Landtag,
4. Sitzung vom 22.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 60
zogen, dass die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt
oder die schwierige Situation bei den Infrastrukturinvestitionen mit diesem
Auftrag oder mit den selbst auferlegten Vorhaben begründet wird. Tatsache ist -
das muss durchaus anerkannt werden -, dass dieser Pakt, der rückwirkend ab
1. Jänner dieses Jahres schon in Kraft getreten ist, eingehalten wurde.
Wir haben jetzt zwei Tage lang darüber diskutiert, dass das tadellos gelungen
ist, anerkennend, aber auch die Kritik, dass man diesen Kurs mit wesentlich
mehr Phantasie und mit einem anderen budgetpolitischen Ansatz verfolgen könnte.
Ich will nur noch einen Satz zur Kritik der grünen
Fraktion sagen - wenngleich der Kritiker im Moment nicht im Raum ist -, die da
heißt, die Stadt Wien oder der Herr Landeshauptmann hat es verabsäumt, sich
vorher mit allen Fraktionen eingehend zu unterhalten und sich in diesem Hause
oder in diesem Rahmen die Legitimation zum Verhandeln zu holen. Es wird Ihnen
nicht neu sein, dass in allen anderen Bundesländern der Vorgang genauso wie
hier gelaufen ist. Ich sage Ihnen nur ein Beispiel. Ich habe hier eine
Presseberichterstattung vom 15.11. Da hat gerade die Diskussion im Vorarlberger
Landtag stattgefunden. Ich bemerke bei diesem Anlass, dass wir uns in dieser
Beziehung in guter Gesellschaft befinden. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
kommt Herr Abg Dr Günther. -
Bitte.
Abg Dr Helmut Günther
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Herr Finanzstadtrat!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zum gleichen Zeitpunkt, wie wir hier den Stabilitätspakt
behandeln, wird er auch im Haus am Ring, nur zwei Straßen weiter, behandelt,
und zwar im Parlament. Vor zirka 14 Tagen, ich glaube, am
9. November, ist er im Finanzausschuss des Parlaments behandelt und dort
mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und ÖVP beschlossen worden. Die SPÖ hat damals
ausgeführt, sie stimmt diesem Stabilitätspakt zu, wird aber damit nicht
gleichzeitig der Budgetpolitik der Bundesregierung eine Zustimmung erteilen.
Das ist eine Einstellung, die man haben kann, die aber auch die Verantwortung
für Österreich zeigt, in diesem Fall im Gegensatz zu den GRÜNEN, die hier zwar
von Verantwortung reden, davon aber wirklich weit entfernt sind.
Meine Damen und Herren! Interessant war die
Diskussion während der zweitägigen Budgetdebatte und im Endeffekt die Kritik
des Finanzstadtrats an der Unterschrift seines Landeshauptmanns. Hier ist der
Finanzstadtrat ständig als Kritiker dieses Stabilitätspakts aufgetreten und hat
gesagt, wir werden den Konsolidierungsmechanismus jederzeit in Anspruch nehmen.
Lhptm Häupl hat diesen Stabilitätspakt streng kritisiert, dann aber gemeinsam
mit den anderen Landeshauptleuten und in seiner Funktion als Präsident des
Städtebunds - weil Städtebund und Gemeindebund das mitvertreten - diesen Stabilitätspakt
beschlossen.
Er hat dazu geführt, dass der Bund sich verpflichtet
hat, im Jahr 2001 ein Defizit von 2,05 Prozent zu erreichen, was jetzt -
auf Grund der Finanzleistung aller Österreicherinnen und Österreicher - zu
einem Nulldefizit geführt hat und in den anderen Jahren bis 2004 ein nicht
höheres Defizit als 0,75 Prozent des BIP. Die Länder haben sich
verpflichtet, einen Überschuss von 0,75 Prozent des BIP, oder wenigstens
23 Milliarden S, pro Jahr beizutragen. Das hat es in diesem Land
Österreich noch nie gegeben, dass eine Einigkeit zwischen Bund, Ländern,
Städten und Gemeinden gefunden werden konnte! Das ist einerseits dem freiheitlichen
Finanzminister und andererseits den Landeshauptleuten hoch anzurechnen! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Wenn Kollege Margulies sagt,
man hätte kein Nulldefizit gebraucht und man hätte kein so hohes Steueraufkommen,
wenn man nicht auf das Nulldefizit geschaut hätte, dann brauchen wir ihn nur
daran zu erinnern, was in den letzten 30 Jahren passiert ist. Warum kam es
zu dem hohen Steueraufkommen? Warum kam es zur Notwendigkeit des Nulldefizits?
- Doch nur deshalb, weil 2,2 Billionen S an Schulden zurückzuzahlen
sind und die Belastung des österreichischen Budgets auf Grund der
Schuldenpolitik der letzten 30 Jahre in eine derartige Höhe gestiegen ist!
Gott sei Dank hat es hier eine Einsicht und ein Umdenken in ganz Österreich gegeben,
auf Bundesseite auf Grund der Wende, auf Landesseite auf Grund der
Verantwortung aller in Österreich tätigen Landeshauptleute! (Beifall bei der FPÖ.)
Genau das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist
mit diesem Stabilitätspakt eingetreten. Aus diesem Grund werden wir dem
Stabilitätspakt selbstverständlich zustimmen und erhoffen uns, dass die
Nulldefizit-Politik, die auf Bundesebene gelungen ist, auch in Wien, das
jährlich 4,2 Milliarden S beiträgt, weiterhin so vollzogen wird.
Selbstverständlich freut es uns, dass Wien seiner Verpflichtung, die es in
diesem Stabilitätspakt übernommen hat, nachkommen wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Dr Stürzenbecher. - Bitte.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Paktum für den Finanzausgleich für die Jahre 2001 bis
2004 verpflichten sich Bund, Länder und Gemeinden, durch ein gemeinsames
Zusammenwirken zu einer stabilitätsorientierten Budgetpolitik in ihrem Bereich
beizutragen. Aus dem Jahr 2004 geht schon hervor, dass das, was Kollege
Margulies gesagt hat, nicht richtig ist, weil eben der Zeitraum ein längerer
ist. Ziel ist ein ausgeglichener gesamtstaatlicher Haushalt. Die Verpflichtung
des Bundes lautet, im Jahr 2001 ein Defizit von maximal 2,05 Prozent des
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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