Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 65
aufgezeigten Strukturmängel greife ich zum Beispiel den Satz heraus: „Deshalb sollte beim Pflegeziel großer Wert auf die innere Einstellung der Pflegemitarbeiter zu alten Menschen und den damit verbundenen Anforderungen an die Pflege gelegt werden.“ Da sieht man schon, wo Missstände sind, da sieht man schon, dass das sehr aufgegriffen wird. Es ist wahrscheinlich nur ein Anfang. Es kommen hier auch Vorschläge, Leistungskataloge auszuarbeiten und so weiter. Es wird dann unter Punkt 7, Ausblick, festgestellt, dass mit 2005 im Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz eine Heimkommission geschaffen worden ist, die bei der Patientenanwaltschaft angesiedelt ist und wo auch der Dr Vogt als Pflegeombudsmann vertreten ist.
Ich möchte dann auch gleich auf die Anträge eingehen,
die wahrscheinlich jetzt in Kürze die Frau Kollegin Pilz und die Frau Kollegin
Praniess-Kastner einbringen werden. Wir sind für eine rechtliche Verankerung
des Pflegeombudsdienstes in der Form, dass man vielleicht einen Katalog der
Aufgaben definiert, dass man ihm mehr Aufgaben, mehr selbstständige Aufgaben
gibt, mehr Personal, wie das hier gefordert ist. Wir sind nicht dafür, dass ein
eigener Pflegeanwalt geschaffen wird. Wir sind der Meinung, dass die
Rechtsgrundlage des Patientenanwaltschaftsgesetzes Rechtsgrundlage genug ist,
dass man allerdings etwas tun muss im Pflegebereich, und wir wollen auch gerne
darüber intensiv diskutieren, wie das ausschauen kann, was man tun muss.
Deswegen werden wir diesem Beschluss- und
Resolutionsantrag der Frau Dr Pilz über die rechtliche Verankerung der
Pflegeombudsstelle zustimmen. Das ist ja ein Antrag auf Zuweisung in den
Ausschuss. Dort werden wir dann Gelegenheit haben, das im Detail von allen
Seiten zu beleuchten.
Dem Antrag der ÖVP hinsichtlich Pflegeanwalt werden
wir nicht zustimmen.
Am Schluss möchte ich noch eine Anmerkung machen. Am
Schluss ist dann eine Erledigungsstatistik. Gesamtzahl der Akten: 2003
1 641, 2004 1 636. Ungefähr immer die Hälfte, 50 Prozent, sind
erledigt. Auf der nächsten Seite wird dann schon ausgeführt, von den 760 2003
offenen Akten wurden 601 erledigt.
Allerdings, Herr Dr Dohr, beim letzten Bericht
ist 2002 noch drinnen gestanden, und irgendwie, auch wenn es nicht viele Akten
sind, gehe ich davon aus, dass das 50 Akten sind pro Jahr, manchmal 100,
also 3 bis 10 Prozent sind Schicksale und Einzelfälle, und vielleicht
könnte man auch dokumentieren, wie die übriggebliebenen Akten des Vorjahres
weiter den Erledigungen zugeführt werden.
Lassen Sie mich abschließend noch sagen, dass wir,
wie gesagt, seinerzeit dieser Patientenanwaltschaft gerne zugestimmt haben,
dass das was ganz Besondere war für die Betreuung der Patienten und die
Verantwortung der Stadt Wien Patienten gegenüber. Man kann das auch als
Meilenstein ansehen, und es hat auch europaweit Furore gemacht.
Wir nehmen zur Kenntnis, dass dies rechtzeitig ist
und dass gewisse Anfänge von strukturierter Befassung im Pflegeheimbereich
vorliegen, und wir werden diesem Bericht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg Dr Pilz. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr
Dr Dohr!
Ich habe den Tätigkeitsbericht der
Patientenanwaltschaft eingehend gelesen und möchte an den Anfang setzen, dass
ich aus persönlichen Erfahrungen weiß, wie das ja jedem von uns, der im
gesundheitspolitischen Bereich tätig ist, passiert, dass wir von Menschen
kontaktiert werden, die irgendwelche Schicksalsschläge erlebt haben im
Medizinbetrieb. Wann immer ich mich an die Patientenanwaltschaft gewendet habe,
um betroffene Patienten und Patientinnen weiterzuvermitteln, war man sehr offen
und sehr engagiert und hat sich sehr hilfsbereit dieser Dinge angenommen. Die
Tätigkeit für die Menschen, die hier geleistet wird, hat meine ungeteilte und
ganz tief empfundene Wertschätzung, das will ich vorausschicken, weil ich
glaube, dass es wichtig ist, dass die Patientenanwaltschaft auch wirklich
Ansprechpartner ist für die Sorgen und Nöte der einzelnen Menschen.
Nichtsdestotrotz, Herr Dr Dohr, habe ich mit
Ihrem Bericht meine Probleme, denn ich persönlich würde mir wünschen und würde
von Ihnen erwarten, dass Sie Ihre Aufgabe als Patientenanwalt auch dahin gehend
interpretieren, dass die Strukturdefizite im Wiener Gesundheitssystem, die dazu
führen, dass es Fehler gibt, dass es Mängel gibt, dass es Schadensfälle gibt,
wesentlich intensiver, auch gesundheitspolitisch, von Ihnen kommentiert werden.
Ich weiß, Sie sind der Patientenanwalt und Sie sind sozusagen nicht
Oppositionspolitiker, aber Sie sehen, Sie blicken hinein in die einzelnen
Krankenanstalten und in die Pflegeheime, viel eingehender als so mancher von
uns. Ich würde mir wünschen, dass Sie daraus auch Schlüsse ziehen, die über die
Bearbeitung und Behandlung der Einzelfälle weit hinausgehen sollten.
So bin ich, wenn ich jetzt Ihren
Bericht lese, in vielem nicht schlau geworden, und zwar insofern dort, als es
ja, und das teile ich mit Ihnen, Sie haben das expressis verbis auch formuliert,
um Fehlerkultur geht, effektiv um Fehlerkultur, was wir im Gesundheitswesen
noch viel zu wenig entwickelt haben, Fehlerkultur nicht im Sinne, wo ist der
Schuldige und der wird sofort zur Rechenschaft gezogen, beschimpft, bestraft
und so weiter, sondern Fehlerkultur in einem modern verstandenen Interesse,
nämlich dass man sagt, schauen wir, welche Umstände zu diesen Fehlern führen
und wie können wir sie konstruktiv mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
bearbeiten. Diese Haltung spiegelt sich in Ihrer Berichterstattung insofern
nicht, als man nicht wirklich schlau daraus wird, wo denn jetzt die
dahinterliegende Fehlerquelle und die dazugehörige Fehlerkultur eigentlich
ansetzen soll. Denn Sie schreiben auf Seite 27 von "Inanspruchnahmen".
1 636 ist eine beeindruckende Zahl. Und dann zählen Sie an dieser Stelle
nur die einzelnen Einrichtungen auf, die Krankenhäuser der Gemeinde und die
anderen, die Sie in Ihrem Kompetenzbereich hier auflisten.
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