Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 53
Interessant ist die Gesetzeswerdung. Es gab sozusagen das
erste Mal eine Jugendvolksbefragung, etwas was es eigentlich nicht gibt, aber
wenn man es einmal besetzt, gibt es das. Diese Jugendvolksbefragung ist - das
ist das Eigenartige - im Vorfeld ohne politische Information abgelaufen. Das
ist passiert und plötzlich haben wir als Politiker erfahren, dass es so etwas
in Kooperation mit verschiedenen Institutionen, unter anderem auch mit dem Stadtschulrat
für Wien, gibt. Das impliziert nicht, dass wir aus diesem Grunde etwas gegen so
eine Idee haben, sondern gibt nur ein bisschen ein Bild davon, wie man offenbar
mit politischer Information zu so einer Maßnahme umgeht.
Worum ist es aber gegangen? - Ein springender Punkt
bei dieser Jugendvolksbefragung war unter anderem die Frage der Ausgehzeiten
der Kinder und Jugendlichen, wie sie im Gesetz vom Begriff her unterschieden
werden und das, was sozusagen als Befragung intentiert war. Dazu muss ich
sagen, da ist es schon sehr einmalig gewesen, dass Jugendliche offenbar in
einer ganz anderen Welt leben, als so manche Experten und Expertinnen. Denn
wenn Jugendliche keinen Handlungsbedarf in der Frage der Ausgehzeiten sehen und
die Experten den Jugendlichen faktisch in den Mund legen, hier bedarf es gewissermaßen
einer Liberalisierung, hier müssten sie sich emanzipieren - wir haben solche
Diskussionen gerade vorher zu einem anderen, aber durchaus in der Nähe
befindlichen Tagesordnungspunkt gehört -, dann kann man daraus nur ableiten,
dass das sicher der falsche Weg ist.
Interessant ist es daher, festzuhalten und festzustellen,
dass es bei den Jugendlichen eine relative hohe Mündigkeit gibt, was das
Wertebewusstsein, zum Beispiel für den Begriff der Familie, betrifft und dass
sie sich damit eigentlich sehr deutlich gegen die Aushöhlung der
Erziehungskompetenz durch die Erziehungsberechtigten, durch die Eltern,
ausgesprochen haben.
Das heißt, wir müssen vor allem - ich möchte das ein
bisschen politisch kategorisieren - in den links denkenden Köpfen ein bisschen
eine Bremse einbauen. Ich finde es interessant und man müsste fast daran anschließen,
wenn es zur Absenkung des Jugendwahlalters heute hier geheißen hat: "Wir
werden das machen und die Jugendlichen werden das akzeptieren." - Das war
heute ein wortwörtlicher Satz an diesem Rednerpult. Meine Damen und Herren, da
frage ich mich schon, was das soll.
Wir haben jetzt im Zusammenhalt mit den Jugendschutzbestimmungen
eine Befragung durchgeführt. Diese Befragung hat sehr deutlich gezeigt, dass
die Jugendlichen im Stande sind, über sich selbst nachzudenken. Jetzt haben wir
die Absenkung des Wahlalters auf 16 - zumindest wird die Diskussion demnächst
in diesem Hause geführt werden - und da sagen wir, darüber können sie nicht
befinden, das verstehen sie wahrscheinlich auch nicht oder da soll man sie auch
gar nicht fragen, weil das ist ja ein Recht, das wir ihnen zugestehen und wenn
wir ihnen ein Recht zugestehen, dann werden wir sie beglücken, und zwar
zwangsbeglücken.
Ich wünsche Ihnen auf dieser Reise viel Glück, denn
die AKS hat schon viel deutlicher, als Sie es sich wünschen können, durch eine
so genannte Befragung Jugendlicher an den Schulen in dieser Alterskategorie
klar gemacht, was diese davon halten. 62 Prozent der Jugendlichen haben
sich dagegen ausgesprochen. Jetzt wird es schwierig, ihnen einerseits
Mündigkeit zuzugestehen und andererseits zu sagen, das verstehen sie noch
nicht, daher müssen wir Erwachsenen, die Politiker, sagen, was für sie gut ist.
Ich wünsche Ihnen dabei viel Glück. Ich glaube, dass wir richtig liegen, wenn
wir sagen, bei so einem Problem sollte man durchaus die Jugendlichen befragen,
aber dann auch ernst nehmen. Vor allem wünsche ich der AKS jetzt viel Glück. (Beifall bei der ÖVP.)
Das Problem im Wiener Jugendschutzgesetz, das auch
mit gesetzlichen Maßnahmen, seien sie noch so detailliert, nicht ausgeräumt
werden kann, ist zumindest in Teilbereichen die Frage der Exekution, weil
sozusagen - ich denke nur an typische Anlassfälle wie im Gastgewerbe oder in
der Frage der Suchtprävention - nicht alles so reglementierbar ist, dass man
auch eine Garantie hat. Das heißt, man wird wahrscheinlich der Exekutive empfehlen
müssen, deutlicher in Erscheinung zu treten, auch in jenen Bereichen, die den
Eventcharakter haben, wenngleich ich weiß, dass es trotzdem oft schwierig sein
wird, hier ganz genaue Abläufe - ich denke zum Beispiel an Alkoholausschank -
nachvollziehen zu können.
Man wird vielleicht auch - das wäre eine sehr noble
Aufgabe, vielleicht auch der Jugendanwaltschaft - Eltern darüber informieren,
die Jugendlichen sowieso, um die geht es hier, aber vielleicht die Eltern
informieren, dass es auch eine Erziehungspflicht ist, in diesem Bereich
deutlicher in Erscheinung zu treten. (Abg
Mag Sonja Wehsely: Und was ist mit den Gastwirten?)
Die Gastwirte sind sowieso diejenigen, die bestraft
werden, wenn sie erwischt werden. Das steht auch drinnen, liebe Sonja! (Abg Mag Sonja Wehsely: Vielleicht kann die
Wirtschaftskammer auch ein bisschen auf die Gastwirte einwirken!) Ja, ich
habe eh nichts dagegen. Das ist ja nicht ein Punkt, dem ich ablehnend gegenüberstehe,
weil du das so vorwurfsvoll sagst. Für jede Anregung, die dazu führt, dass es
ein Jugendlicher schwieriger hat, das Gesetz zu übertreten, werden wir dankbar
sein.
Was ich aber ablehne, sind auf der einen Seite Zwangsbeglückungen
von links, ist aber auf der anderen Seite auch ein Überwachungsstaat von
rechts. Wir müssen hier schon in die Richtung gehen, wo wir ganz einfach sagen,
es geht um die Mündigkeit. Wenn wir den Jugendlichen oder auch in dem Fall den
Gastwirten oder sonstigen Erwachsenen, die damit in irgendeiner Form in
Berührung treten, das zuordnen, dann müssen wir es von dort im Sinne der
Verantwortung auch einfordern. Damit habe ich überhaupt kein Problem.
Zu den Abänderungsanträgen ganz kurz: Der Erweiterung der
Antidiskriminierungsbestimmungen bei den Medien werden wir zustimmen, aber das
haben wir schon im Ausschuss deponiert, weil uns das wichtig
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular