Landtag,
19. Sitzung vom 29.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 48
denen wir alle wissen, dass es sich nicht um sehr, sehr viel Geld handeln wird, zusätzlich zur Verfügung stellen werden. Wir werden den Antrag annehmen. Ich sage nur, der Antrag ist keineswegs eine Neuerung und die Frage hier ist, was da der Hintergrund ist.
Wenn man so einen Antrag einbringt, dann ist es
offenbar so, dass man sich zwar konstruktiv in Diskussionen einbringt und
beteiligt, aber die Konstruktivität den anderen Diskussionsteilnehmern offenbar
nicht abnimmt. Ich nehme das zur Kenntnis. Für mich aber ist es auch eine Lehre
für die weitere Zusammenarbeit.
Der zweite wichtige Bereich ist der
sicherheitspolitische Bereich. Ich werde jetzt nicht auf alle Dinge eingehen,
weil heute schon sehr viele Details genannt worden sind, aber zwei Punkte sind
mir wichtig und zwar das Betretungsrecht der Polizei, das unter sehr, sehr
restriktiven Kriterien steht und wo natürlich die größtmögliche Schonung des
Eigentums auch notwendig ist. Ich denke nur, dass es ein richtiger Schritt ist,
weil wir von der Polizei wissen, und das wissen alle, die hier auch in einem
Dialog sind, dass man oft ganz genau weiß, wogegen im Prostitutionsgesetz
verstoßen wird, man aber bisher eigentlich nicht einschreiten konnte. Diese Möglichkeit
wird jetzt hier - und ich wiederhole es - unter sehr, sehr strengen Kriterien
der Polizei auch gegeben.
Die Verantwortlichkeit der Hauseigentümer
beziehungsweise der verfügungsberechtigten Verwalter wurde auch schon erwähnt.
Ich denke, dass das auch ein richtiger und wichtiger Schritt ist, um hier die
Verantwortung auch im Bereich dessen zu haben, was wir im Prostitutionsgesetz
überhaupt machen können und wo auch oft sehr viel Geld fließt. In der Regel
sind es Männer, die sehr viel Geld damit machen, dass Frauen illegal der
Prostitution nachgehen. Ich glaube, dass es gut und richtig ist, dass wir jetzt
hier mehr Möglichkeiten haben.
Der dritte Bereich ist der gesundheitspolitische.
Hier wurde heute auch schon viel diskutiert. Es wurde im Wiener
Prostitutionsgesetz jetzt auch die Gesundheitsuntersuchung mit der Ergänzung
eines AIDS-Tests festgelegt. Die Frage, in welchem Abstand die Untersuchungen
stattfinden sollen, halte ich für eine durchaus diskussionswürdige. Wir werden
daher der Zuweisung in den zuständigen Ausschuss auch zustimmen.
Den Antrag der ÖVP finde ich einmal vom Inhaltlichen
her durchaus problematisch, da ich schon ein höheres Vertrauen, nämlich ein
ganz hohes Vertrauen in die Amtsärzte habe und mir auch sicher bin, dass ein Amtsarzt
niemals ein Gefälligkeitsgutachten machen würde. Auf der anderen Seite: Wenn
Ihnen das ein wichtiges Anliegen ist, dann brauchen Sie eigentlich nicht ein
Wiener Stadtregierungsmitglied aufzufordern, mit dem Bund Verhandlungen
aufzunehmen, sondern dann würde ich bitten, dass Sie das einfach mit Ihrer
Bundespartei besprechen, dass dort eine entsprechende Änderung im
Geschlechtskrankheitengesetz vorgenommen wird.
Ich möchte zur Frage der Aufdringlichkeit, Kollegin
Vana, weil du das erwähnt hast, sagen, das dürfte schon ein bisschen ein
Missverständnis sein, weil das hier als Verschärfung dargestellt wird. Das
Verbot der aufdringlichen Prostitution war auch schon im derzeit geltenden
Prostitutionsgesetz. Es handelt sich um eine Konkretisierung und um eine
Definition dessen, was aufdringlich ist. Ich habe das auch schon im Ausschuss
dargelegt: Das ist keine Idee, die jetzt sozusagen spontan die zuständige
Magistratsabteilung oder die Frau Stadträtin oder ich oder sonst wer hatte,
sondern das ist die geltende Judikatur zu diesem Bereich. Ich würde vielmehr
sagen, dass es dann zukünftig in der Judikatur und auch im Vollzug dieses
Gesetzes zu keinen Auslegungsproblemen mehr kommen kann. Daher ist es keine
Konkretisierung und keinesfalls eine Verschärfung.
Es tut mir Leid, dass die GRÜNEN diesen beiden
Gesetzen jetzt nicht zustimmen, obwohl ich eben auch zur Kenntnis nehme, dass
sehr viel, wie du auch gesagt hast, aus eurer Sicht oder deiner Sicht in die
richtige Richtung geht. Es tut mir deswegen Leid, weil ich den Unterschied
zwischen unseren letzten Gesprächen vor dem Sommer, bevor das alles in die
Begutachtung gegangen ist und dem, was jetzt vorliegt, wo halt auch die eine
oder andere aber durchaus marginale Änderung vorgenommen wurde, nicht sehe. Ich
würde sagen, die besteht nicht. Ich glaube, dass auch - und das war ja aus
deiner Rede ganz klar zu hören - sehr viele Schritte in die richtige Richtung
gehen. Dass ihr nicht zustimmen könnt, nehme ich zur Kenntnis.
Damit bin ich auch in meiner Rede zu diesen heutigen
zwei Gesetzesnovellen schon beim letzten Bereich, wo es aber, glaube ich, schon
sehr wichtig ist, ihn hier auch offen darzulegen, nämlich dass natürlich der
Handlungsspielraum, den wir als Landesgesetzgeber die Prostitution und das
Problem der Prostitution betreffend haben - darauf komme ich später noch zu
sprechen -, natürlich ein sehr geringer ist. Das muss man auch zur Kenntnis
nehmen und das muss man auch ehrlich sagen.
Wenn wir wissen, dass von den rund 6 000 bis
7 000 Prostituierten in Wien rund 500 legal im Sinne dessen
sind, dass sie gemeldet sind, dann sehen wir, dass das ein ziemlich kleiner
Teil ist, der hier auch wirklich seiner oder ihrer Arbeit nach dem Wiener
Prostitutionsgesetz nachgeht. Man muss auch ganz klar sagen, dass ein sehr
großer Teil der Frauen, die der Prostitution nachgehen, das ja nicht als
freiwillig gewählten Beruf machen. Und da bin ich, Monika Vana, schon der
Meinung, und diese Position haben wir immer vertreten, dass es uns am
sinnvollsten erschiene, diese ganze moralinsaure Sittenwidrigkeit sein zu
lassen, um die Möglichkeit zu geben, dass Prostitution ein Anmeldegewerbe nach
der Gewerbeordnung wird.
Ich glaube, man darf sich da auch
nicht selbst anlügen. Ich denke, man muss die dramatischen Zahlen zur Kenntnis nehmen,
die zum Beispiel auch dem “Falter“ von dieser Woche zu entnehmen sind, dass der
Großteil der Frauen, die der Prostitution nachgehen, zur Prostitution gezwungen
werden. Daher muss man hier auch sehr klar zwischen diesen und jenen wenigen,
die sich die Prostitution als Beruf gewählt haben, unterscheiden. Da sage ich
auch, dass ich persönlich relativ skeptisch bin.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular