Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 42
damals behauptet, es werden in diesem Jahr nur
500 Stellen gekürzt. Ob das richtig ist oder nicht, sei dahingestellt; er
hat das gesagt, ich habe es ihm geglaubt, und deswegen wiederhole ich es auch
jetzt.
Herr Schulsprecher Vettermann! Weil Sie mir hier so
schön gegenübersitzen: Sie wissen, was da im Frühjahr 2001 der Fall war. Als
nämlich Feuer am Dach war und alle aufgejault haben, weil derartige Kürzungen
vorgenommen werden sollen, war Vorwahlkampfzeit und Wahlkampfzeit. Sie wissen
ganz genau, was Sie damals gemacht haben und nunmehr leugnen und was auch von
der Stadträtin geleugnet wird: Sie haben damals - ich habe viele Zeugen dafür,
und auch da oben sitzen einige Zeugen dafür - bei der Podiumsdiskussion
mitgeteilt - in der Wahlkampfzeit, und Sie haben den Wahlkampf so bestritten -,
Sie haben gesagt, dass Wien Sparmaßnahmen des Bundes aus eigenen Mitteln
kompensieren wird. Auf meine erstaunte Rückfrage: was soll das, das höre ich
aber zum ersten Mal!, haben Sie wiederholt: Ja, die Bildungsmilliarde soll
Lehrerabbau verhindern.
Sie haben damit den Wahlkampf bestritten. Das war
eine blanke, dicke, fette, unverzeihliche Wahllüge, die Sie in den Raum
gestellt haben und die alle Leute, die es wissen sollten und die sich dafür
interessierten, am nächsten Tag auch im "Standard" lesen konnten. (Abg
Heinz Vettermann: Sie haben es ...!) Und jetzt Einschub: Frau Salomon vom
"Standard" war damals die Moderatorin, und Sie haben ihr auf dieser
Veranstaltung gesagt: Ja, ich will das auch in der Zeitung lesen. (Abg Mag
Sonja Wehsely: Und Sie haben es nicht verstanden!) Das heißt, Sie haben es
gesagt, Sie wollten, dass die Zeitung das schreibt, Sie haben der Bevölkerung
mitgeteilt, dass Wien den Lehrerabbau finanzieren und kompensieren wird - eine
ganz eindeutige Auskunft. So kann man nicht Politik machen! Sie diskreditieren
damit die Politik samt und sonders. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es war dann nur noch das Tüpferl auf dem I, dass
ausgerechnet der Landeshauptmann, der den Finanzausgleich unterschrieben hat,
der gemeinsam mit Grasser einer Meinung war, dass bei den Pflichtschulen
gekürzt, gestrichen und gespart werden soll, dass dieser dann - wir sind immer
noch im Wahlkampf, ungefähr 14 Tage vor der Wahl - eine
Unterschriftenaktion gestartet hat mit dem Titel: "Spart nicht bei der
Zukunft unserer Kinder, weil Sparen bei der Bildung dumm ist!" Ja: dumm,
dumm, dumm - es ist so dumm, dass nicht einmal die SPÖ in Erwägung ziehen
sollte, das zu tun! Man kann nicht eine Unterschriftenaktion mit diesem Titel
starten und dann hergehen und genau das machen! Immerhin
78 000 BürgerInnen sind auf diesen Wahlkampfschmäh hereingefallen,
und das tut mir Leid für sie.
Ich möchte jetzt auf die Gegenwart Bezug nehmen. Das
geht ja munter weiter, nunmehr mit einer ÖVP, die sich auszeichnet durch eine
Bildungsministerin, die sagt: Ich habe ein Budget zu sanieren und damit basta!
- Ich brauche mich darüber gar nicht auszulassen, weil sie es damit am besten
von allen Menschen, die ich kenne, gleich selber auf den Punkt bringt: Sparen
und basta, und das ist es dann! Dann macht also die ÖVP das Tor weit auf für
Frühpensionierungen für Lehrer ab 50 - eine Tat, die sich niemand erklären
kann, eine absolute Wahnsinnstat! Und kaum sind alle Lehrer bei der Tür
draußen, schlägt die SPÖ das Türl wieder zu, sagt: ätsch, jetzt seid ihr
draußen, und nachbesetzt wird nicht.
Genau damit haben Sie an den Schulen das größte Chaos
und die größte Katastrophe ausgelöst, die im Grunde genommen bildungspolitisch
seit Ende des Zweiten Weltkrieges überhaupt stattgefunden hat. Das geht auf
Ihre Rechnung, und das ist Ihre Verantwortlichkeit!
Meine
Damen und Herren! Wir werden das alles jetzt noch diskutieren. Ich möchte aber
jedenfalls alle auffordern, selbst zu denken und selbst zu fühlen. Denn ich
werde einen Antrag einbringen und hätte gerne, dass alle in diesem Haus diesem
Antrag tatsächlich zustimmen können.
Ich
möchte nun Folgendes tun, auch damit es nicht zu lange wird, denn wir werden ja
heute noch sehr lange diskutieren, und ich hoffe, vorwiegend darüber, wie es
weitergehen soll. Das möchte ich tun, weil es ja um Schule geht, und Schule hat
immer etwas mit Bewertung zu tun. Normalerweise bekommen die Kinder die
Zeugnisse, aber diesmal soll es umgekehrt sein. Es sollen nämlich diejenigen,
die sparen, diejenigen, die falsche Bildungspolitik machen, diesmal die
Zeugnisse bekommen. Wir haben ein Zeugnis hergerichtet, ein Jahreszeugnis, dass
es auch alle sehen: Kinder, diesmal bekommen die Politiker die Zeugnisse! (Die
Rednerin zeigt eine Tafel, auf der ein Zeugnis dargestellt ist, in dem neben
den Namen "Häupl, Laska, Grasser, Gehrer" jeweils "Nicht
genügend" geschrieben steht.)
Wir sind der Meinung, dass es ein eindeutiges Nicht
genügend gibt, und zwar ein Nicht genügend für Michael Häupl, ein Nicht
genügend für Grete Laska, ein Nicht genügend für Karl-Heinz Grasser und ein
Nicht genügend für Elisabeth Gehrer. (Abg Heinz Hufnagl: Die Reihenfolge ist
bezeichnend! Sie haben die Politik nicht verstanden! Die Reihenfolge entlarvt
Sie ...!) Alle schön in einem Boot sitzend, vier Nicht genügend, so fällt
die Bewertung der GRÜNEN aus. (Abg Heinz Hufnagl: Nur die GRÜNEN sind super!
- Abg Mag Christoph Chorherr: Ja, genau! - Beifall bei den GRÜNEN.) Herr
Hufnagl, bravo, ich danke Ihnen! Denn tatsächlich ist es so (Abg Heinz
Hufnagl: Ohne Verantwortung ist man immer super!), dass nur die GRÜNEN auf
dem Standpunkt stehen: Sparen auf dem Rücken der Kinder, das geht nicht und
darf nicht sein! Und Sparen bei der Bildungspolitik darf ebenfalls nicht sein.
Nun freue ich mich auf die folgende Diskussion zu
diesem Sonderlandtag der GRÜNEN. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Walter Strobl. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
Herren! Liebe Gäste!
Tatsächlich ist es so, dass man sich, wenn man
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