Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 83
Budgetbegleitgesetzen deutlich drinnen, dass sich in den
nächsten 4 Jahren die Pensionen im Durchschnitt um 15 bis 17 Prozent
reduzieren werden. Jedes Jahr um diesen Betrag! Also hier ist bestätigt und
auch klar dokumentiert, dass entweder die „Erläuternden Bemerkungen“ zu diesen
Budgetbegleitgesetzen nicht gelesen wurden - was ich nicht annehme, wenn so
etwas zur Begutachtung ausgesendet wird – oder ich muss davon ausgehen, dass
man die Menschen in Österreich bewusst irreführt, indem man behauptet, es ist
auf Grund der höheren Lebenserwartung der Menschen unbedingt notwendig,
finanzielle Vorsorgen zu treffen. Finanzielle Vorsorgen müssen in den nächsten
Jahren nicht getroffen werden! Der Staat kann aus seiner Verpflichtung, einen
Teil zur Pension beizutragen, nicht entlassen werden! Sie werden verstehen, dass
wir als Gewerkschafter nicht zuschauen werden, dass man den Menschen immer mehr
einbläut, in die private Pensionsvorsorge zu gehen, wo das Desaster in den
letzten zwei Jahren bei den Pensionskassen am Tisch liegt! Bis zu
18 Prozent weniger Pensionsleistungen sind ausbezahlt worden! (Beifall
bei der SPÖ.) Diese Regierung will die Menschen dort hineintreiben? Die
Pensionsfonds sind zusammengebrochen!
Wir müssen hier schauen, dass das umlagefinanzierte
Pensionssystem mit einer ordentlichen Reform für die Zukunft sozial ausgewogen
hält (Abg Franz Ekkamp: Es ist das Beste! Das Beste!), aber da müssen
alle Staatsbürger die Möglichkeit haben, mitzureden. Mitzureden deshalb, weil
es sonst wirklich dazu führen würde, dass es sozusagen bei dem jetzigen
Pensionsraub tatsächlich zu stärkeren Veränderungen kommt als es damals im
Jahre 1953 im Nationalrat zu Veränderungen gekommen ist und darauf folgend
ein Jahr später im Wiener Gemeinderat. Schauen Sie sich das an! Es ist ganz
gut, wenn man das auch weiß.
Aus meiner Sicht erkennen die Menschen immer mehr und
ich glaube, jetzt auch durch die Bewegung in den Betrieben und auch in der
Öffentlichkeit, also überall dort, wo jetzt bewusst wird, was für tiefe
Einschnitte diese „sogenannte“ Pensionssicherungsreform in das Pensionsrecht
und natürlich auch beim Einkommen bringt, werden die Menschen hellhörig. Sie
erkennen, dass man sie hier hintergeht. Ich sage noch einmal: Verkennen Sie
nicht diese Sorgen, die diese Menschen haben, die Jahrzehnte gearbeitet haben
und jetzt vor der Tatsache stehen, nicht einmal das zu bekommen, was sie sich
in ihrer Lebenserplanung vorgestellt haben. Das ist...(Aufregung bei der
FPÖ.) Diese Handlungsweise ist unsozial, meine Damen und Herren, vor allem
hier auch an die Kollegen der beiden Parteien, die ihre Kolleginnen und
Kollegen im Nationalrat und teilweise auch in der Regierung haben!
Was brauchen wir denn für eine weitblickende
Pensionsreform? Das war mir ein bisserl zu wenig, Hans, was du da vorgebracht
hast.(Abg Johann Römer: Ich könnte eine Stunde reden!) Aber ich glaube
die Klarheit ist hier, wir müssen auch einen Ansatz in der Harmonisierung der
Pensionssysteme setzen. Wir können nicht nur alleine sagen, es muss das
Pensionsanfallalter steigen, ich vermindere die Steigerungsprozentsätze (Abg
Dr Wilfried Serles: Harmonisieren ja, aber streichen nicht!), ich delegiere
Menschen in die Arbeitslosigkeit, die zum Beispiel Altersteilzeitregelungen
gebracht haben.(Abg Dr Wilfried Serles: Harmonisieren ja, aber streichen
nicht!) Das kann doch nicht die Politik sein, die in einem Sozialstaat
Österreich, in einem reichen Land wie es Österreich ist, für seine Bürger
gemacht wird!
Wir brauchen aber auch die Überlegung von
zusätzlichen Finanzierungsschienen. Ich lese nirgends etwas, außer dass man
a) Pensionisten,
die schon in Pension sind, etwas wegnehmen will und
b) unter
anderem auch über Krankenversicherungsbeitragserhöhungen ebenfalls bei den
schon in Pension befindlichen ASVG-Pensionisten Einschnitte tätigt.
Also wenn Sie das genauso sehen, zumindest
analytisch, so wie wir das sehen, dann dürfte es ja gar keine Unterschiede
geben.
Wenn heute hier auch gesagt worden ist, dass nicht
nur hohe ÖVP-Politiker und nicht nur Politiker und Menschen auch der
Freiheitlichen Partei davor warnen, diese Pensionsreform in dieser Form hier
auch im Ministerrat und im Parlament vorzulegen, dann läuten doch die
Alarmglocken, meine Damen und Herren der Oppositionsparteien! Tragen Sie dazu
bei, sagen Sie es auch Ihren Regierungsmitgliedern, dass so eine Pensionsreform...
(Aufregung bei Abg Dr Andreas Tschirf.) Zu Ihnen komme ich dann noch,
Herr Kollege Tschirf, denn bei Ihnen kenne ich mich nicht ganz aus: Sind Sie
jetzt bei den Aussagen Arbeitnehmervertreter, wenn Sie die Aussagen Ihres
Wiener Parteiobmanns unterstützen, der sagt, Pension ist beschlossen und
darüber fährt die Eisenbahn?(Abg Franz Ekkamp: Fährt drüber!) Ist das
demokratiepolitisch richtig, wenn heute hier so viel über Demokratie gesprochen
worden ist? Die Menschen müssen das Recht haben und sie verlassen sich auch
darauf, wenn sie in einer repräsentativen Demokratie Abgeordnete zum
Nationalrat wählen, dass sie ihre Interessen vertreten! (Aufregung bei der
ÖVP.) Das ist eine Grundbedingung der Demokratie und zu der müssen Sie auch
stehen! Daher müssen Sie auch die Meinungen der Menschen akzeptieren, wenn sie
diese Reform in dieser Form nicht haben wollen. Begreifen Sie das endlich!
Und was mir überhaupt fehlt ist, wir kämpfen um die
Finanzierungsgrundlage - jetzt sage ich bewusst, nicht unmittelbar, aber
mittel- und langfristig wird es diese geben, das ist bekannt - und diese
Bundesregierung lässt eigentlich durchwegs die Frage des Sozial- und
Steuerbetrugs gänzlich aus der Diskussion. Kleine Ansätze wurden gemacht. Hier
müssten wir die Schritte setzen, die sofort Geld bringen. Dieses Geld würde
ganz notwendig sein, um den Krankenversicherungen entsprechend finanziell unter
die Arme zu greifen, sondern auch um langfristig den Bundeszuschuss für die
Pensionen leisten zu können! Warum tut die Bundesregierung in diesen Fragen
nichts? Warum tut sie nichts? (Abg Dr
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