Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 57
Und ich möchte hier heute wirklich nicht missverstanden
werden. Die heutige Resolution ist nicht gegen Amerika und deren Bevölkerung
gerichtet und sie ist schon gar nicht für Saddam Hussein, der, wie wir wissen,
schon jetzt große Schuld auf sich geladen hat, indem er gegen sein eigenes Volk
verbrecherisch agiert hat. Wir treten allein gegen einen Krieg auf, der laut
unserer Ansicht nicht die Lösung der Probleme sein kann.
Wir werden heute eine Resolution gegen den drohenden
Krieg einbringen, weil Krieg niemals eine Lösung sein kann, weil in einem Krieg
vor allem wieder die Zivilbevölkerung und damit die Frauen und Kinder das Leid
zu tragen haben. Und nicht zuletzt, weil in diesem Krieg beabsichtigt ist,
30 000 Frauen, 30 000 Amerikanerinnen, aber auch Frauen im
Irak für diese Kampfhandlungen einzusetzen. Ich möchte Ihnen diesen
Resolutionsantrag vorlegen.
Der Beschlussantrag meiner Kolleginnen, von mir und
Hilmar Kabas lautet:
„Die Vereinigten Staaten von Amerika und
Großbritannien rüsten trotz weltweiter Warnungen vor einem Krieg gegen den Irak
in den Krisenregionen weiter auf. Den Antragstellern und Mitunterzeichnern ist
durchaus bekannt, dass die Verbrechen des Regimes von Saddam Hussein
beispielsweise vom Angriffskrieg des Irak gegen den Iran über den Massenmord an
den Kurden mit Einsatz von Giftgas, der Niederschlagung eines Volksaufstandes
mit 150 000 Toten bis etwa zur Hinrichtung politischer Gefangener
reichen. Eine kriegerische Handlung jedoch, die erneut auf Kosten der Zivilbevölkerung
geht und für die Kinder im Irak noch mehr an Leiden bedeutet sowie durch
Vergeltungsanschläge außer Kontrolle geraten könnte, lehnen wir ab. Der strenge
Wirtschaftsboykott gegen den Irak hat bereits heute erschreckende Auswirkungen.
Laut UNICEF leiden 36 Prozent aller irakischen Kinder an Unterernährung.
Weitere 24 Prozent sind deutlich untergewichtig. 13 Prozent der
Kinder im Irak erleben ihren 5. Geburtstag nicht. Bedingt durch die Armut
der Familien müssen viele Kinder an Stelle des Schulbesuches zum
Lebensunterhalt beitragen. Daher ist die Analphabetenrate binnen 10 Jahren
von 10 auf 44 Prozent gestiegen. Ganz allgemein können die Spitäler
kaum mehr Hilfe leisten. Es mangelt oft an einfachsten Dingen, an den
Plastikbeuteln für Bluttransfusionen, Infusionsbesteck oder sogar an
Einweghandschuhen. Die Situation wirkt sich besonders verheerend auf die immer
zahlreicher werdenden Leukämiekranken aus. Der Golfkrieg im Jahre 1991
kostete nicht nur Hunderttausenden Zivilisten das Leben, sondern führte auch zu
nachhaltigen gesundheitlichen Schäden durch die Munition, die mit Uran 238
versetzt worden war. In Basra kommen 12 Jahre nach dem Golfkrieg
tagtäglich einige zum Teil schwerst missgebildete Kinder zur Welt. Die
irakische Zivilbevölkerung hat genug gelitten. Ein weiterer Krieg würde erneut
viel menschliches Leid nach sich ziehen. Nun beabsichtigt sowohl die
amerikanische Regierung als auch Saddam Hussein den Einsatz von Tausenden
Soldatinnen, wodurch dieser bevorstehende Krieg auch ein Krieg der Frauen wird.
Es sollen daher alle friedlichen Mittel ausgeschöpft werden. So muss unter
anderem den UN-Waffeninspektoren ausreichend Zeit gegeben werden, ihre Aufgaben
gewissenhaft zu erfüllen. Eine Militäraktion gegen das Regime des Irak kann und
darf nur geführt werden, wenn eine eindeutige Legitimation durch den
UNO-Sicherheitsrat vorliegt. Österreich soll sich aber auch dann an keiner
solchen bewaffneten Auseinandersetzung beteiligen. Wir appellieren an die
Regierungen in Washington und London, das Schicksal Millionen unschuldiger
Menschen, insbesondere der Frauen und Kinder nicht außer Acht zu lassen und
sich für den Frieden zu entscheiden. Die gefertigten Landtagsabgeordneten
stellen daher folgenden Beschlussantrag:
„Der Wiener Landtag fordert die Vereinigten Staaten
von Amerika und Großbritannien auf, keinen Krieg gegen den Irak, auch wenn wir
das Regime Saddam Hussein für noch so verurteilungswürdig halten, noch dazu
unter Androhung atomarer Waffengewalt, zu beginnen. Er spricht sich somit
ausdrücklich für die Erhaltung des Friedens und für den Schutz der im Irak
leidenden Zivilbevölkerung aus. In formeller Hinsicht wird die sofortige
Abstimmung verlangt.“
Ich möchte damit enden, dass ich der Meinung bin, es
müsste uns allen ein Anliegen sein, dass dieser Krieg nicht stattfindet. Es
muss hier aber vor allem ein Anliegen der Frauen sein, gegen diese
kriegerischen Handlungen aufzutreten. Es sollte von diesem heutigen Landtag
anlässlich des morgigen Frauentages ein Zeichen gesetzt werden, dass wir uns alle
gegen diese kriegerischen Handlungen aussprechen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt die Frau Abg Kato.
Abg Sonja Kato (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte, bevor ich mit meiner Rede beginne, doch
noch kurz auch auf den Antrag eingehen, den die Frau Abg Schöfnagel jetzt
eingebracht hat. Wir von meiner Fraktion werden diesen Antrag unterstützen,
auch wenn wir jetzt nicht jeden einzelnen Satz im Detail teilen. Aber dennoch
ist es ein Zeichen, das wir würdigen und das wir auch mittragen, wenngleich ich
es schon ein bisschen bedaure, dass dieser Antrag hier jetzt im Bereich einer
frauenpolitischen Debatte, die sich eigentlich mit der Frauenpolitik in der
Stadt Wien beschäftigt, eingebracht wurde. Ich persönlich hätte es schöner
gefunden, wäre er gestern zum Beispiel im Rahmen der Debatte um das
GATS-Abkommen eingereicht worden.
Ich möchte auch kurz auf den einzigen Redner eingehen. Ich
habe mir eh schon ein paar Zwischenrufe erlaubt, nicht weil ich unterbrechen
wollte, sondern einfach weil ich schon ergänzen wollte, während Sie noch
gesprochen haben. Es war interessant. Sie selbst haben Ihre Rede als ratlose
Diskussion bezeichnet. Ich muss gestehen, sie hat mich auch ein bisschen ratlos
hinterlassen, weil Sie sehr viele Probleme angerissen haben, aber überhaupt
keine Lösungen hinterlassen haben. Das ist etwas, was ich meine, dass wir
gerade am Frauentag
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