Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 42
es auch vorbildlich wäre, was hier Wien aufgebaut hat. Ja,
hervorragend, den wollen wir weitergehen.
Herr Landeshauptmann, wie, mit welchen Lehrern? Wie
soll dieser Weg weiterhin beschritten werden, wenn die Lehrer fehlen? Also
bitte tun Sie nicht so, wie wenn das alles so geblieben wäre, wie es war. Es
muss Ihnen doch einleuchten, es hat sich etwas geändert in Wien. Es hat sich
seit ein paar Wochen etwas gravierend geändert in Wien. Es fehlen 700, nicht 7,
nicht 17, nicht 70, 700 Lehrerinnen und Lehrer, und das auf dem Rücken
derjenigen, die es am allermeisten und am allerdringendsten brauchen – auf dem
Rücken von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache, auf dem Rücken von
behinderten Kindern, auf dem Rücken der Eltern und auf dem Rücken der
Lehrerkolleginnen und -kollegen, die jetzt überfordert sind durch diese
Situation.
Also hören Sie auf mit den Fantasygeschichten, denn,
wie gesagt, in unseren Büchern steht es hervorragend, wahrscheinlich alles, in
unseren Studien auch, in unseren Berichten, in unseren Erhebungen, da ist die
Rede weiterhin von Klassen, die es nicht gibt, und von Angeboten, die es nicht
gibt, die es nicht mehr geben kann, so wie die Lage momentan ist.
Und bitte handeln Sie, und handeln bedeutet klipp und
klar Folgendes: Nehmen Sie sofort hier und jetzt neue LehrerInnen auf und
streiten Sie bitte erst nachher mit dem Bund darüber, wer schuld war. Danach
können Sie neu verhandeln, in ein paar Wochen stehen hier neue Verhandlungsrunden
an, danach können Sie Klagen einreichen, Sie können Recht bekommen oder auch
nicht. Das liegt aber alles in den Sternen und in der Zukunft. Hier und jetzt
brauchen Wiens Schulen 700 LehrerInnen. Nehmen Sie sie hier und jetzt auf und
lassen Sie Wiens Schulen nicht im Stich! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Römer:
Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr Abg Walter Strobl. Ich erteile es
ihm.
Abg Walter Strobl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen
und Herren!
Wenn wir die Situation, die sich hier in Wien jetzt
ergeben hat, auch einmal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten, dann
ergibt sich ein sehr kurioses Szenario. Wir haben in der Wiener Schulverwaltung
eine sehr eigenartige, schon sehr überholte Konstruktion. Der zuständige
Landesschulratspräsident ist der jeweilige Landeshauptmann. Ich sage einmal:
Soweit ich informiert bin, halten sich alle neun Landeshauptleute einen
amtsführenden Präsidenten oder eine amtsführende Präsidentin. Und dann gibt es
noch die Schulverwaltung, soweit sie auf Landesregierungsebene angesiedelt ist,
was meistens im Zusammenhang mit der Lehrersituation zu tun hat, weil das nicht
unmittelbar dem Stadtschulrat angekoppelt sein kann auf Grund des
Finanzausgleiches. Also das ist Ländersache.
Wir haben also hier drei Damen und Herren als
politische Funktionäre, die dafür zuständig sind und verantwortlich sind, wie
in Wien die Lehrersituation nun tatsächlich funktioniert.
Und jetzt gehen wir es einmal der Reihe nach durch.
Im Wiener Stadtschulrat werden die Planposten, ich würde einmal sagen,
berechnet, überlegt, hier werden die politischen Richtlinien vorgegeben, hier
werden die Schwerpunkte gesetzt, hier wird überlegt, in welchen Bereichen und
Regionen ein besonderer Bedarf ist, hier wird zugestimmt, wenn es zusätzliche
Angebote geben soll. Und dieses Kontingent, diese errechneten Zahlen gehen dann
in die Schulverwaltung auf Landesregierungsebene, wo sie zur Frau Vizebürgermeisterin
oder in dem Fall zur Frau LhptmSt Grete Laska kommen und dort verrechnet
werden. Die Verrechnung erfolgt dann in bekannter Form, dass der Bund dem Land
die entsprechenden Gelder auf Grund nun von Ihnen ausgehandelten Normzahlen
zuweist.
Tatsache ist, und das hat sich auch jetzt gezeigt,
dass es offenbar problemlos möglich ist, dass ein Spitzenbeamter des
Stadtschulrates den Dienstpostenplan gigantisch überziehen kann, und das fällt
keinem auf, vorerst einmal. Jetzt, im Nachhinein, nachdem die Abrechnungen
vorliegen, zu sagen, ja, Wien ist da eingesprungen und hat halt 700 Lehrer
bezahlt oder eben zusätzlich angestellt, ist so lange für mich okay, Herr
Landeshauptmann, wenn Sie das auch heuer wieder sagen. Aber heuer sagen Sie ja:
Nein, jetzt wird nicht nachbesetzt, es bleibt so wie es ausgemacht ist. Und da
haben wir jetzt den Widerspruch. Das heißt, ich bin dafür, dass wir die Form
der Landesschulverwaltungen ändern. Das gilt einmal speziell für Wien, weil
hier jetzt ein sehr schöner Fall vorliegt, wo man sieht, dass diese
Konstruktion der Verantwortung und, wie der Kollege Vettermann gesagt hat, der
Zuständigkeit eigentlich nicht mehr ganz nachvollziehbar ist oder zumindest
nicht mehr zeitgemäß ist.
Ich bin dafür, dass man in einem Ö-Konvent diese
gesamte Frage radikal ändert. Ich habe diesen Vorschlag schon mehrmals gemacht.
Politische Verantwortung soll hier herinnen, in diesem Parlament, wahrgenommen
werden. Und wenn es einen amtsführenden Präsidenten weiterhin geben soll, dann
soll das in der Funktion auch so möglich sein, dass man hier herinnen über
diese Dinge mit der zuständigen Präsidentin auch reden kann. Diese Konstruktion
gibt es derzeit wahrscheinlich nur ein einziges Mal, nämlich in Vorarlberg, wo
ein amtsführender Präsident ident ist mit einem Landesrat.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir uns diese
Konstruktion generell überlegen sollten, bevor noch der Ö-Konvent zu einem
Entschluss kommt. Ich hoffe, er geht in diese Richtung und wird sich in diese
Richtung bewegen. Wien kann das automatisch und wenn man will schon morgen
ändern.
Die zweite Überlegung ist die Frage der zuständigen Gremien.
Wir haben ein Kollegium, ein Kollegialorgan, in dem nach politischem
Spiegelbild des Landtages Vertreter der Parteien sitzen und Beschlüsse fassen.
Diese Beschlüsse sind natürlich keine rechtswirksamen Beschlüsse, sondern sind
Meinungsbildungsprozesse, weil es ja auf Grund der Definition der Aufgaben der
Kollegien keine echte Beschlussfähigkeit mit
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