Landtag,
10. Sitzung vom 25.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 32
Nun gibt es ja in der öffentlichen Debatte auch hier
durchaus unterschiedliche Meinungen, wie weit hier der Einsatz der Exekutive zu
bevorzugen ist, wie weit es andere sozialpolitische Maßnahmen sind und jetzt
habe ich mir gedacht, da der Herr Landeshauptmann so massiv nach der Polizei
ruft, scheinen die anderen sozialen Instrumentarien der Stadt offensichtlich
nicht ausreichend zu sein.
Ich frage Sie daher: Über welche zusätzlichen rechtlichen
Möglichkeiten würden Sie gerne verfügen, um dem hier beschriebenen Phänomen,
das Ihnen ja bekannt ist, besser Herr werden zu können?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Stadträtin.
LhptmStin Grete Laska: Zum Ersten, ich
stimme mit dem Herrn Landeshauptmann vollkommen überein, dass wir hier in
diesem Fall sowohl die Polizei benötigen als auch die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Jugendwohlfahrtsbehörde, denn nur in dem Zusammenspiel kann es
funktionieren.
Dass wir im Moment hinsichtlich der Polizei in eine
Lücke hineinrufen, weil es das Innenministerium geschafft hat, in Wien den
Dienstpostenplan so weit zu unterschreiten, dass es tatsächlich bereits
gravierende Probleme gibt und auch von der Polizei selbst immer wieder
dokumentiert wird, dass es hier eine Unterbesetzung und vieles andere mehr
gibt. Das hoffe ich, ist jetzt dann auch beendet, wenn es nach dem
24. November andere Voraussetzungen gibt.
Nichtsdestotrotz ist das Zusammenspiel gut und das
Bemühen der Wiener Polizei ein großes, gemeinsam mit den
Jugendwohlfahrtsbehörden, mit den Kriseneinrichtungen der MA 11 eine
Vorgangsweise zu finden, und es wurde eine solche auch gefunden. Die gesetzlichen
Rahmenbedingungen sind ausreichend. Das Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz regelt
das eindeutig und was das Wichtige ist - und das gelingt immer besser -, ist
das Zusammenspiel mit den Behörden vor Ort, damit sichergestellt wird, dass
Kinder und Jugendliche nicht von Erwachsenen, deren Zielorientierung sicher
nicht das Kindeswohl ist, ausgenützt und für die organisierte Bettelei eingesetzt
werden.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Sommer-Smolik.
Abg Claudia Sommer-Smolik (Grüner
Klub im Rathaus): Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin!
Unserer Meinung nach ist der Ruf nach der Polizei
nicht immer der wirklich geeignete, sondern dass eben hier auch
sozialpolitische Maßnahmen greifen müssen, so, wie Sie es auch bezüglich des
Jugendwohlfahrtsgesetzes erzählt haben.
Jetzt ist ja die Bettelei auch ein Ausdruck der auftretenden
Schere zwischen Arm und Reich und ist ja auch nicht nur wirklich unabhängig von
der Sozialpolitik zu sehen, die die Bundesregierung in den letzten zwei Jahren
betrieben hat.
Meine Frage ist nun: Es wird
von Institutionen immer wieder gefordert, dass ein Armutsbericht für Österreich
erstellt wird, um sich anzusehen, wie das mit der Armut in diesem Land
ausschaut, vor allem auch mit der Kinderarmut. Können Sie sich vorstellen, dass
es einen Bericht der Kinderarmut in Wien geben könnte?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Stadträtin.
LhptmStin Grete Laska: Wir können gerne
hier über einen Bericht zur sozialen Situation in Wien und damit auch über die
Einkommenssituation der Wiener Familien diskutieren. Es hat erst vor kurzem
eine Statistik gegeben, die Sie sicherlich verfolgt haben werden, in der sich
die Einkommensentwicklung in den einzelnen Bundesländern gezeigt hat und wo
auch festgestellt wurde, dass Wien im Vergleich der einzelnen Bundesländer
weitaus besser abschneidet. Nichtsdestotrotz ist Wien immer bemüht, gerade
durch verschiedenste Maßnahmen der sozialen Staffelung und ähnlichem besonders
jenen Familien zu helfen und sie zu unterstützen, die sich nicht am oberen Rand
der Einkommensskala befinden, sondern eher am unteren.
Die Diskussion jedoch gerade bei dieser Anfrage in
den Raum zu stellen, ist deshalb der falsche Ansatz, weil, wenn Sie mir
zugehört haben, ich eingangs erwähnt habe, dass gerade bei der organisierten
Bettelei und bei den Kindern, die hier ganz bewusst verwendet werden - und ich
benenne es so wie es ist, missbraucht und verwendet werden -, es sich nicht um
Wiener und auch nicht um österreichische Kinder handelt. Und daher ist es
unsere Aufgabe, auch im Hinblick darauf, dass es um den Schutz dieser Kinder
geht und um ihr Wohlbefinden, dass wir alle Maßnahmen auch des hohen Standards
der Wiener Jugendwohlfahrt ausnützen, um in den Ländern, aus denen die Kinder
kommen, dafür zu Sorgen, dass die Standards angehoben werden.
Und da gibt es viele Maßnahmen. Da gibt es auch jene
Angebote, die teilweise schon aufgegriffen werden, auch in gemeinsamen
Programmen der Europäischen Union, im Bereich der Ausbildung von
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, in Kooperation mit diesen Ländern, um
dafür Sorge zu tragen, dass vor Ort die sozialen Netze verbessert werden,
sodass der Schutz der Kinder dort einsetzt, wo er in Wirklichkeit einzusetzen
hat.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Ulm.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin!
Selbstverständlich muss der
Schutz der missbrauchten Kinder an oberster Stelle stehen und ich teile die Auffassung,
dass man hier sowohl die Polizei als auch soziale Einrichtungen bemühen muss.
Es hat vor kurzer Zeit Initiativen gegeben, das Wiener Sicherheitspolizeigesetz
im Hinblick auf den Paragraph 2 - das ist die Bestimmung über die Bettelei
- zu reformieren, zu präzisieren, auch zu verschärfen, wenn Sie so wollen, und
es hat im letzten Ausschuss Geschäftsgruppe StRin Brauner auch - wenn auch nur
eine kurze, so doch - eine Debatte über die Reform dieses
Sicherheitspolizeigesetzes gegeben. Aus dem Verhalten der Frau StRin Brauner
war zu schließen, dass sie hier keinen Reformbedarf sieht.
Daher frage ich Sie,
ob Sie nicht die Möglichkeit sehen, den Jugendschutz zu erhöhen, indem auch die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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