wenn man darauf besteht.
Die 15a-Vereinbarung zur Organisation und
Finanzierung des Gesundheitswesens macht schon wieder einen Mäusesprung, an
solchen Dinge etwas zu ändern. Und weil es nur ein Mäusesprung und nicht ein
Quantensprung ist - das passt nicht ganz, aber ich verwende es jetzt einfach...
(Zwischenruf von Abg Mag Andreas Schieder.) Genau, das ist mir auch
gerade aufgefallen, Herr Kollege Schieder; bleiben wir beim Quantensprung. Es
ist kein Quantensprung, denn diese Vereinbarung soll etwas überwinden: Die
Trennung der unterschiedlichen Sektoren, es soll Maßnahmen zur Kostendämpfung
geben, es soll... (Abg Rudolf Hundstorfer in Richtung ÖVP deutend: Dutzende
Ansprechpartner!) Ja, ich weiß eh, da sind wir uns einig, Herr Hundstorfer.
- Es soll die Unterstützung der Vorsorgemaßnahmen und flächendeckende Qualitätsverbesserung
geben.
Warum ich trotzdem Sie anschaue, Herr Hundstorfer:
Die Wiener haben ja bei dieser Vereinbarung mitgemacht. Ich glaube nur, dass
sie das nicht hält, was da versprochen wird. Es soll eine
Leistungsangebotsplanung geben, es soll die Palliativ- und Hospizversorgung
sichergestellt werden. Eine leistungsabhängige Krankenanstaltenfinanzierung,
einen Reformpool und eine bundeseinheitliche Dokumentation wird es geben, die
Instrumente für die Bundesgesundheitsagentur, die Bundesgesundheitskonferenz,
und auf Landesebene die Landesgesundheitsfonds und die Gesundheitsplattform.
So weit, so gut - klingt groß, wird nicht viel
bewirken. Denn hinter diesen großen Worten versteckt sich ein unausgewogenes
Belastungspaket. Da wird der Beitragssatz der Krankenversicherung um
0,1 Prozent auf 7,5 Prozent für die Dauer dieser Vereinbarung erhöht.
Diese Maßnahme ist sozial unausgewogen, weil es eine Höchstbeitragsgrenze von
3 450 EUR gibt, wodurch die unteren Bereiche stärker belastet werden.
Die Länder wurden ermächtigt, Spitalskostenbeiträge einzuheben, was auch in
erster Linie die sozial Schwachen belasten wird. Regressiv wirkende
Selbstbehalte für die unteren Einkommensschichten sind eine Politik, die die
GRÜNEN sicher nicht unterstützen werden. Die Pensionisten und Pensionistinnen
werden insbesondere durch mehrfache Schlechterstellung benachteiligt: Anhebung
des Krankenversicherungsbeitrages, Freizeitunfallversicherung, allgemeine
Beitragssteigerung, Rezeptgebührenerhöhung, Spitalskostenbeitragserhöhung und
Einbußen durch die Pensionsreform. Das ist nicht Politik, wie die GRÜNEN sie
wollen.
Das Resümee aus dieser Vereinbarung ist ein
negatives, und darum werden wir keinesfalls zustimmen. Es ist in dieser
Vereinbarung nicht gewährleistet, dass die Zahlungsströme so verlaufen, wie sie
verlaufen sollen. Wir wissen bis jetzt nicht, was das für den WIKRAF bedeutet;
wird er künftig additiv zur Länderplattform existieren? Wie werden die
Stimmgewichtungen ausschauen? Werden die zu reden haben, die das Geld beibringen,
oder werden sie das nicht?
Die künstliche Trennung zwischen den
unterschiedlichen Gesundheitsbereichen - stationär, ambulant, Pflege - wird
nicht aufgehoben. Die Vertreterinnen und Vertreter des Pflegebereichs sind in
der Bundesgesundheitskommission und in der Länder-Gesundheitsplattform nicht
fix vertreten - das bemängeln wir -, und die notwendige überregionale
Zusammenarbeit, die ich vorhin illustriert habe, ist nicht gewährleistet.
Es wird zwar in der Präambel
betont, dass man im Gesundheitssystem überregional analysieren und
weiterentwickeln soll, aber faktisch haben die Länder für jedes Bundesland und
nach Maßgabe einer Einigung der
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