Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 113
der Eltern zurückgezogen und gesagt haben, die Wahlfreiheit der Eltern darf nicht gefährdet werden. Das habt ihr spätestens bei der Einführung der gratis verschränkten Ganztagsschule über Bord geworfen, denn es ist jetzt so, dass es nach wie vor - auch nicht fair - keine finanzielle Gleichstellung gibt. Das heißt, das ist das mindeste, was es braucht, damit es wirklich zu einer Wahlfreiheit für die Eltern wird. Das heißt, offene Schulen und Horte finanziell gleichzustellen, sowohl Mittagessen als auch Nachmittagsbetreuung bis 15.30 Uhr sollen kostenlos sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Das Zweite ist, und da muss ich ja immer am meisten schmunzeln, ich kann mich noch erinnern, Sie haben viele schriftliche Anfragen an den damaligen Bildungsstadtrat Czernohorszky gestellt und da haben Sie immer nach den Ergebnissen der Taskforce Lehrermangel gefragt. Tja, wie schaut es denn jetzt mit dem Lehrermangel aus? Hat sich auch nicht viel getan. Ihr habt zwar Planstellen geschaffen, aber die Menschen fehlen uns an allen Ecken und Enden. Und auch wenn Sie das Gefühl haben, dass die Lehrerflucht schon geringer geworden ist, muss ich Ihnen wirklich widersprechen und sagen, einfach einmal mit den Lehrerinnen und Lehrern sprechen. Die sind wirklich am Limit, auch das haben wir heute schon gehört, die wissen schon teilweise nicht mehr, wie sie alles zusammenbringen sollen. Wirklich hingehen, wirklich zuhören und wirklich auch etwas ändern.
Ich möchte mich an dieser Stelle einmal bei allen Lehrerinnen und Lehrern, Pädagoginnen, Pädagogen und Direktorinnen und Direktoren bedanken. Vielen Dank, dass ihr unsere Kinder so großartig durch die Schule gebracht habt! (Beifall bei der ÖVP.)
Gewaltschutz haben wir auch gehabt, das ist natürlich mittlerweile auch ein Thema an unseren Schulen. Die Anzeigen haben sich vervierfacht, die Suspendierungen haben sich seit 2021/22 verdoppelt. Karl Mahrer hat es gestern schon gesagt, wenn ihr das Tempo im Bereich Gewaltprävention mit zehn Schulen pro Jahr so weiterbehält, dann braucht es Jahrzehnte, um eine flächendeckende Gewaltprävention zu erzielen, und das ist nicht nur langsam, sondern das ist verantwortungslos. (Beifall bei der ÖVP.)
Der letzte Punkt, den ich noch ansprechen möchte, ist die Schulassistenz, ganz großes Thema, Bettina Emmerling und Sie haben es immer herausgebracht und immer wieder gefordert. Wie schaut es aus? Die Steiermark investiert 40 Millionen EUR in die Schulassistenzen. Und in Wien?
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, ich muss Sie unterbrechen, die Redezeit ist schon abgelaufen.
GRin Sabine Keri (fortsetzend): Schulassistenz in Wien. - Vielen Dank, schöne Sommerferien und geben Sie Gas, Herr Stadtrat. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Mag. Dr. Trinko zu Wort gemeldet, selbstgewählte Redezeit sechs Minuten. Sie sind am Wort.
GR Mag. Dr. Michael Trinko (SPÖ): Hochgeschätzte Frau Vorsitzende! Lieber Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Und auch alle, die uns hier auf den Rängen oben bei der Debatte verfolgen, und natürlich auch alle, die uns vor den Bildschirmen zusehen!
Ich möchte heute in dieser Geschäftsgruppe über den Bereich der Wiener Kinder- und Jugendhilfe sprechen. Aber lassen Sie mich vielleicht zum Anfang, auch wenn das letzte Woche schon Thema in der Debatte war, ein großes Danke an die Kinder- und Jugendanwaltschaft aussprechen, vor allem an Dunja Gharwal für ihre Arbeit und ihre Mitarbeiter, die sich täglich für die Rechte und Interessen der Kinder einsetzen, und natürlich auch dem neubestellten Wiener Kinder- und Jugendanwalt Sebastian Öhner alles Gute wünschen. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)
Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe, also die Magistratsabteilung 11, wie Sie alle wissen, erfüllt ihre Aufgaben auf Grund des Wiener Kinder- und Jugendschutzgesetzes. Ziel und der gesetzliche Auftrag sind es, Kinder und Jugendliche vor allem vor Gewalt zu schützen, aber auch vor Vernachlässigung, und sie zu unterstützen, aber auch Familien, die in schwierige Situationen gekommen sind, Hilfe anzubieten, wenn diese notwendig ist. Die Aufgabe der MitarbeiterInnen findet immer unter dem Blickwinkel des Kindeswohls statt, und sie versuchen gemeinsam mit den Eltern, den Kindern und weiteren Kooperationspartnern die bestmögliche Lösung für individuelle Situationen, vor denen sie stehen, zu finden. Und es bedarf enormes Fingerspitzengefühl, ein großes Engagement, um diese emotional anstrengende und herausfordernde Arbeit zu bewältigen. Und dafür möchte ich den rund 1.800 Beschäftigten der Magistratsabteilung 11 den größten Dank für ihre tägliche Arbeit aussprechen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Aber, wenn wir schon über MitarbeiterInnen beziehungsweise über Personal sprechen, so kann man auch nicht verhehlen, dass es genau in diesem Bereich, was die soziale Arbeit beziehungsweise die Sozialpädagogik betrifft, auch einen großen Fachkräftemangel gibt, der natürlich auch, ehrlich gesagt, nicht vor Wien Halt macht. Aber die Stadt Wien sah hier nicht tatenlos zu und hat 2023 einige Maßnahmen gesetzt, um diesem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. So wird unter anderem von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe ein Stipendiensystem angeboten, sodass alle Studierenden, die in diesem Bereich eine Ausbildung absolvieren, die Möglichkeit haben, bis zu 1.500 EUR für 2 Semester zu erhalten, wenn sie dies in einer privaten Einrichtung tun. Weiters besteht auch die Möglichkeit für Studierende in diesem Bereich, dass sie in den letzten Jahren ihres Studiums schon bei der Wiener Kinder- und Jugendhilfe arbeiten und in Wohngemeinschaften mithelfen können. Das, was sie zusätzlich zu dem Personal, das dort schon die Tätigkeiten macht, tun, ist eine Unterstützung für die Menschen, die dort arbeiten, und eine gute Chance für den Einstieg in diesen Beruf. Weiters war es durch die Stiftung Sozialpädagogik auch möglich, durch ein Zusammenwirken von WAFF und dem AMS Möglichkeiten zu schaffen, um Menschen in die Ausbildung zu bringen. Mit September 2023 starteten 70 Studierende hier eine Ausbildung im Bereich der Sozialpädagogik.
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