Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 51
hat über das, was in der Landeshauptleutekonferenz auf der
Tagesordnung steht und was er dort tut.
Wir haben einen Antrag gestellt, dass das auch in
Wien so sein soll. Sie haben den abgelehnt, und auch die Sozialdemokratie hat
den abgelehnt.
Das will ich jetzt vehement nachfragen: Wovor
fürchten Sie sich, Herr Landeshauptmann und was spricht dagegen, ordnungsgemäß
zu informieren über ein wahrscheinlich nicht immer wahnsinnig aufregendes
Gremium, aber doch über ein Gremium, in welchem wesentliche Entscheidungen
getroffen werden, die dann den Landtag binden. Warum wird hier nicht einer
adäquaten Form informiert, was in der Landeshauptleutekonferenz passiert und
welche Position Sie dort einnehmen?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Landeshauptmann Dr Michael Häupl:
Zunächst einmal kann ich Ihnen versichern, dass die Dinge, vor denen ich mich
fürchte, hier nicht zur Diskussion stehen, weil sie nicht nur mit meiner
Funktion als Bürgermeister nichts zu tun haben, nichts mit der Wiener Stadtverwaltung
zu tun haben, sie haben mit Politik eigentlich überhaupt nichts zu tun, denn da
fürchte ich mich nirgends. Ich sehe auch nicht wirklich einen Grund dafür.
Wir leben Gott sei Dank in einer ordentlichen
Gesellschaft, in einer ordentlichen Demokratie, daher braucht man sich vor
nichts fürchten.
Der Grund ist ein einfacher, mag sein für viele ein
formaler. Die Landeshauptleutekonferenz ist ein freiwilliges Treffen von
Landeshauptleuten, die nirgendwo in irgend einer Form irgend eine
Rechtsgrundlage hat und daher ist es zweifelsfrei in unserer Rechtsordnung ein
nicht existierendes Gremium, ähnlich im übrigen wie die Sozialpartnerschaft,
die aber doch zumindest über wesentliche Teile ihre rechtliche Verankerung auch
hat.
Ich sehe daher auch die Beschlüsse in Oberösterreich
und in Tirol als etwas an, was bei näherer Rechtshinterfragung wahrscheinlich
aufgehoben werden würde, weil über ein nicht rechtlich existierendes Gremium
Berichtspflicht in rechtlich existierende Gremien bestehen soll. Das ist aus
meiner Sicht heraus gesehen nicht möglich, aber es ist daher auch folgerichtig,
dass die Landeshauptleutekonferenz in keiner wie immer gearteten Weise den
Landtag von Wien oder irgend einen anderen Landtag präjudizieren kann.
In seiner freien Meinungsfindung ist der Landtag
durch die Landeshauptleutekonferenz völlig ungestört - das ist überhaupt keine
Frage -, im Regelfall ist auch die Einschätzung richtig, dass sich die Spannung
und die nervliche Anspannung in der Landeshauptleutekonferenz durchaus in
Grenzen hält und bewältigbar ist und wenn es zu Themen kommt, wo eine gewisse Meinungsübereinstimmung
zwischen den Landeshauptleuten erzielt wird, dann hat ohnehin jeder
Landeshauptmann seine entsprechenden Vorstellungen in den jeweiligen Landtagen
zur Beschlussfassung vorzulegen.
Ich sehe daher keine Notwendigkeit, über ein formal
nicht existierendes Gremium hier gesondert zu berichten. Sollte es allerdings
im Zuge der Diskussionen rund um den Konvent - um endlich wieder zu dem Thema
zurückzukehren, das wir eigentlich bei dieser Frage zu behandeln haben - zu
einer verfassungsmäßigen Verankerung der Landeshauptleutekonferenz kommen oder
zu einer formalen Einbindung der Landeshauptleute in den Bundesrat, angedacht
in Richtung der Lösung wie man sie etwa in Deutschland auch hat, dann wäre die
Sache natürlich eine ganz andere.
Selbstverständlich, wenn die
Landeshauptleutekonferenz verfassungsmäßig verankert wird, dann bin ich auch
für eine Berichtspflicht beim Landtag.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Abgeordneter Dr Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann!
Es gibt auch ein anderes informelles Gremium, nämlich
die Landtagspräsidentenkonferenz. Ich muss sagen, dass der Herr Präsident des
Landtages die Präsidiale immer informiert über das, was sich dort abgespielt
hat. Man muss auch anerkennen, dass das geschieht und wir diese Information
bekommen.
Ich habe daher an Sie die Frage: Werden Sie die
Präsidiale, dass heißt die Klubobmänner, über den Fortgang des EU-Konvents aus
Wiener Sicht informieren?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte:
Landeshauptmann Dr Michael Häupl: Ich
brauche lediglich formal darauf hinzuweisen, dass die Präsidiale nicht ein
Instrumentarium des Landeshauptmanns, sondern eben eines des
Landtagspräsidenten ist.
Aber wir werden sicher Mittel und Wege finden, dass
nicht nur die Information, sondern auch die Meinungsbildung zwischen den
einzelnen Parteien hier im Landtag entsprechend funktionieren wird. Ich kann
nur noch einmal dazu sagen, ich habe
massives Interesse daran.
Präsident Johann Hatzl:
Danke!
Die 4. Frage (FSP/02761/2003/0002-KFP/LM) von
Herrn Abgeordneten Josef Wagner gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat
der Geschäftsgruppe Wohnen gerichtet: "SPÖ-Energiesprecher Georg
Oberhaidinger fordert von der Bundesregierung eine thermische Sanierung von
Wohnhäusern zur Ankurbelung der Bauwirtschaft. Da über den Mitteleinsatz aus
der Wohnbauförderung die Länder entscheiden und Wien mit der
thermisch-energetischen Wohnhaussanierung 'Thewosan' über ein gutes Instrument
verfügt, ist Oberhaidinger entweder nicht informiert oder will die Kompetenzen
vom Land auf den Bund übertragen. Würden Sie einer solchen Kompetenzänderung im
Rahmen der Wohnbauförderung zustimmen?"
Ich ersuche um die Beantwortung.
Amtsf StR Werner Faymann:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Sie beziehen sich auf eine Aussage des
SPÖ-Energiesprechers Görg Oberhaidinger, zu der ich eigentlich kurz gefasst
sagen kann, ich bin nicht für eine Kom-petenzänderung im Rahmen der
Wohnbauförderung, ich bin sehr zufrieden mit der Kompetenz auf Landesebene.
Wie Sie wissen, nützen wir das auch, um bei der
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