Landtag,
24. Sitzung vom 10.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 33
schon den zweiten verhandeln.
Der zweite Kompromiss heißt: Jawohl, die Länder
sparen bis zu 500 Millionen EUR ein, aber erst in zwei Jahren. Vorher
schütten wir das Füllhorn noch einmal aus, damit wir noch ein paar Wahlen
gewinnen, und nachher sparen wir dann vielleicht ein. Wenn wir selber wieder in
der Bundesregierung sind, nicht, dann heben wir das auf. Natürlich haben es die
Länder mitverhandelt, oder? Ist das eine Erfindung? Hast du es mitverhandelt,
ja oder nein? Der Schuster hat vorhin genickt, ich wäre jetzt vorsichtig. (Abg Godwin Schuster: Das war aber sehr,
sehr kleingeistig formuliert!) Was heißt kleingeistig? Faktum ist, ihr habt
schon den zweiten Kompromiss verhandelt und glaubt, euch jetzt an der
Bundesregierung die Füße abstreifen zu können. Ihr wart auch beim zweiten
Kompromiss dabei, und es wird euch niemand ersparen, sich das anhören zu
müssen. (Abg Godwin Schuster: Sie tun so,
als hätten alle Bundesländer in zwei Jahren Wahlen!)
Nächster Punkt: Finanzausgleich. Was hat uns der
Kollege Oxonitsch beim Heizkostenzuschuss nicht alles erzählt über die
Mineralölsteuer und wie furchtbar es ist, dass der Grasser das ganze Geld
selber einstreift und die Länder bekommen nichts davon. Ich habe nachgewiesen,
dass Wien 1,35 Prozent der Mineralölsteuer bekommt. Da hat er gesagt, das
ist zu wenig.
Nun, und die nächste gerechte Variante, wieder
verhandelt mit dem Land Wien, heißt Entwurf zum Finanzausgleichsgesetz 2005.
Wieder mit Wien verhandelt. Und was ist diesmal drin bei der Mineralölsteuer?
Mehr als 1,35? Nein, derselbe Betrag. Entweder sind Sie nicht gescheiter
geworden, oder Sie haben nicht besser verhandelt, oder Sie wollen nicht mehr
als 1,35. Dann sagen Sie das den Leuten. Dann sagen Sie, wir wollen nicht mehr
als 1,35 Prozent von der Mineralölsteuer. Dann beschweren Sie sich aber
nicht nachher darüber, dass es zu wenig ist. Wieder wurde der § 9
Abs 1 und 2 des Entwurfes für das Finanzausgleichsgesetz 2005 verhandelt
und wieder gibt es nur 1,35 Prozent Mineralölsteuer für das Land Wien.
Warum wollen Sie denn nicht mehr? Sie erklären uns
immer, Sie brauchen das Geld und der Grasser steckt es sich in die eigene
Schatulle, aber Sie verhandeln nicht mehr, Ihr Stadtrat verhandelt nicht mehr.
Sie gefährden im Finanzausgleich die Interessen der Stadt Wien. Ja, genau darum
geht es. Hätten Sie doch mehr herausverhandelt – ich habe kein Problem damit (Ironische Heiterkeit des Abg Rudolf
Hundstorfer.) –, aber tun Sie nicht so, als ob keiner wüsste, dass Sie das
alles mitverhandelt haben. Das glaubt der Sozialdemokratie niemand (Abg Rudolf Hundstorfer: Der Rieder glaubt
das auch nicht!), und man wird das auch den Menschen zu sagen haben. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich verstehe den Bürgermeister, dass er grantig ist.
Der hätte so gern die 10°Jahre anders zelebriert. Ich verstehe das. Er braucht
mich nicht einzuladen, ich muss eh nichts mit ihm trinken, ich kann mir mein
Getränk selber leisten, aber ich verstehe das. Er hätte jetzt gerne noch mehr
als zwei Wochen durchgehend gefeiert, nach Möglichkeit in allen Medien und,
wenn es geht, in jedem Beisel der Stadt. Ich habe dafür Verständnis. Ich finde
das auch amüsant. Da freut es ihn natürlich nicht, dass ihm da bei diesem
10-jährigen Jubiläum – da gibt es auch ein Buch vom Kollegen Kopietz, das werde
ich lesen, das muss auch sehr amüsant sein – etwas hineinpfuscht. Da pfuscht
ihm hinein, dass der Herr Stadtrat mit ihm gemeinsam etwas abschließt, was in
die Zehnjahresfeier nicht hineinpasst. Ich verstehe, dass ihr deswegen grantig
seid, da wäre ich auch grantig, aber da muss ich mir halt etwas überlegen.
Entweder ich verhandle nicht oder ich feiere nicht so viel. Beides geht halt
nicht, weil das den Menschen nicht gut gefällt.
Ich verstehe auch, dass er mit seinem
Bundesvorsitzenden unzufrieden ist. Immer, wenn ich nach Hause fahre –
natürlich mit dem Auto, also bitte mea culpa –, dann sehe ich zwei Plakate in
dieser Stadt. Da sehe ich meinen Landesparteiobmann – meine Frau sagt immer,
das ist ein wirklich fescher Bursch; ich kann es nicht beurteilen, ich habe
nichts übrig für Männer, aber meine Frau sagt, das ist ein wirklich fescher
Bursch – und daneben sehe ich euren Bundesvorsitzenden mit einem richtungsweisenden
Pfeil: "Team Gusenbauer". Also dafür, dass er nicht schön ist wie der
Heinzi, kann er nichts, aber auf das Team Gusenbauer und auf seine
Verhandlungserfolge können die Menschen dieses Landes zum Glück verzichten. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte
Frau Präsidentin!
Zu meinem Vorredner gibt es eigentlich wenig
Positives hervorzuheben, muss ich gleich sagen. Ich kann naturgemäß bei kaum
etwas zustimmen. (Abg Heinz-Christian
Strache: Überraschend!) Das einzig Positive ist, dass er das Thema
Arbeiterkammer angesprochen hat, denn darüber muss man doch noch einige Worte
hier verlieren, weil es wirklich ein Skandal ist, wie mit Arbeiterkammerumlagen
hier umgegangen wird. (Abg
Heinz-Christian Strache: Für die Menschen ein Vorteil!) Dass man die
Arbeiterkammerumlage streichen will oder unbefristet einfrieren will, ist
etwas, was in der Tradition der FPÖ liegt. Das ist ja nicht das erste Mal, dass
sie versucht, die Arbeiterkammer zu schwächen.
Natürlich hängt das auch damit zusammen, dass die FPÖ
die Wahlen in allen 9°Arbeiterkammern katastrophal verloren hat, und
anscheinend ist es die Philosophie der FPÖ: Wenn wir Wahlen verlieren bei
gewissen Gremien, gehören die eigentlich abgeschafft – das hat sie früher bei
der Arbeiterkammer auch wollen –, aber zumindest gehören sie geschwächt. Das
ist die Philosophie, die bei der FPÖ dahinter steht, und das ist wirklich zu
verurteilen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn man das natürlich weiter
fortsetzt, dass alle demokratisch gewählten Gremien geschwächt oder gar
abgeschafft werden, wo die FPÖ Wahlen verliert, so bleibt in unserer Republik
nicht mehr viel an gewählten
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