Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 53
und Jugendvolksanwaltschaft rechtzeitig bekommt, nämlich
zumindest zwei bis drei Wochen vor einer Ausschusssitzung, damit man
dementsprechend auch die Gelegenheit hat, sich einzulesen, um dann eventuell
schon im Ausschuss darüber debattieren zu können. Dieses Jahr war es leider
Gottes erst möglich, den Bericht einen Tag vor dem Ausschuss zu erhalten. Wir
hatten daher nicht die Gelegenheit, im Ausschuss irgendetwas anzusprechen. Wir
werden aber heute die Gelegenheit dazu nützen.
Wir haben im letzten Jahr beim Bericht der
Jugendanwältin erleben müssen, dass sie in ihrer Wortmeldung ein Schimpfwort
verwendet hat. Das hat auch zu einem dementsprechenden Eklat in diesem Hause
geführt. Es handelte sich um ein Schimpfwort, das auf Grund ihrer Erregung
vielleicht erklärbar ist, aber für dieses Haus einfach nicht angepasst ist und
hier nichts verloren gehabt hat. Wir haben einen Bericht erleben müssen, den
wir auch letztes Jahr dementsprechend filetiert haben und wo wir aufgelistet
haben, dass es nachweislich zu Manipulationen, zu unzulässigen Wertungen, zu
politischer Agitation gekommen ist. Wir waren auch damals schon der Meinung,
dass es spätestens nach diesem Bericht und der Wortmeldung eigentlich an der
Zeit gewesen wäre, dass beide Jugendanwälte das Handtuch werfen und
zurücktreten. Es ist aber nichts passiert. Wir haben ein weiteres Jahr erlebt,
wo sich vieles von dem Bericht aus dem Jahr 2000 im jetzigen Bericht
wiederfindet und eine Fortsetzung des letztjährigen Berichts darstellt.
Sie selbst haben an Ihrem Grundsatz festgehalten -
das hat Frau Kollegin Korosec heute schon angesprochen -, dass Sie eine
Parteilichkeit für die betroffenen Kinder und Jugendlichen durchzuführen haben
und dass das eigentlich Ihr Grundsatz sein soll. Ich muss ehrlich sagen, dass
ich eine einzige Parteilichkeit in Ihrem Bericht erkenne, nämlich eine
Parteilichkeit für die Sozialistische Jugend, nicht eine Überparteilichkeit,
die letztlich für alle Jugendlichen da sein sollte, sondern nur für ein
gewisses Segment, für eine gewisse Gruppe. Das ist auch ideologisch immer
wieder ein Schwerpunkt in Ihren Berichten.
Ich kann mich erinnern, wir haben einmal eine
außerordentliche Sitzung des Sozialausschusses gehabt, das war im letzten Jahr,
wo auch Jugendvertreter eingeladen waren, wo wir über das Jugendschutzgesetz
diskutieren konnten, das nachträglich heute zur Debatte stehen wird und zu
beschließen sein wird. Dabei war es für uns sehr interessant zu bemerken, dass
wir zwar Unterlagen erhalten haben, aber dann feststellen mussten, dass eine
Magistratsbeamtin, die neben unserem Abg Ing Rudolph
gesessen ist, ein anderes Papier hatte, in dem andere Informationen gestanden
sind, wo auch die Fragestellung erkenntlich war, wo man herauslesen konnte,
dass ganz bewusst eine Informationskürzung gegenüber der Opposition
stattgefunden hat, weil man uns dieses Papier nicht geben wollte. Wir haben es
zufälligerweise bei der Frau Magistratsbeamtin gesehen und dadurch Einsicht
erhalten.
Darin war im Wesentlichen ein Punkt, der sich
gänzlich von dem Bericht unterschieden hat, nämlich der Punkt über den
Jugendschutzausweis, wo selbst die jungen Menschen, die befragt worden sind,
mit Mehrheit gesagt haben, sie wünschen sich einen solchen Ausweis, wo man
gleich die Möglichkeit hätte, hinten vielleicht Jugendschutzbestimmungen
punktuell anzuführen, damit auch eine Information für die Betroffenen selbst
vorhanden ist, damit sie wissen, was eigentlich das Jugendschutzgesetz ist und
welche Bestimmungen es gibt, die in diesem Bereich festgelegt sind. Es wurde
aber herausgenommen, weil es offensichtlich nicht in den Kram gepasst hat. Man
will halt keinen Jugendschutzausweis haben, man will so etwas nicht vornehmen!
Es waren manipulative Suggestivfragen, die teilweise
so ausgesehen haben, dass man die jungen Menschen nicht ausreichend über den
Ist-Zustand der Gesetzeslage informiert hat. Wenn man natürlich nicht weiß, was
eigentlich die Ist-Situation im jetzigen Jugendschutzgesetz ist, dann kann man
auch schwer entscheiden, ob man das mehr so oder anders will.
Wir haben im Bericht des letzten Jahres das
Alkoholproblem im Bereich der Jugend nachlesen können! Auch in diesem Jahr
steht es wieder mit ähnlichen Worten drinnen. Zum Glück ist das auch angesprochen
worden, denn es ist wichtig. Es ist ein wichtiges Anliegen. In dem Zusammenhang
wird in dieser Stadt einiges passieren müssen, damit man junge Menschen davor
schützt, dass sie zum Alkohol oder zu Nikotin greifen. Das ist vollkommen
korrekt, richtig und wichtig.
Aber ich vermisse auch in diesem Bericht 2001 wieder,
dass irgendetwas über Drogenproblematik darin steht. Vielmehr hat man sogar
damals bei der Ausschusssitzung, bei dieser Sondersitzung, die wir zum Thema
der Jugendvolksbefragung gehabt haben, behauptet, dass die jungen Menschen für
eine Freigabe eingetreten sind. Das hat man da angefügt, ohne dass man
irgendeinen Beleg dafür hätte. Man hat das einfach in den Raum gestellt, dass
die jungen Menschen eine Freigabe von Drogen verlangt haben und dass das ein
wichtiges Anliegen ist, das sozusagen vom Bundesgesetzgeber zu erfüllen ist.
Ich habe auch in diesem Bericht wieder finden müssen, wie
das schon letztes Jahr der Fall war - und das hat mich wirklich verwundert -,
dass wieder ein Pressedienst abgedruckt wird, der schon im Bericht 2000 drinnen
war, nämlich vom 15. September 2000. Ich zitiere jetzt, was von diesem
Pressedienst von Seiten der Jugendanwaltschaft zum Besten gegeben worden ist.
Da hat man Folgendes behauptet oder von sich gegeben: "Politische Kräfte
ziehen in den Krieg gegen Jugendliche." Das hat der Pressedienst als Titel
gehabt. In diesem Pressedienst wird die Forderung, die die Freiheitliche Partei
Wiens im letzten Wahlkampf aufgestellt hat, nämlich ein drogenfreies Wien sozusagen
als Zielrichtung vorzugeben, als aggressiver Sager dargestellt, das sei
grausig, das sei aggressiv, weil man etwas gegen die Drogenproblematik tun
möchte. Ich frage mich, wo hier der Ansatz der Jugendanwälte ist, für Kinder-
und
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