Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 83
Franz Ekkamp: Ob Sie das durchbringen?) Aber eines
muss man auch sagen: Wer fürs Hinausschieben ist, betrügt seine Kinder und
Kindeskinder. Das sage nicht ich, sondern das hat Payrleitner vor einigen
Wochen in der "Presse" gesagt. (Abg Godwin Schuster: Auch ein
SPÖ-ler? Im Moment berufen Sie sich nur auf ÖVP-Leute! - Abg Franz Ekkamp: Ist
das ein Raiffeisen-Konzept?)
Meine Damen und Herren! Jeder verantwortungsbewusste
Mensch, jede Mutter, jeder Vater denkt in Generationen - nicht nur an morgen,
sondern er denkt an seine Kinder und seine Enkelkinder, an die Gemeinschaft und
an die Familie. Die Regierung Schüssel II denkt auch so und verfolgt eine
verantwortungsvolle Politik, auch wenn Sie sich hierher stellen und wider
besseres Wissen etwas ganz anderes behaupten. (Beifall bei der ÖVP. - Abg
Franz Ekkamp: Frau Kollegin, was hat Schüssel gesagt? Schüssel hat gesagt, an
diesem Papier wird nichts mehr geändert!)
Warten Sie ab, bis es beschlossen ist! Warten Sie ab!
(Abg Franz Ekkamp: Was hat Schüssel 1997 gesagt?) Schauen Sie, es ist
immer einfacher ...
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Ich weiß, dass die Frau Abgeordnete Zwischenrufe offensichtlich ganz gern hat.
Trotzdem würde ich empfehlen, jetzt auch ihr allein ein bisschen das Wort zu
überlassen.
Abg Ingrid Korosec (fortsetzend):
Es ist immer einfacher, meine Damen und Herren, zu verteilen, und es ist viel
schwieriger, einsparen zu müssen - das ist klar. (Abg Godwin Schuster:
Einsparen oder Abzocken ist ein Unterschied!) Aber zur Politik gehört es
auch, mutig zu sein und Schritte zu setzen, die notwendig sind und die nicht
immer von allen - das ist auch klar - als angenehm empfunden werden.
Meine Damen und Herren! Ich fasse zusammen: Die
Bundesregierung wird die notwendige Reform gerecht und nachhaltig umsetzen.
Denn die Zukunft sollte man nicht vorhersehen wollen, sondern möglich machen.
Wolfgang Schüssel und sein Team - davon bin ich überzeugt, und wir werden auch
Sie überzeugen (Zwischenrufe bei den GRÜNEN) - sind ein Garant dafür. (Beifall
bei der ÖVP.))
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist Herr Abg Dr Serles. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Wilfried Serles (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Kollege Driemer hat heute versucht, uns in
45 Minuten - so viele waren es, glaube ich (Abg Johann Driemer: 40!)
-, in 40 Minuten ein schlechtes Gewissen über das Pensionsreformmodell zu
machen, das die Bundesregierung vorgelegt hat. Herr Kollege Driemer, ich darf
Ihnen versichern, die Wiener FPÖ wird mit Sicherheit keine Pensionsreform
politisch unterstützen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ausschließlich
Budgetlöcher zu stopfen. (Beifall bei der FPÖ. - Abg Christian Oxonitsch:
Eine APA-Meldung, dass die Koalition geplatzt ist! - Weitere Zwischenrufe bei
der SPÖ und den GRÜNEN.)
Herr Kollege Driemer, wir werden aber gerne an einer
Pensionsreform mitwirken, die das Ziel hat, die staatliche Pensionsvorsorge als
Grundsicherung für die älteren Menschen in diesem Lande sicherzustellen. (Beifall
bei der FPÖ. - Abg Dipl Ing Martin Margulies: Nicht kryptisch reden!
Unterstützten Sie diese Form der Pensionsreform, ja oder nein?)
Wir bekennen uns - und auch das in aller Klarheit und
Deutlichkeit (Ah-Rufe bei den GRÜNEN) - zum Motto "Qualität statt
Termindruck". Bei einem so wichtigen Thema, wie es die Pensionen sind,
kann es tatsächlich vorkommen, dass "Speed killt".
Herr Kollege Driemer! Ich habe Ihre Ausführungen im Detail
nicht wirklich verstanden. Wenn ich mir nämlich vor Augen führe - und Frau
Kollegin Korosec hat das schon sehr richtig angemerkt -, dass zwischen dem, was
die Bundesregierung als Entwurf vorgelegt hat und was jetzt breit und
übergreifend diskutiert werden soll, und dem, was der Herr Gusenbauer vorgelegt
hat, in Wahrheit keine wirklich signifikanten Unterschiede zu erkennen sind -
mit Ausnahme vielleicht und abgesehen von der Tatsache, dass über die
Vorschläge des Herrn Gusenbauer Sie intern streiten und über die Vorschläge der
Bundesregierung FPÖ und ÖVP zur Zeit ein bisschen streiten. Das ist vielleicht
ein signifikanter Unterschied.
Jetzt könnten wir noch einen Schritt weitergehen und
sagen: Ihr habt einen Haider, und wir haben einen Haider, dem bei diesen
Pensionsmodellen einiges nicht passt. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Ich
würde meinen, dass es die Vorschläge unseres Haiders und ihres Haiders wert
sind, gehört zu werden. Sie haben heute zu Recht darauf hingewiesen: Sie sind
es wert, diskutiert zu werden, und sollen in diesen Diskussionsprozess
einfließen. (Beifall bei der FPÖ. - Abg Dr Matthias Tschirf: Und beide sind
Oberösterreicher!)
Herr Driemer! Wenn ich mir die APA, die "Wiener
Zeitung" von heute anschaue, die versucht hat, die Pensionsreformmodelle,
nämlich Ihres von Herrn Gusenbauer und jenes, das im Entwurf der
Bundesregierung vorgelegt wurde, zu vergleichen, dann merkt man wirklich, dass
es da fast keinen signifikanten Unterschied gibt. "45 - 65 - 80" will
Herr Gusenbauer, 45 Beitragsjahre für Höchstpensionen mit 80 Prozent.
Er will zusätzlich eine Nettoersatzrate. Ich räume ein, man kann über solche
Dinge durchaus diskutieren, aber wir sollten offen miteinander reden und nicht
polemisch agieren.
Auch die Bundesregierung will 45 Beitragsjahre
für die Höchstpension mit 80 Prozent und Abschläge bei einem früheren
Pensionsantritt. Ich sage ganz offen, es ist richtig, über Abschläge bei einem
früheren Pensionsantritt zu diskutieren. Die Frage ist natürlich, wie hoch
diese Abschläge sind und wie hoch sie sein dürfen, um jemanden, der damit
rechnet, in fünf Jahren in Pension zu gehen, und der mit einer bestimmten
Größenordnung rechnet, nicht so zu enttäuschen, dass er das Vertrauen zum
System verliert. Das sind ganz wichtige Fragen, mit denen man sorgsam umgehen
muss, und da darf man die Leute nicht - wie Sie das derzeit tun - schon im
Vorfeld verunsichern. (Abg Johann Driemer: Das hat man so noch nicht gehört!
Das ist neu!)
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