«  1  »

 

Landtag, 27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 22 von 66

 

verwiesen. Also natürlich haben wir Probleme. Das haben wir letztes und vorletztes Jahr nicht hier gehört.

 

Die SPÖ hat viele Funktionen in dieser Stadt und hätte sich auch früher darum kümmern können. Was nicht geht, ist wenn die Sigrid Pilz ihre Arbeit macht und Lainz und die Turnusärzte- und -ärztinnenausbildung hereinbringt, dann ist das ein Thema, vorher war es keines. Niemand hat Ihnen verboten, Ihre Aufgaben vorher wahrzunehmen und sich vorher darum zu kümmern! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich möchte jetzt nicht den Vorwurf an der StRin Brauner aufhängen. Okay, sie ist neu in dieser Funktion und wird sich darum kümmern. Wir werden das beobachten. Aber das, was sich die SPÖ-Stadtregierung nicht erlauben kann, ist, jahrelang zuzusehen, wie die Ausbildung schlechter und schlechter wird, dann tauscht man eine Person aus, die man tatsächlich nicht dafür verantwortlich machen kann, die das dann neu macht, und dass dann die SPÖ nichts dafür kann, wird nicht gehen. Das wird auch die Bevölkerung verstehen, dass für den aktuellen Zustand, wenn auch nicht die Frau Brauner, zumindest die SPÖ, die in dieser Stadt immerhin seit längerem für dieses Ressort zuständig ist, verantwortlich ist. Die Fehler sind hausgemacht. Die Fehler sind von Ihnen hausgemacht.

 

Ich habe mir diesen sehr umfangreichen Bericht über die Ausbildungssituation von Turnusärzten - von Ärztinnen steht zumindest im Titel nichts - aus der Sicht des Patienten durchgelesen. Ich bin kein Gesundheitspolitiker, aber ich lese mir das durch und überlege mir, wie es mir gehen würde, wenn ich, was zum Glück selten oder fast nie der Fall ist, krank werden sollte, irgendwo hingehe und einem Arzt in die Hände falle, muss man in dem Fall wirklich sagen, auf den das alles zutrifft.

 

Das sind ja Ärzte und Ärztinnen, die das ausgefüllt haben, 300 Personen, Stichprobe, die ihren Job gerne ernst machen würden. Da sind ein paar Punkte darin.

 

Ausbildungskonzept: Die Turnusärzte und Turnusärztinnen werden gefragt, ob sie ein Ausbildungskonzept haben, dort, wo sie antreten und ausgebildet werden. Die Antwort von zwei Drittel ist, Ausbildungskonzept nie gehört, gibt es bei uns nicht. Es gibt einfach gar keines.

 

Einführung neuer Turnusärzte und -ärztinnen in die Abteilung: Jetzt würde man annehmen, dafür ist wahrscheinlich ein Oberarzt oder eine Oberärztin zuständig. Nun, zuständig schon, aber was passiert wirklich? Eingeführt werden alle entweder durch andere TurnusärztInnen, die noch lange nicht am Ende ihrer eigenen Ausbildung sind, oder vom Pflegepersonal, behaupten 77 Prozent bei der Umfrage. Noch einmal: Stichprobe, 300, sehr verlässlich. Die werden also nicht ausgebildet, wie es vorgesehen ist.

 

Arbeitsinhalte: Überhaupt abenteuerlich, wenn man durchliest, was die alles lernen und dann komme ich zu ihnen als Patient in die Praxis. Formulare ausfüllen, Blutdruck messen, PatientInnenbriefe schreiben. „Haben Sie den Eindruck, dass Sie viele Tätigkeiten ausüben, die eigentlich zu den Routinearbeiten anderer Berufsgruppen gehören?" - Drei Viertel haben den Eindruck, dass das ihre Hauptarbeit ist. Drei Viertel sagen: „Ich habe kein Ausbildungskonzept. Ausgebildet werde ich von anderen TurnusärztInnen und eigentlich bringt man mir bei, wie ich Blutdruck messe."

 

Das ist nicht seit gestern oder vorgestern, sondern seit einer Ewigkeit. Sie wissen das und haben bis jetzt nichts gemacht. Man kann wirklich nur hoffen, dass sich das wesentlich bessert. Die Turnusärzte und Turnusärztinnen selbst, die da am Ende stehen, die nicht von sich aus das Problem sind, sondern die zu einem gemacht werden, schreiben dann auf die vielen Fragen, die hier ausführlich beantwortet werden, sie möchten nicht die "Flascherldeppen" sein und Ähnliches. Wenn man sich vorstellt, wie viel Geld und wie viel Zeit hineingesteckt wird, dass jemand überhaupt ein Studium in dem Bereich abschließen kann und nachher wird mit jemandem, der diese Ausbildung genossen hat, die uns allen etwas nutzen soll, so umgegangen, dann ist das traurig und es ist eine Vernichtung von Wissen.

 

Dann komme ich noch zu den Punkten mit der Durchfallsquote. 14 Prozent fallen durch. Die dürfen alle wieder antreten, nur in der Zwischenzeit, bis sie wieder antreten dürfen, sind sie natürlich wieder nicht am Patienten oder an der Patientin dran, sondern müssen irgendetwas Fremdes machen, fahren ein halbes oder ein dreiviertel Jahr Taxi und machen dann die Prüfung wieder. In der Zeit werden die Leute leider wieder nichts dazulernen. Der erste Reflex der Sozialdemokratie war aber schon, eigentlich ist nicht wirklich etwas passiert und außerdem machen Sie das ohnedies.

 

Ich empfehle, die Homepage turnusarzt.com zu lesen. Dort steht ausdrücklich namentlich des Öfteren die Sigrid Pilz, die am Anfang noch angegriffen wurde. Mittlerweile ist das Problem bekannt und kann nicht mehr geleugnet werden. Es war dasselbe System bei Lainz. Zuerst war keines, dann ist die Sigrid Pilz hartnäckig drangeblieben, dann hat es tatsächlich Lösungsversuche gegeben und es ist jetzt besser als es am Anfang war. Wenn Sie wissen wollen, was Turnusärzte und Turnusärztinnen wirklich glauben, dann lesen Sie das unter anderem auf dieser Homepage nach und nicht nur in den eigenen Presseaussendungen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Lakatha. Ich erteile es ihr.

 

Abg Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Der Weg zum Allgemeinmediziner ist in Wien ein langer und steiniger. Das durchschnittliche Medizinstudium dauert 12 bis 14 Semester und dann beginnt das lange Warten auf einen Turnusplatz. In gemeindeeigenen Spitälern dauert er zwei bis zweieinhalb Jahre. Was machen diese jungen Menschen in der Zwischenzeit? Sie arbeiten als Taxifahrer, als Kellner und, wenn sie Glück haben, einmal irgendwo in einem Labor. (Abg Rudolf Hundstorfer: Weil wir das einzige Bundesland sind, das die Ausbildungsplätze überhöht hat!) Es ist so. Es ist nicht natürlich so und es soll auch nicht

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular