Landtag,
10. Sitzung vom 25.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 32
beirats
namens Hollein ist ganz "zufällig" - ohne Ausschreibung, ohne
transparenten Wettbewerb - derjenige, der den Dachgeschossaufbau vornimmt;
wobei in diesem Zusammenhang anzumerken ist, dass es keinesfalls Aufgabe der
Politik ist, Geschmacksurteile zu fällen, meine Damen und Herren. Und dann
reicht der Bauträger mit dem Architekten Hollein beim Fachbeirat ein, wo man
mit dem Fachbeiratsvorsitzenden Hollein die Frage klärt, ob das stadtverträglich
ist.
Das
sind schwere Konstruktionsmängel der Stadtplanung, und man soll sich nicht
wundern, wenn so ein Murks herauskommt wie bei Wien-Mitte, wo alle dagegen sind
und wo man im Grunde jetzt mit dem Rücken zur Wand steht und möglicherweise
auch das Prädikat "Weltkulturerbe" abgesprochen bekommt. - Wobei ich
meine Meinung in diesem Zusammenhang auch hier ganz ehrlich sagen kann: Ich
frage mich, wie viele Touristen nicht mehr nach Wien kommen würden, wenn Wien
nicht mehr Weltkulturerbe wäre. Ich frage mich, wie viele Touristen in Wien
überhaupt wissen, was das Weltkulturerbe ist. Es ist eine wichtige symbolische
Frage, aber ich würde das nicht zur prioritären Frage hinaufstilisieren, und
ich bezweifle auch, dass die Höhe ...
Präsident
Johann Hatzl (unterbrechend): Ich bitte, zum Schluss
zu kommen.
Abg Mag
Christoph Chorherr (fortsetzend): ... der Türme die
entscheidende Frage ist. Abschließend: Wenn es nicht grundsätzliche Änderungen
in der Stadtplanung gibt - eine transparente Diskussion vor der Widmung, eine
Totalreform des Fachbeirats, Mitbestimmung, transparente Wettbewerbsverfahren
-, dann wird es noch fünf oder sieben oder neun Wien-Mitte-Debakels geben, und
jeder Planungsstadtrat wird sich daran noch die Finger verbrennen. Ich hoffe,
dass man endlich die Lehren daraus zieht. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident
Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist Herr Abg Dr Tschirf.
Abg Dr
Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Das Thema, wie
diese Stadt aussieht, ist eines, mit dem wir uns hier viel intensiver
auseinander zu setzen haben. Ich möchte hier sogleich auf einen Punkt zu
sprechen kommen, der mich wirklich erschüttert hat: Es war gestern in der
"Presse" zu lesen, dass die Landstraßer SPÖ hofft, dass der
Denkmalschutz hinsichtlich der Sofiensäle in zweiter Instanz aufgehoben wird. -
Nach mir gelangt ein Abgeordneter von der Landstraßer SPÖ zum Wort, und ich
hoffe, dass er sich davon distanziert. Ich hoffe auch, dass sich die beiden
Stadträte, in deren Bereich diese Frage fällt, nämlich jener für Planung und
jener für Kultur, die beide von der Landstraße kommen, davon distanzieren. Wir
haben hier die Diskussion über die Erhaltung der Sofiensäle geführt und es ist
eigentlich unglaublich, dass man hoffen kann, dass der Denkmalschutz aufgehoben
wird. Das ist rechtsstaatlich ein Wahnsinn und das ist auch im Hinblick auf die
Frage, wie diese Stadt aussehen soll, ein Wahnsinn! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg Heinz Christian Strache und des StR
Johann Herzog.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Die Frage des Weltkulturerbes wurde von einer
früheren Regierung, nämlich von der letzten, von der Koalitionsregierung bei
der UNESCO eingebracht. Wie jetzt damit umgegangen wird, das zählt zu den
traurigen Kapiteln dieser Stadtregierung. Wien sollte damit eine von
90 Stätten des Kulturerbes, die es weltweit gibt, werden. Daher muss man
hier in den verschiedensten Bereichen entsprechend Acht geben.
Es ist
notwendig, der Frage Beachtung zu schenken, wie wir mit der Stadtästhetik
umgehen, wie wir mit den Hochhäusern umgehen, wie wir etwa mit den Jugendstilhäusern
umgehen, weil sonst die Gefahr besteht, dass das, was den besonderen Charakter
Wiens ausmacht, nämlich dass es hier ein geschlossenes Ensemble gibt, dass hier
ein Stadtkern existiert - etwas ganz Besonderes im Vergleich zu anderen Städten
-, verloren geht.
Wir, die ÖVP,
werden alles tun, damit es dazu nicht kommt!
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Die heutige Situation in Wien-Mitte ist ein Problem,
das auf die letzten 15 Jahre zurückgeht. Sie ist auf Versäumnisse vieler
Generationen von SPÖ-Verkehrsministern und –Finanzministern sowie der Stadt
Wien, auf Versäumnisse im Umgang der Stadt Wien mit den ÖBB und Ähnliches
zurückzuführen. Wir haben jetzt einen Beschluss eines entsprechenden Bebauungsplans
et cetera. Wie immer man dazu steht - ich selbst bin von Hochhäusern im
innerstädtischen Bereich absolut nicht begeistert -: Wir haben jetzt nun einmal
diese Rechtslage und sie ist das Ergebnis eines Kompromisses zwischen den
wirtschaftlichen Notwendigkeiten und den Anforderungen der Ästhetik, denen hier
nur in dieser Weise entsprochen werden konnte.
Acht geben
sollten wir aber - und diesbezüglich möchte ich an meinen Vorredner anschließen
-, was das Thema Hilton betrifft: Was sich hier abspielt, ist aufs Schärfste zu
kritisieren. Es kann einfach nicht so sein, dass hier, ohne dass ein Wettbewerb
stattfindet, einfach aufgestockt wird, dass man hier nicht dafür sorgt, dass entsprechende
Gedanken eingebracht werden und eine entsprechende Transparenz an den Tag
gelegt wird. Eine solche ist hier dringend geboten und dringend notwendig! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wir sollten den schwer wiegenden Bedenken, die es in
diesem Zusammenhang gibt, Rechnung tragen, und wir sollten vor allem auch für
eines sorgen: dafür, dass das Selbstverständnis Wiens beziehungsweise der
Wiener in Bezug auf das Aussehen dieser Stadt nicht verloren geht. Bei dem
Wunsch nach einer Aufhebung des Denkmalschutzes für die Sofiensäle oder etwa
auch bei der intransparenten Vorgangsweise hinsichtlich des Hotels Hilton wird
man diesem Erfordernis nicht gerecht.
Die Wiener
Volkspartei wird für ein schöneres Wien, für Ästhetik in Wien eintreten -
sowohl hier in diesem Haus als auch überall sonst, wo sie das tun kann. (Beifall bei der ÖVP.)
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