Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 65
Parkometergesetzes erwachsen Wien Einnahmen; die sind
für 2006 mit rund 43 Millionen angesetzt. Das ist eigentlich kein kleiner
Betrag. Was passiert mit diesem Geld? - Das sollte uns eigentlich
interessieren, denn was damit passiert, ist zumindest für einen Teil völlig
unklar.
In den letzten Jahren sind aus diesen Einnahmen rund
70 Millionen für die Umsetzung des Volksgaragenprogramms ausgeben worden,
als zinsenloses Darlehen an verschiedene Garagenbetreiber. Kollege Maresch hat
ja schon auf den Kontrollamtsbericht hingewiesen. Wenn Sie sich den
Kontrollamtsbericht anschauen - ich kann die Lektüre übrigens nur empfehlen -,
werden Sie von Satz zu Satz, von Absatz zu Absatz und von Seite zu Seite
feststellen, dass es immer unglaublicher wird. Sie stehen am Ende völlig
fassungslos da und fragen sich: Hat in dieser Stadt überhaupt irgendjemand
irgendwo irgendeine Verantwortung für diese 70 Millionen EUR
übernommen? - Wie es aussieht, bis jetzt nicht!
Da gibt es Akten, die von Magistratsabteilung zu
Magistratsabteilung geschickt werden. Die eine Magistratsabteilung fühlt sich
nicht zuständig, kommt aber offenbar nicht einmal auf die Idee, dies der
anderen Magistratsabteilung mitzuteilen. Erst wenn das Kontrollamt kommt und
nachfragt, kommt man drauf: Hoppla, da war was!
Viele Dinge spielen bei diesen Entscheidungen
offensichtlich eine Rolle. Was genau es ist, hat nicht einmal das Kontrollamt
so genau feststellen können. Auf viele Fragen lautete in Wirklichkeit die
Antwort ans Kontrollamt: Das wissen wir nicht, weil leider keine
Endabrechnungen vorliegen; dort, wo die Endabrechnungen vorliegen, sind sie
nicht überprüft. Dort, wo die Endabrechnungen vorliegen, sind sie auch nicht
überprüfbar, weil in diesen Darlehenszusagen keinerlei Normen festgehalten
worden sind, nach denen die Abrechnungen zu erfolgen haben. Das heißt, man kann
das nicht seriös überprüfen.
Interessant wird es überhaupt erst jetzt. Die ersten
Garagen sind vor rund fünf Jahren fertiggestellt worden, die ersten fünf
tilgungsfreien Jahre sind vorbei, und die ersten Darlehensrückzahlungen sollen
beginnen. Das wird eine interessante Sache, kann ich Ihnen sagen! Bitte, wie
will die Stadt Wien Darlehensrückzahlungen einfordern, wenn noch nicht einmal
bekannt ist, wie hoch eigentlich in Wirklichkeit das Darlehen ist, das
ausbezahlt wurde? - Das möchte ich mir wirklich gerne anschauen, wie das funktionieren
soll.
Jeder private Darlehensnehmer, der die erforderlichen
Unterlagen nicht bringt und nicht vorlegt, weiß aus Erfahrung, Kredite werden
sofort fällig gestellt, wenn auch nur irgendeine Abrechnung, irgendeine
verlangte Unterlage nicht vorliegt. Hier hat sich offensichtlich überhaupt
niemand dafür zuständig gefühlt, solche Abrechnungen einzufordern. Ich
persönlich habe in zwanzig Jahren in der Privatwirtschaft einen derart -
vorsichtig formuliert - schlampigen Umgang mit Geld nicht erlebt. Ich finde,
dass Wien hier seine Verantwortung in keinster Weise wahrnimmt, aus welchen
Gründen auch immer.
Deshalb fordern wir hier, dass dieses
Volksgaragenprogramm gestoppt wird, bis eine klare Abrechnung aller
ausgegebenen Gelder vorliegt, bis alle Abrechnungen vorliegen, bis alle
Abrechnungen überprüft worden sind und bis klar ist, wie viel Geld ausgezahlt
wurde, an wen ausgezahlt wurde, wie es verwendet wurde, ob es der Förderung
entsprechend verwendet wurde oder ob es nicht widmungsgemäß verwendet wurde. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Offensichtlich braucht diese Stadt Kontrolle. Diese
Verwaltung braucht offensichtlich Kontrolle sehr notwendig, und wir GRÜNE
garantieren - und ich persönlich als stellvertretende Vorsitzende im
Kontrollausschuss möchte es hiermit allen Wienerinnen und Wiener garantieren -,
dass diese Kontrolle auch wirklich stattfinden wird. - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Weitere
Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für geschlossen und
erteile dem Herrn Berichterstatter das Schlusswort.
Berichterstatter Abg Franz Ekkamp: Frau
Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren! (Abg
Dr Herbert Madejski: Kannst dich nur blamieren!)
Da ich nicht bemerkt habe, dass es hier keinen
Konsens über den vorliegenden Gesetzesantrag gibt, werde ich mir eine lange
Stellungnahme ersparen. Ich möchte aber zu einem Punkt vielleicht zwei
Bemerkungen machen, nämlich zu dem Antrag des Kollegen Maresch von den GRÜNEN
zum Thema Winterreifenpflicht in der Stadt Wien.
Ich denke, auch den Pressemeldungen ist ja zu
entnehmen, dass die Zielrichtung die richtige ist, und das steht auch in dem
Antrag von Ihnen sehr deutlich drin. Sie haben es auch selbst gesagt: In
anderen Ländern wie Lettland oder Slowenien ist es bereits Realität. Da ja auch
der Schnee nicht vor der Stadtgrenze Wiens Halt macht, ist es, denke ich,
sinnvoller, wenn hier eine einheitliche Regelung angestrebt wird. Es gibt
Intentionen in diese Richtung, ich denke auch, es gibt eine gute
Gesprächsbasis, und das wäre wahrscheinlich die optimale Lösung. (Abg Mag Rüdiger Maresch: So hat die ÖVP
gestern argumentiert, euch gegenüber! Genau so!)
In diesem Sinne ersuche um Zustimmung zu der
vorliegenden Gesetzesvorlage Parkometergesetz 2006. (Beifall bei der SPÖ. -
Abg Mag Rüdiger Maresch: Das ist ein ÖVP-Argument, Kollege Ekkamp!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir
kommen nun zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage.
Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der
Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen, die Hand zu heben. -
Dieses Gesetz ist somit in erster Lesung gegen die Stimmen der Freiheitlichen
mehrheitlich angenommen.
Wir kommen nun zur Abstimmung über den Beschluss- und
Resolutionsantrag betreffend Winterreifenpflicht in Wien, der von Herrn Abg Mag
Maresch eingebracht wurde.
Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, bitte ich um
ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag findet die Zustimmung von ÖVP,
Freiheitlichen und GRÜNEN und ist mit den Gegenstimmen der SPÖ abgelehnt.
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