Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 42
klar geäußert haben und es eben darum geht, dass wir die
gesetzlichen Aufträge auch erfüllen wollen, so muss ich als Sozialdemokrat
sagen, dass wir sie auch gerne erfüllen.
Es war ja nicht so, dass es uns angeschafft worden
ist, sondern wir stehen ja auch dazu, dass wir eben eine Vereinbarung haben.
Dass wir Vereinbarungen haben, die die Integration eben vorsehen, wie
§ 8a-Hauptschule, Unterstufe AHS, besondere Berücksichtigung von Elternwünschen,
also wo geht es hin, wie soll das funktionieren, und daher kann ich in einem
Bundesland wie Wien, das ja gleichzeitig eine einzige Stadt ist, auch nicht
aus. Ich will und muss diese Klassen zur Verfügung stellen und die Integration
in den Schulen durchführen. Wir haben diese 650 Integrationsklassen, wir
kommen dieser Verpflichtung nach, wir kommen der Verpflichtung zur
Beschulungsmöglichkeit, bei benachteiligten Jugendlichen bis zum 18.
Lebensjahr, nach.
Dafür brauchen wir die Lehrer. Wir haben
1 365 Gruppen mit ganztägiger Betreuung, 85 Prozent aller
Gruppen in Österreich, weil wir eben dazu stehen, dass Kinder und Arbeit für
die Frauen in Wien vereinbar sein soll und muss. Daher wollen wir das auch zur
Verfügung stellen, und wir stellen es auch zur Verfügung und können dort, wo es
gebraucht wird, gemeinsam mit Hort, das ist schon gesagt worden, und anderen
Nachmittagsbetreuungsmöglichkeiten, auch in Gesamt-Wien anbieten.
Wir haben mehr als die Hälfte der Kinder mit
nichtdeutscher Muttersprache, und wir stellen uns dieser Herausforderung. Man
muss natürlich auch sagen, bei 45 Prozent aller Schulkinder gibt es natürlich
große Unterschiede. Es gibt auch Kinder, die nicht in Wien geboren sind, bei
denen man keinen Unterschied mehr kennt, besonders wenn sie im Kindergarten
waren, aber wenn jemand sozusagen als Familiennachzug gerade hereinkommt und
kein Wort Deutsch spricht, ist es wesentlich schwieriger.
Also ist das hier auch unterschiedlich zu sehen, aber
eines ist klar: Die 102 Dienstposten, die uns dafür der Bund zur Verfügung
stellt, ein viertel Lehrer pro Schule, kann für diese Anzahl nicht genügen, das
ist eindeutig zu wenig. (Beifall bei der SPÖ.)
Und zu dem Bundes-Tohuwabohu am 1. Dezember muss man
sagen, da war eben die Durchführung schlecht geregelt. Wir haben bis zum
Schluss - mit wir meine ich jetzt wir Wiener, genauer noch, wir Wiener im
Stadtschulrat, - mit dem Bildungsministerium um zumindest zwei- bis dreihundert
Lehrerposten verhandelt, die wir dringend gebraucht hätten, um diese auch noch
zu bekommen. Es hat ja auch günstige, durchaus positive, Signale gegeben, die
nur dadurch unterbrochen wurden, dass man das Bildungsministerium de facto
entmachtet und gesagt hat, es sei nun gar nicht mehr zuständig, sondern das
muss mit dem Finanzministerium verhandelt werden. Da war klar, kurzfristig
kommt sozusagen nichts mehr, das muss eben jetzt auf höherer politischer Ebene
ausdiskutiert werden, weil ja das Finanzministerium gerade die Stelle ist, die
ja von sich aus diesen Berechnungsschlüssel geändert hat.
Und dann haben wir es organisatorisch durchaus einmal
leisten können, es gab ja einen Plan, was wir tun, aber wir haben die
Vereinbarungen und Information relativ knapp bekommen. Ich habe es natürlich
nach dem 21. November bekommen, sodass es von da her die eine oder andere
sozusagen innere Härte zweifellos gegeben hat, aber es wurde gut gemeistert und
es war auch, glaube ich im Rückblick, richtig, wirklich bis in letzter Minute
zu verhandeln, um hier eine Verbesserung möglich zu machen.
Es kam so nicht, das Finanzministerium beharrte auf
seiner Berechnung, es gibt dagegen einen Widerstand aller Landeshauptleute, ich
habe das jetzt schon ausgeführt es ist ja eben keine Lex Wien, denn de facto
haben ja alle Bundesländer einen Überzug, Tirol einen sehr kleinen und
Vorarlberg zwar keinen, aber da sage ich, liegt der Grund nicht darin, eben
weil sie es nicht brauchen würden, sondern weil sie ein Problem haben, Lehrer
zu bekommen, weil die in die benachbarte Schweiz abgeworben wurden, und daher
gar nicht in die Verlegenheit gekommen sind, den Überzug gemäß den
Finanzministeriumsberechnungen zu produzieren.
Alles in allem, weil es uns ja um die Kinder geht,
rufe ich alle politischen Kräfte in unserem Haus auf, im Interesse der Kinder,
der Wiener Kinder und deren Zukunft, den Kampf Wiens um die uns zustehenden
Lehrerposten zu unterstützen. Die Wiener Kinder werden es uns danken. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen. Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von Frau Abg Susanne
Jerusalem eingebrachte, an den Herrn Landeshauptmann gerichtete dringliche
Anfrage betreffend “Schule in Not – gespart wird auf dem Rücken der Kinder“ vom
Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den
Gegenstand stattfinde.
Wird eine Verlesung der dringlichen Anfrage verlangt?
- Das ist nicht der Fall.
Ich bitte nun Frau Abg Jerusalem, die Begründung der
dringlichen Anfrage vorzunehmen. Die Geschäftsordnung sieht im
§ 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor.
Ich erteile Ihnen das Wort.
Abg Susanne Jerusalem:
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich habe auf das Verlesen deswegen verzichtet, weil es
sehr lange dauert und weil ich mir denke, dass alle jene, die sich für die
Materie interessieren, werden ja mit Sicherheit sowohl die Begründung als auch
die Fragen studiert haben.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte
nunmehr die dringliche Anfrage an den Herren Landeshauptmann begründen.
Nun, die Begründung ist ganz einfach: Es interessiert uns,
was er zu unseren 28 Fragen zu sagen hat, und vor allem interessiert es
auch diese vielen betroffenen Lehrerinnen und Lehrer, die wie Schachfiguren in
der Gegend herumgeschoben wurden, es interessiert die vielen
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