Landtag, 8.
Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll
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im 22. Bezirk, schließt Wien hingegen Schulen.
(Abg Kurt Wagner: Wieder einmal ein guter Schmäh!) Das ist ein interessantes
Gegenmodell zur Bundesregierung. Also, der Bund baut Schulen für Wien, die
eröffnet werden, aber Wien schließt Schulen.
Es bedarf seitens des
Stadtschulrats für Wien einer an sich relativ einfachen verwaltungstechnischen
Maßnahme, nämlich dafür zu sorgen, dass rechtzeitig für diese neuen Schulen
auch Direktorinnen und Direktoren zur Verfügung stehen. Nun ist es aber so,
dass der Stadtschulrat es bis dato verabsäumt hat, entsprechende
Ausschreibungen für diese Schulleiterposten vorzunehmen, sodass diese Schulen
im Herbst in Betrieb gehen werden, ohne dass es einen Schulleiter geben wird.
Ich frage Sie daher, Herr Landeshauptmann: Was werden
Sie tun, damit es in dieser Beziehung endlich zu einer ordnungsgemäßen
Amtsführung seitens der amtsführenden Präsidentin des Wiener Stadtschulrats
kommt?
Präsident Johann Hatzl:
Ich gehe davon aus, dass der Herr Landeshauptmann das beantworten kann, auch
wenn der unmittelbare Zusammenhang mit der Grundsatzfrage nicht ganz leicht
erkennbar ist. (Heiterkeit bei der SPÖ.) - Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Abgeordneter!
Es ist aus meiner Sicht überhaupt nicht erkennbar,
aber es soll sein. An die Bestimmungen unserer Geschäftsordnung hält sich
ohnehin niemand mehr. Da soll auch das sein, es ist ja im Prinzip schon egal. (Abg
Mag Christoph Chorherr: Das ist eine schwer wiegende Kritik am Herrn
Präsidenten!) - Der Herr Präsident schaut schon darauf, der hat schon
Recht. Wenn dann seine Milde mit Schwäche verwechselt wird, dann ist das natürlich
ein Problem. Das muss man auch in aller Offenheit einmal sagen.
Zunächst einmal halte ich Ihre Feststellung, dass der
Bund Schulen baut und Wien Schulen schließt, für eine wirklich bemerkenswerte.
Das ist skurril, denn alle Bundesschulen,
die demnächst eröffnet werden, sind von der früheren Österreichischen
Bundesregierung beauftragt, finanziert und durchgeführt worden, und das ohnehin
in einem enormen Nachholverfahren. Darauf möchte ich schon einmal hinweisen.
Ottakring
hat beispielsweise 88 000 Einwohner - das ist eine Spur mehr als
Klagenfurt - und hat zwei Mittelschulen. Das sollte man auch einmal sagen. Bei
Simmering ist das in einem noch krasseren Verhältnis gewesen. Daher ist es
durchaus richtig, dass man seitens des Bundes diesen Nachholprozess
durchgeführt und Bundesschulen gebaut hat.
Im
Hinblick auf die Pflichtschulen war das ganz anders. Die Pflichtschulversorgung
in Wien war immer eine ausreichende wie auch hervorragende. Dass man natürlich
bei Veränderungen der Schülerzahlen allfällige Konzentrationen herbeizuführen
hat, liegt wohl im Interesse der Sache und nicht zuletzt auch im Interesse
dessen, was Sie immer gefordert haben, dass man selbstverständlich auch in
diesem Bereich auf eine effiziente Verwendung von Steuergeldern zu schauen hat.
Dass wir auf der anderen Seite dieses große Programm der Schulrenovierung entsprechend
fortsetzen, wird Ihnen sicherlich auch nicht entgangen sein. Daher kann in Summe
gesehen von einem Einsparen gar keine Rede sein, um Ihre hingeworfene
Bemerkung, dass Wien Schulen schließt und der Bund Schulen baut, ins richtige
Licht zu rücken.
Sollte es
in der Tat so sein, dass seitens des Stadtschulrats Ausschreibungen noch nicht,
verspätet oder sonst irgendwie suboptimal behandelt worden sind, werde ich in
meinem Besuch, den ich in den nächsten Tagen im Wiener Stadtschulrat habe, im
besonderen Ausmaß darauf hinweisen, mich informieren lassen und allfällig das
auch korrigieren.
Präsident
Johann Hatzl: Nächste
Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem.
Abg
Susanne Jerusalem (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Der
Stadtschulrat oder das, was im Kollegium vor sich geht, ist ohnehin
demokratiepolitisch, jenseits von allem, was in Europa Standard ist, durch eine
Geschäftsordnung geregelt, die jegliche Diskussion absolut unterbindet. Ich
habe mich schon oft gewundert, wieso Sie als Präsident nicht einschreiten und
etwas dagegen unternehmen, weil das eine Schande für Wien
ist, dass es Derartiges gibt. Das wollte ich nur einmal zur Einleitung gesagt
haben, weil ich manchmal den Eindruck habe, Sie wissen gar nicht, was dort im
Stadtschulrat über die Bühne geht. Das ist das Eine. (Abg Mag Sonja Wehsely: Das ist ja
unglaublich!)
Das Andere: Nachdem die
Präsidentin nicht nur angekündigt hat, der Stadtschulrat wird zum "Headquarter"
der SPÖ, sondern auch gemeint hat, sie werde ein Mandat im Nationalrat annehmen
und von dort aus dann die Geschicke lenken, lautet meine Frage: Können Sie
jetzt zusichern, dass die Präsidentin nur Präsidentin sein wird und nicht auch
noch nebenbei ein Mandat im Parlament annehmen wird, um dann in dieser
Doppelfunktion zu agieren?
Präsident Johann Hatzl:
Es ist ein bisschen ein Problem, dass der Landeshauptmann keine Mandate vergibt,
aber der Herr Landeshauptmann wird sicherlich eine Antwort wissen. - Bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrte Frau Landtagsabgeordnete!
Wenn ich mich dunkel erinnere, ist die Geschäftsordnung
im Stadtschulratskollegium nicht ein Erlass von mir oder eine diktatorische
Anordnung, sondern ein Beschluss des dortigen Kollegiums. Das Recht des Bürgermeisters,
einen Beschluss des Kollegiums zu sistieren, ist mir bis zur Stunde unbekannt.
Ich werde mich aber danach erkundigen.
Ich glaube jedoch, generell gesehen, dass nach all den
Jahren, die Sie hier sitzen, Ihnen heute einfällt, zu sagen, dort seien die
demokratischen Verhältnisse Ihrer Beschreibung nach pauschal jeglichem europäischen
Vergleich spottend, ist bemerkenswert. Warum haben Sie mir das nicht schon vor
sieben Jahren gesagt? (Abg Susanne Jerusalem:
Damals war es noch nicht so! Das
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