Landtag,
11. Sitzung vom 13.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 90
drinnen. Viele Dinge haben Sie sich nicht überlegt, meine
sehr geehrten Damen und Herren.
Und dass Sie auch die inländischen Mitbürger kränken,
indem Sie die Staatsbürgerschaft immer mehr entwerten und indem Sie die
Staatsbürgerschaft aushöhlen, das ist Ihnen offensichtlich entgangen. (Zwischenruf
des Abg Dipl Ing Martin Margulies.) Sie hören mir offensichtlich nicht zu.
Ich habe die meiste Zeit jetzt noch über die ausländischen Mandatare und die
ausländischen Mitbürger gesprochen. Da waren Sie geistig wahrscheinlich
abgemeldet. Aber wie so oft in diesen Dingen muss ich das ja bei der grünen
Fraktion bemerken.
Aber ich wende mich wieder an Sie, meine sehr geehrten
Damen und Herren von der namentlich noch sozialdemokratisch genannten Fraktion.
Sie hätten die moralische Verpflichtung, die Schule nicht zu verpolitisieren,
die hätten Sie, das Schulunterrichtsgesetz nicht zu unterlaufen. Jugendliche,
die noch nicht einmal voll geschäftsfähig sind, sollten Sie zur politischen
Reife heranführen und nicht zu Auseinandersetzungen in einem Bereich, wo sie
noch gar nicht dafür tatsächlich die Argumentationsfähigkeit, die Reife und das
Wissen haben können.
Zwei Drittel der Befragten, von Ihrer "Aktion
kritischer Schüler" Befragten haben gesagt nein, sie brauchen das nicht.
Und damit Sie sehen, wieweit das schon reicht: Sogar diese jungen
Politfunktionäre haben sich bereits den Politsprech angewöhnt. Sie haben in ihrer
Presseaussendung geschrieben: Ein großer Erfolg, ein Drittel der Befragten will
tatsächlich zur Wahl gehen. Also, das müssen Sie mir einmal erklären, wie Sie
diese jungen Menschen offensichtlich schon dort haben, dass sie parteipolitische
Aussagen in einem Ausmaß machen, die nahezu, ich sage nicht zur
Unwahrheit, aber doch nahezu zu etwas führen, das offensichtlich nicht geeignet
ist, im schulischen System eingeführt zu werden. (Abg Christian Oxonitsch:
Was ist in Kärnten, in der Steiermark und im Burgenland?) Es sind zwei
Drittel der Befragten, die Sie mit Ihrer einfachen Mehrheit - zwei Drittel sind
ein verfassungsmäßiges Quorum sogar -, die Sie mit Ihrer einfachen Mehrheit zur
Wahl zwingen sozusagen. Das ist es. Ist Ihnen das aufgegangen? Sie setzen sich
über die Mehrheit von zwei Dritteln hinweg mit Ihrer einfachen Mehrheit, um
Andersdenkende zu einem Verhalten zu zwingen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das entspricht
genau der bekannten und berühmten Sensibilität der Frau StRin Brauner, die sie
allen Meinungen, die nicht die Ihren sind oder anders als Ihre sind, entgegenbringt.
Eines kann ich Ihnen sagen: Eine solche Vorgangsweise
und solche Inhalte, wie sie jetzt im Gesetz sind, wären unter einem StR Hatzl
nicht möglich gewesen. Denn dieser Mann hat genau und deutlich gezeigt, dass er
imstande ist, auch Minderheitenmeinungen zu akzeptieren und sich lange und
breit damit auseinander zu setzen. Was Sie gemacht haben, war eigentlich nur
Placebo. (Beifall bei der ÖVP.)
Dabei hätten Sie die moralische Verpflichtung, meine
sehr geehrten Damen und Herren, bei all Ihrer theatralischen Demut und der des
Herrn Bürgermeisters am Wahlabend, bei Ihrer Verantwortung als Mehrheitspartei
sowie beim Erbe Ihrer sozialdemokratischen Vorfahren in sensiblen und demokratischen
Fragen eine besondere Behutsamkeit an den Tag zu legen. Und daher richte ich an
Sie auch den Appell, die Brücken nicht weiter abzubrechen, den demokratischen
Diskurs aufrechtzuerhalten und nicht nur auf kleiner Flamme zu führen, ganze
Gruppen von Staatsbürgern nicht zu frustrieren, denn jene, die den Grundkonsens
für die Spielregeln unserer Demokratie gefährden, werden Wind säen und Sturm ernten.
(Abg Mag Sonja Wehsely: Was ist in Kärnten?)
Ich bin sicher, wir werden noch einmal über dieses
Wahlrecht reden. Versuchen Sie vielleicht dann, den Namen
"sozialdemokratisch" zu verdienen. Bei der Erklärung und bei den
Inhalten Ihrer Gesetzesvorlage haben Sie ihn sich absolut nicht verdient. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich darf
jetzt auf einige Punkte der Diskussion noch kurz eingehen.
Wenn mein
Kollege Ulm den Begriff "Fremde" verwendet hat, so ist das a) nichts
Böses und b) ein Terminus technicus, der in allen Gesetzen so steht. Das wissen
Sie genau, Herr Kollege Chorherr. Ihr Begriff, der Begriff der Migranten, der
kann es auch nicht sein, das müssen wir schon sagen. Wenn, dann sagen wir Ausländer,
sagen wir Zuwanderer, ist mir alles Recht. Aber Ihr Migrantenbegriff, der
überall vorkommt, das ist sicherlich nicht der Begriff, den wir sagen wollen. (Abg
Dr Sigrid Pilz: Warum nicht?) Das kann ich Ihnen schon sagen: Weil Sie
damit immer Recht und Ordnung unterfahren wollen (Ironische Heiterkeit bei
den GRÜNEN und bei der SPÖ.), und ich unterstelle Ihnen daher, dass
Sie an Unrecht und Unordnung interessiert sind. Denn sonst könnte es nicht
sein, dass Sie über Verfassungsänderungen so flockig reden. Eine
Verfassungsänderung ist keine beliebige Angelegenheit, sondern ist die
Grundlage unseres Zusammenseins und Zusammenwirkens. Das kann man zwar
entwickeln, das muss man auf Grund eines breiten Konsenses weiterentwickeln,
aber nicht mit Hilfe einer so unguten Durchführung, wie es geschehen ist, und
nicht mit solchem autoritären Stil, wie es geschehen ist.
Und Frau
Kollegin Vassilakou möchte ich noch fragen: Wie stellen Sie sich tatsächlich
vor, diese fünf Jahre zu verkürzen, etwa so ähnlich, wie Sie es bei der Wohnbeihilfe
gemacht haben? Jeder, der herkommt, kriegt einmal Wohnbeihilfe, kriegt das
Wahlrecht. War es das, was Sie vorhatten? - Sie müssen schon einen Gegenvorschlag
in irgendeiner Form bringen, damit man überhaupt reden kann. Es ist absurd,
jedem, der hier auf der Durchreise ist, schon das Wahlrecht geben zu wollen. So
kann es ja auch nicht sein. (Zwischenrufe bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.) Meine
sehr geehrten Damen und Herren! (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ und bei
den GRÜNEN.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ihre großartige Aufregung
zeigt mir wiederum, dass Sie offensichtlich hier heraußen keine Argumente bringen
können, sondern nur von drinnen heraus schreien.
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