Landtag,
11. Sitzung vom 13.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 90
an mich persönlich richtet und da kann ich nur darauf sagen:
Offensichtlich ist es wirklich eine Spezialität, im Besonderen der ÖVP, dass
sie sich an Besprochenes nicht erinnern kann und an Vereinbartes nicht mehr
erinnern kann. Wir haben zum Beispiel die Vorgangsweise, wie wir mit den
Abstimmungen umgehen, bis ins letzte Detail besprochen und auch entsprechend
vorbereitet und werden sie jetzt auch so durchführen, weil wir gesagt haben, es
ist so ein wichtiges Thema, wir wollen allen Fraktionen die Gelegenheit geben,
dass sich ihre politische Position hier auch niederschlagen kann, weil es ja
verschiedene Elemente sind, man kann ja für das eine Thema, aber gegen das
andere sein.
Wir haben genau darüber diskutiert, wie wir im Umgang
mit den Wahlkarten vorgehen, die in Zukunft auch benutzt werden können, wenn
ein Wiener oder eine Wienerin eben nicht da ist und dass wir uns hier an den
Bund wenden müssen, weil das außerhalb unserer Möglichkeit ist. Das haben wir
alles im Detail bei den Gesprächen, an die Sie sich jetzt leider nicht erinnern
können, genau besprochen und genauso stimmt es natürlich nicht, dass Sie nicht
informiert wurden.
Es hat in meinem Büro am 29.5.2002 ein Gespräch
gegeben, wo ich alle Fraktionen und alle Vertreter eingeladen habe. Dort haben
wir sowohl über das Gutachten geredet, als auch über den Begutachtungsentwurf,
der genau das beinhaltet hat, was wir vereinbart haben, nämlich die
inhaltlichen Punkte. Dass wir uns über manche nicht einig waren, das ist
richtig. Aber so ist es nun mal in der Demokratie, dass es Mehrheiten und Minderheiten
gibt und wenn die Minderheit beginnt, es als undemokratisch zu sehen, wenn auch
die Mehrheit ihre Meinung sagen darf, dann ist das eine Verquerung der
Demokratie, die ich in dieser Form sicher in Ihrer Analyse nicht teile.
Noch zwei Richtigstellungen, weil hier vor allem seitens
der FPÖ argumentiert wurde, es geht nicht um sich hier rechtsgültig und legal
aufhaltende Menschen, die wählen sollen dürfen. Das ist natürlich nicht
richtig. Wir hatten ja gerade auch in einem anderen Zusammenhang mit den grünen
Kolleginnen und Kollegen eine ausführliche Diskussion darüber, dass wir eben
festgelegt haben, dass hier ein fünfjähriger, legaler, ununterbrochener, durch
eine Hauptmeldung nachgewiesener Aufenthalt da sein muss. Das heißt, es geht
selbstverständlich um sich hier legal aufhaltende Zuwanderer und Zuwanderinnen,
aber wir haben hier halt - und das hat die Wortmeldung des Herrn Kollegen
Strache ja deutlich bewiesen - einfach sehr, sehr unterschiedliche
Auffassungen. Denn wenn ich sage, ich will Menschen, die hier leben, hier
arbeiten, hier Steuern zahlen, die Möglichkeit geben, sich einzubringen, so ist
das eine Frage der demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten und hat nichts
damit zu tun, so wie Sie sich hier herstellen und ausrechnen, nach fünf Jahren
hat er erst so viel Steuern bezahlt, da darf er noch nicht wählen, erst nach
30 Jahren hat er so viel eingezahlt, dass er wählen darf!
Die Zeiten, wo das Wahlrecht davon abhängig war, ob
man Landbesitzer, Grundbesitzer war und viel Geld gehabt hat, sind in diesem
Land glücklicherweise schon sehr lange vorbei, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ und bei Abg Mag Christoph Chorherr.)
Und dieser Versuch, wieder die Menschen auseinander
zu dividieren und zu hetzen, ist die Grundlage Ihrer Politik. Das wissen wir.
Die Grundlage Ihrer Politik ist hetzen (Abg Heinz Christian Strache: Sie
diskriminieren die Staatsbürger! Das ist Ihre Politik!), auseinander dividieren,
Leute hetzen! Genau das ist es! (Abg Heinz Christian Strache: Die
Staatsbürger zu diskriminieren, das ist Ihre Politik!) Sie versuchen
wieder, die Menschen auseinander zu dividieren! Sie wollen den Menschen wieder
einreden, dass ihnen hier etwas weggenommen wird! In Wirklichkeit ist das, was
wir hier machen, eine Bereicherung für die Demokratie und für uns alle. Aber
glücklicherweise glaubt Ihnen die große Mehrheit der Menschen ohnehin nicht
mehr und das ist ein gutes Zeichen für die demokratische Reife der Menschen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Letzte Bemerkung - wir haben schon in der Fragestunde
darüber diskutiert -: Ich stehe zu dieser Fünf-Jahres-Frist, die wir vorgesehen
haben. Ich möchte nicht noch einmal die Argumente wiederholen, warum der
Vergleich mit der EU meiner Ansicht nach hier falsch ist. Es geht um andere
Dinge und auch die Beispiele, die hier im Zusammenhang mit der ununterbrochen
notwendigen Meldung genannt wurden, sind in meinen Augen nicht wirklich in der
Praxis relevant. Wenn gesagt wurde, viele Menschen sind in der Bauwirtschaft
tätig, so stimmt das, aber ich habe noch nie gehört, dass einer, der einen
Monat auf Montage fährt oder auch fünf Monate auf Montage fährt, sich von zu
Hause abmeldet! Ich glaube, das ist kein sehr realistisches Beispiel und ich
denke, das mag vielleicht den Hohen Landtag als denjenigen, der Gesetze
beschließt, im ersten Moment nicht so interessieren, aber ich denke auch, dass
wir die Vollziehbarkeit von Gesetzen mit berücksichtigen sollten und dann muss
es vollziehbar sein und dann muss es auch möglich sein klar zu sehen, wer wie
lange hier eben seinen Aufenthalt hat, und das können wir als Wiener nur für
Wien. Ich glaube, es ist in unser aller Interesse, dass wir hier ein sehr
deutlich und klar und leicht vollziehbares Gesetz entsprechend vorsehen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Zusammenfassend glaube
ich, dass der Gesetzesvorschlag, der hier vorliegt, ein sehr großer Schritt in
der Weiterentwicklung der Demokratie in unserer Stadt ist. Was wir heute
beschließen, ist kein Gnadenakt für die jungen Menschen oder für Zuwanderer,
sondern ist in unser aller Interesse. (Abg Heinz Christian Strache: Aller
Staatsbürger nicht!) Eine funktionierende Demokratie ist, dass alle, die
hier leben, sich auch einbringen können. Dass die jungen Menschen
Entscheidungen, die ja in der Zukunft ganz besonders sie betreffen werden, auch
mitbestimmen können, ist im Interesse des Funktionierens des Zusammenlebens,
ist im Interesse der Demokratie, ist in unser aller Interesse.
Mitbestimmen und mitverantworten, Rechte und Pflichten sind
immer zwei Seiten einer Medaille und deswegen glaube ich, dass dieser
Vorschlag, den wir
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