Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 66
Amtsf StRin DI Isabella Kossina: Sehr geehrter
Präsident! Sehr geehrte Frau Abgeordnete!
Selbstverständlich wird das Umweltbildungsprogramm
der Stadt Wien laufend ausgebaut. Es muss erlebbar sein, es muss spürbar sein.
Das Nationalparkhaus wird im Jahr 2005 eröffnet werden. Derzeit laufen die
entsprechenden Verhandlungen. Dort wird auch eine neue Waldschule errichtet
werden, denn sehr viele Kinder haben derzeit noch nicht genügend Platz. Diese
Waldschule soll noch mehr Kindern die Möglichkeit geben, Umwelt zu erleben.
Zwischenzeitlich, bis zur Inbetriebnahme des Nationalparkhauses, wird neben dem
Lobaumuseum eine provisorische Waldschule eingerichtet werden.
Selbstverständlich geschieht auch etwas im Teil des
Nationalparks Donau-Auen. Da ist es mir eine besondere Freude, dass wir hier
ein Biberschaugehege eröffnen werden, Tümpelstationen werden errichtet werden,
und selbstverständlich wird die MA 22 gemeinsam mit der MA 49 noch
mehr Bildungsaufgaben übernehmen. Der Naturlehrpfad Obere Lobau wird erneuert
werden, und im Mai 2004 wird ein Schmetterlingslehrpfad am Cobenzl neben dem
Kinderbauernhof errichtet werden, um Schmetterlinge in der Natur zu erleben,
die eben tatsächlich von selbst zufliegen werden, weil wir dort auch entsprechende
Wiesen gestalten werden.
Das Glashaus Umweltmeile habe ich schon in der
vorhergehenden Anfrage beantwortet.
Wir werden dann auch noch einen
"Universum"-Film über Wiens Wälder erstellen lassen. Der Hohenauer
Teich im Lainzer Tiergarten wird durch die Erneuerung eines Beobachtungsstegs
noch attraktiver gestaltet werden.
Ganz besonders freue ich mich darüber, dass wir es
geschafft haben, hier ein neues Projekt gemeinsam mit dem Tiergarten Schönbrunn
an Land zu ziehen. Wir werden im Lainzer Tiergarten ein Wisentprojekt unter
wissenschaftlicher Begleitung des Tiergartens neu errichten. Hier wird das
Projekt "Ur-Rassen im Lainzer Tiergarten" verwirklicht werden.
Im Jahr 2004 wird auch die MA 42 einen
Schmetterlingsgarten und einen "Garten für alle Sinne" eröffnen. Das
sind die Projekte für das Jahr 2004 und sehr viele werden noch folgen.
Präsident Johann Hatzl: Die
4. Anfrage (FSP/05179/2003/0001-KGR/LM) wurde von Frau Abg Susanne
Jerusalem gestellt. Der Herr Landeshauptmann hat sie zu beantworten: Unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge stehen in Wien obdachlos, ohne Essen und
Winterkleidung auf der Straße. Das Jugendamt versorgt nur einen kleinen Teil
dieser Personen, obwohl das Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz eindeutig regelt,
dass alle Kinder in Not unabhängig von ihrer Herkunft aufzunehmen, zu versorgen
und zu betreuen sind. Was werden Sie tun, um diesen skandalösen Zustand
abzustellen?
Ich bitte darum.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte
Frau Landtagsabgeordnete!
Sie haben in Ihrer Anfrage eine Behauptung
aufgestellt, nämlich nach der eindeutigen Rechtslage, was das
Jugendwohlfahrtsgesetz betrifft. Ich halte diese Rechtsauffassung, die Sie
vertreten und die auch in einem Gutachten eines Mitarbeiters eines
Boltzmann-Institutes vertreten wird, für durchaus legitim, es gibt allerdings
eine Fülle von anderen Juristen, die eine ganz andere Rechtsauffassung dazu
vertreten. Das wird möglicherweise am Ende des Tages ohnehin vor einem
Höchstgericht auszujudizieren sein, falls es nicht zu notwendigen finanziellen
Einigungen kommt zwischen den Bundesländern schlechthin – darunter natürlich
Wien – und dem Bund.
Der Kernpunkt, den ich dabei sehe, würde ich jetzt
Ihrer Rechtsauffassung oder der Rechtsauffassung dieses Gutachtens folgen, ist
der, dass ich dann a priori heute von diesem Rednerpult aus in der Fragestunde
des Landtages auf jeden Regressanspruch gegenüber dem Bund, was die finanzielle
Abgeltung der Kosten betrifft, verzichten würde. Das heißt, ich könnte mir zu
einem gut Teil bereits meine Fahrt zur Landeshauptleutekonferenz – jedenfalls
zu diesem Tagesordnungspunkt, der ein wichtiger sein wird – ersparen.
Das will ich nicht, und ich denke auch nicht daran,
dies zu tun. Ich bitte auch um Verständnis dafür, denn ich fühle mich nicht nur
für die Ausgaben dieser Stadt, sondern auch für die Einnahmen dieser Stadt und
für eine gerechte Verteilung der Steuern, die in diesem Lande erarbeitet werden
und für die auch wir ein gut Teil der Verantwortung haben, tatsächlich auch
verantwortlich. Daher werde ich auf diese Regressmöglichkeiten natürlich nicht
verzichten.
Was das Zweite betrifft – und das ist jetzt nicht
mehr eine Vorbemerkung, sondern bereits ein Eingehen auf Ihre Frage –: Es ist in
der Tat – und zwar nicht nur bei den unbegleiteten Minderjährigen, die Sie hier
anführen, sondern generell gesehen – in der Flüchtlingsfrage eine Situation
eingetreten – und dies bereits nach dem ersten Schneefall –, die es für die
bewährten Hilfsorganisationen absolut unerträglich macht, ihre Arbeit
tatsächlich zu leisten. Es ist immer mehr zu beobachten, dass beispielsweise
Asylwerber oder auch andere Flüchtlinge entweder an den Grenzen zurückgewiesen
werden, wie man den Medien entnehmen kann, oder dass sie einfach aus den
entsprechenden Einrichtungen des Bundes hinausgeschmissen werden, auf die
Straße gesetzt werden. Es ist immer mehr zu beobachten, dass nicht zuletzt auch
auf Grund dessen, dass die anderen Bundesländer das kategorisch ausschließen, also
nicht diese Diskussionsbereitschaft, diese Relativität des Sehens der
Rechtssituation haben wie wir, sondern kategorisch ausschließen, dass
Jugendliche unter die jeweiligen Jugendwohlfahrtsgesetze fallen, dass immer
mehr der Jugendlichen dann auch nach Wien fahren oder nach Wien geschickt
werden. Es bürgert sich ja immer mehr ein, dass jugendliche oder auch
erwachsene Flüchtlinge mit Fahrkarten versehen werden, um nach Wien geschickt
zu werden, weil es hier noch allemal Möglichkeiten gibt.
Ich bin mir in der Zwangssituation, in der wir uns hier
befinden, ich bin mir der Erpressbarkeit, in der wir uns
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