Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 42
zwei Jahren habe ich den Eindruck gehabt, dass hier die
diversen Ressortverantwortlichen ein bisschen auf der Bremse stehen. Ich mache
hier nicht Frau Präsidentin Stubenvoll einen Vorwurf, denn sie ist wirklich
engagiert. Aber ich habe hier schon einmal gesagt, ich habe den Eindruck, dass
sie von Vbgmin Grete Laska in vielen Bereichen gebremst wird. (Abg Erika
Stubenvoll: Das stimmt nicht!) Ich werde dann auf das Verhalten der Frau
Vizebürgermeister noch konkret eingehen.
Wenn man sich die Situation im Behindertenbereich in
dieser Stadt ansieht, muss man festhalten, dass man den Eindruck gewinnt, dass
man dort, wo die selbst verursachten Finanznöte der Landesregierung vorhanden
sind, versucht, auf Kosten der sozial Schwächeren und eben auch der behinderten
Menschen in Zukunft Einsparungen vorzunehmen. Ich denke, dass diese Situation
zu Recht auch zu der heutigen Debatte in der Aktuellen Stunde geführt hat, weil
das nicht so sein sollte und nicht sein darf.
Wenn wir uns die Situation in Wien ansehen, dann
müssen wir feststellen, dass es bis dato eine Tatenlosigkeit bei Schaffung von
neuen Behindertenwohnplätzen gibt, dass bei Behindertenorganisationen gespart
wird und die Existenz dieser privaten Trägervereine gefährdet wird, wie wir
auch gestern gehört haben. Bitte, zur Erinnerung: Diese elf Trägerorganisationen
decken 90 Prozent des Angebots der Behindertenbetreuung ab. Das sollten
wir schon ernst nehmen! Man muss leider Gottes feststellen, dass es, wie auch
in anderen Teilen des Sozialbereichs, eine Gesprächsverweigerung der Frau StRin
Laska gibt und der Dialog monatelang beharrlich verweigert wurde - wie eben
auch im Bereich der Sportdachverbände und in anderen Bereich, für die wir das hier
schon angeprangert haben.
Wir stellen fest, dass aus unserer Sicht der
Rechtsanspruch auf Behindertenhilfe durch die Auslagerung des Fonds Soziales
Wien gefährdet erscheint. Es kann nicht so sein, dass Behinderte zu
Bittstellern degradiert werden soll, sondern es ist einfach so, dass dieser
Rechtsanspruch zu wahren ist.
Es ist in dem Jahr - unter Anführungszeichen -
"viel passiert"; zu wenig, aber es ist doch einiges passiert. Es ist
sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene etwas passiert. Wir haben auf
Bundesebene den Entwurf des Bundes-Gleichstellungsgesetzes jetzt zumindest
fertig gestellt. Wir haben auf Wiener Ebene den Entwurf der neuen Bauordnung
für barrierefreies Bauen fertig gestellt und jetzt mit der gestrigen Absegnung
in der Behindertenkommission nach Brüssel geschickt. Es sind gute Dinge, die
hier passiert sind, und manchmal braucht gut Ding auch Weile. Das wissen wir,
das ist besser als eine Husch-Pfusch-Aktion, besser, als man peitscht etwas
schnell durch. Im Bereich der Bauordnung hat es wirklich lange gedauert, aber
ich bin froh, dass wir jetzt den Entwurf einmal fertig haben. Natürlich ist in
dem Jahr auch eine positive Bewusstseinsbildung passiert, und ich glaube, dass
das wichtig war. Auch abseits der finanziellen Zuschüsse von Seiten des Bundes
über die Behindertenmilliarde sind konkrete Maßnahmen gesetzt worden.
Was mich nur ärgert, ist die Situation, die man in
Teilbereichen Wiens vorfindet. Da habe ich den Eindruck, dass Bereichsdirektor
Podkowicz wie im Sportbereich, so auch im Behindertenbereich ein bisschen eine
sozialistische Apparatschik-Mentalität an den Tag legt und wie ein
Politkommissar agiert. Das konnte man in den letzten Wochen auch an einigen
Aussagen in den Zeitungen merken, die sehr eigenartig und wirklich unter jeder
Kritik sind. Ich erwarte mir, dass man hier endlich auch von Seiten des Herrn
Bürgermeisters einschreitet und Maßnahmen setzt, vielleicht auch ein paar
Maßnahmen in eine Richtung, um gewisse Herrschaften zur Räson zu rufen.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Sie haben noch eine halbe Minute.
Abg Heinz Christian Strache (fortsetzend): Für mich ist zum Schluss eines
festzuhalten. Ich erkenne in der Stadt Wien im Rahmen der Behindertenpolitik
ein bisschen Laxheit und muss konstatieren, dass die Gesprächs- und
Diskussionsverweigerung, die von Frau Vbgmin Laska und von ihren Beamten gelebt
wird, einfach nicht schön ist. Wir erleben hier eine gelebte Ignoranz, wir
erleben eine Untätigkeit, ein Desinteresse in wichtigen sozialpolitischen Fragen,
wir erleben, dass man an Problemlösungen nicht interessiert ist. Wir erleben
eine Amtsmüdigkeit von Frau Vbgmin Laska, zum Schaden der Stadt und zum Schaden
der Menschen, vor allen Dingen auch der behinderten Menschen. Wir erleben
chaotische Zustände im Sozialbereich. (Präsident Hatzl gibt das
Glockenzeichen.)
Ich muss zum Abschluss wirklich die Frage stellen:
Wann ist die Frau Stadträtin bereit, sich zu ändern? Und wenn sie nicht bereit
ist, sich zu ändern: Wann wird hier der Herr Bürgermeister und Landeshauptmann
Maßnahmen setzen, indem er zulässt, dass in diesem Bereich endlich ein
engagierter Sozialpolitiker eingesetzt wird, der dem Sozialabbau in dieser
Stadt einen Riegel vorschiebt? (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gemeldet ist Frau Zweite Präsidentin Stubenvoll.
Abg Erika Stubenvoll: Sehr geehrter
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Geschätzte Teilnehmer hier auf der
Galerie!
Ich möchte hier zuerst allen ehrenamtlich Tätigen in
Vereinen und Selbsthilfegruppen meine Wertschätzung aussprechen. Nicht zuletzt
hat auch im heurigen Jahr der Herr Bürgermeister bei der Messe "Jeder für
Jeden" zahlreichen ehrenamtlichen Funktionären den Preis der
Menschlichkeit verliehen. Auch das ist ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung!
(Beifall bei der SPÖ.)
Gleichstellung von behinderten Menschen ist für uns nie ein
Schlagwort gewesen und wird es auch nicht sein, wir haben Behindertenpolitik in
dieser Stadt immer an den Bedürfnissen der betroffenen Menschen orientiert. Ich
habe gestern in der Behindertenkommission versucht, Ihnen darzustellen, wie das
Konzept der Behindertenarbeit in der Stadt Wien aussieht. Es orientiert sich am
Lebenslauf eines behinderten Menschen, damit
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