Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 69
Angst haben zu verlieren?)
Welche Konsequenzen, oder, anders formuliert: Ab welchem
Zeitpunkt würden Sie die Finanzausgleichsverhandlungen mit dem Bund für
gescheitert erklären, und was wären Ihre Konsequenzen daraus?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Also zunächst
einmal, im Hinblick auf die Kontinuität dieser Diskussion gehört es
offensichtlich dazu, dass man all die Freundlichkeiten neuerlich austauscht,
die man schon ausgetauscht hat. Ich weise die Schuldzuweisung an Wien gerade in
dem Bereich einmal mehr zurück! Diese Besetzung einschließlich ihrer
Finanzierung ist eine Frage des Bundes. Der Finanzausgleich wäre mit jenen
Vorgaben, wie mir Dr Scholz damals auf entsprechende Rückfrage versichert hat,
machbar gewesen, mit den einseitigen Veränderungen im Finanzausgleich während laufender
Finanzausgleichsperiode allerdings nicht.
Das ist übrigens nicht der einzige Fall. In der
letzten Landeshauptleutekonferenz wurde ein Papier vorgelegt - übrigens nicht
von uns, sondern von Oberösterreich -, worin sehr klar nachgewiesen worden ist,
was die einseitige Änderung der Vertragsgrundlagen des Finanzausgleichsgesetzes
gerade gegenüber den Ländern und den Gemeinden an Negativa für diese beiden
nach sich gezogen hat und wie dieser so genannte graue Finanzausgleich auch die
Zuteilung der Finanzmassen an die Gebietskörperschaften Gemeinden und Länder
einseitig verändert hat. So gesehen sind Veränderungen im Bereich der
Landeslehrer nicht einmal etwas Außergewöhnliches, sondern das ist ja laufend
auch in anderen Bereichen passiert.
Also nach Austausch der Höflichkeiten in diesem
Bereich - die, nehme ich einmal an, bestenfalls fürs Protokoll notwendig sind,
denn es interessiert dies jetzt jedenfalls sonst niemand mehr, weil es
hinlänglich gesagt wurde - kann ich die eigentliche Frage überhaupt nicht
beantworten. Gescheitert sind für mich Verhandlungen dann, wenn sie gescheitert
sind. Und wenn ich heute erkläre, wann für mich die Verhandlungen gescheitert
sind, müsste ich ja im Hinblick auf die Führung von Verhandlungen so was von
bescheuert sein, wie ich wirklich und ernsthaft bitte, mir dies nicht
zuzutrauen. Denn es ist im Grenzbereich einer persönlichen Beleidigung. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir
kommen zur 3.°Zusatzfrage: Herr Abg Walter Strobl.
Abg Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Du hast erwähnt, dass es derzeit im Finanzministerium
ein akkordiertes Papier gibt, bei dessen Erstellung alle Landesschulräte
vertreten waren und worin statistisch sehr genau ausgerechnet wird, wie die
Prognose bis 2015 aussieht. Für Wien ist es tatsächlich so, dass bei einem
Lehrerschwund von ungefähr 1,5 Prozent 321 Lehrer weniger bis zum
Jahr 2015 statistisch ausgerechnet wurden. Wir wissen, dass das nicht immer so sein
muss, weil wir ja auch zu Schulende und zu Schulanfang unterschiedliche
Schülereinschreibungszahlen haben.
Meine Frage in die Richtung
des Finanzausgleiches ist - weil in diesem Papier auch aufgelistet ist, welche
Möglichkeiten und weiteren Potentiale es geben kann -, wie weit du mit den
SPÖ-Vorschlägen einverstanden bist, dass es zu einer Erhöhung der
Lehrverpflichtung beziehungsweise der Anwesenheitspflicht bei Lehrern kommen
kann, wie es auch in diesem Papier festgeschrieben ist. (LhptmStin
Grete Laska: Das hat die Frau Minister vorgeschlagen!) Da hätte ich gerne gewusst,
wie deine Position dazu ist. (LhptmStin Grete Laska: Leidest du an irgendwelchen
Verdrängungsmechanismen?)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Also zunächst
einmal, ich habe dieses Papier der Landesschulratspräsidenten überhaupt nicht
zitiert, sondern ich habe hier ausschließlich Wiener Zahlen zitiert. Aber ich
gehe gerne auch darauf ein.
Natürlich lässt sich mit der
Statistik auch hier eine ganze Menge darstellen, und wenn man sich vor Augen
führt, dass in dem von dir erwähnten Zeitraum der Schülerrückgang in ganz
Österreich in der Tat bei, sage ich einmal - die Schwankensbreite ist mit
2,5 Prozent angegeben -, 14 bis 18 Prozent liegt, dann verstehe ich
schon, dass man hier einfach auch Diskussionen hat. Nur würde ich da die
Diskussionen etwas vielfältiger ansetzen als nur in der einfachen
Ursache-Wirkung-Beziehung "Weniger Schüler ist gleich weniger
Lehrer", basta! Mir scheint es schon wichtig zu sein, dass man hier auch
andere Faktoren berücksichtigt, Faktoren wie in den Städten beispielsweise die
Integrationserfordernisse, die Erfordernisse im Hinblick auf Ganztagsbetreuung
und Ähnliches.
Aber ich anerkenne auch,
dass insbesondere im ländlichen Bereich besondere Bedürfnisse vorhanden sind,
ich möchte das überhaupt nicht bestreiten. Ich würde es nicht wollen, dass es
Zustände gibt, wie sie zu meiner Kindheit im Dorf bestanden haben: Dass Kinder
eineinhalb Stunden in die Schule gehen müssen und dann eineinhalb Stunden
wieder heim, oder dass sie während der Erntezeit zum Teil überhaupt nicht in
die Schule kommen, weil sie zu Hause gebraucht werden. Das wäre nun wirklich
das Allerletzte, was man wieder wollte. Daher halte ich es auch für wichtig,
dass man die Kleinschulenstrukturen auf dem Land aufrechterhält, und das halte
ich vom Grunde her auch für durchaus vernünftig. So gesehen würde ich meinen,
dass das nicht so einfach aufzulösen ist, darüber wird man sich sicherlich noch
wesentlich mehr Gedanken machen müssen.
Im Übrigen kann ich nur noch einmal sagen, die
Finanzausgleichsverhandlungen zu diesem Thema sind völlig offen, so wie andere
Bereiche auch. Man wird am Ende einen Gesamtabschluss erzielen können - oder
auch nicht. Das liegt offensichtlich ganz im Ermessen des Herrn
Finanzministers, und dazu möchte ich jetzt von dieser Stelle aus keine
Kommentare mehr abgeben.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke. - Wir
kommen
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