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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 22.05.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 109

 

durch die Corona-Zeit gemerkt haben, dass die psychosozialen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche besonders stark sind. Sie sind gravierend. Ich merke das im Umfeld meines Sohnes, weil der genau in diese Zeit gekommen ist, als er in der Oberstufe war und die letzten zwei Jahre gar nicht mehr erlebt hat. Und da ist wirklich auch in diesem Umfeld eine gewisse Motivationslosigkeit zu spüren. Depression ist ein Thema unter den Jugendlichen, das ist ganz klar, deswegen müssen wir verstärkt auf sie zugehen und sie einbinden und verstärkt Programme entwickeln, die sie aus dieser Isolation wieder herausführen. Daher braucht es auch mehr Geld für die Institutionen, damit sie Vermittlungsprogramme gezielt für diese Gruppe entwickeln können.

 

Neben dem Wien Museum, das ein „top-notch“, also ein ganz zeitgenössisches großartiges Vermittlungsprogramm entwickelt hat, gibt es ja jetzt auch das Pratermuseum, das zumindest in der Erdgeschoßebene auch frei zugänglich ist. Aber es gibt überall neue Ansätze in der Vermittlung, die nicht nur „top down“, sondern eher partizipativ ausgerichtet ist, sodass die jungen Menschen auch Teil dieses Vermittlungsangebotes werden können. Und natürlich hat für junge Leute, und das spürt man selbst, das Donauinselfest eine Bedeutung, wenn man einander spürt, miteinander tanzt - also die Leute gehen glücklicher heraus, als sie gekommen sind -, oder auch das Popfest am Karlsplatz, das regelgerecht überrannt wird und auch ein wichtiger Punkt des sozialen Zusammenkommens ist. Für junge Leute gibt es natürlich auch den Gürtel Nightwalk, der auch mir, die ich jetzt nicht mehr zu dieser Altersgruppe gehöre, neue Lokale erschlossen hat, die aber unglaublich brummen und gut funktionieren. Und es ist auch toll, diesen Gürtel Nightwalk erleben zu dürfen, wo eine ganze Nacht lang in verschiedensten Lokalen einfach auch die Qualität dieser Szene einmal hervorgekehrt wird.

 

Und natürlich haben viele Institutionen, ob das das Volkstheater oder die Josefstadt ist, speziell für Jugendliche ausgerichtete Programme oder Tickets. Bei den Wiener Festwochen gibt es diese für Unter-30-Jährige, die haben einen Ticket-Preis von einheitlich 15 EUR, da können sich wirklich jede und jeder auch etwas leisten, das steht ja nicht in großer Konkurrenz zu Kinoeintritten.

 

Der Kultursommer hat mit der Verankerung in den Regulativkulturbetrieb der Stadt den Kultursommer Plus gemacht, mit speziell partizipatorischen Programmen wie Workshops, Kinderfeste, Mitmachaktionen, Picknicks mit Jugendlichen und KünstlerInnen. Das greift auch immer mehr und zieht auch immer mehr junge Leute an. Und nicht zu vergessen Superar, das wir ja sehr stark fördern. Superar ist ein phantastisches Programm, wo junge Menschen teilweise auch aus bildungsfernen Schichten ohne Vorkenntnisse zusammenkommen können. Sie formieren gemeinsam ein Orchester, und diejenigen, die schon mehr können und ein Instrument gelernt haben, nehmen dann die mit, die am Anfang vielleicht nur Triangel spielen und sich erst einmal damit einbringen. Aber das gemeinsame Musikmachen ist auch ein großer Schlüssel für eine Zugehörigkeit.

 

Man macht mit Sicherheit immer zu wenig, das ist mir auch klar, aber es muss ja auch gut gemacht werden. Wir brauchen auch ausgebildete Vermittlerinnen und Vermittler, die wirklich mit dem zeitgenössischen pädagogischen Wissen auf die Jugendlichen zugehen können. Im Bereich der Wissenschaft ist zum Beispiel Science Center Netzwerk eines der Initiativen, die wir auch sehr stark gefördert haben, die ja niederschwellig immer wieder in Ladenlokalen ihre Zelte aufschlagen, zuletzt auch einmal im Donau Zentrum, um auch junge Menschen und interessierte Menschen allen Alters überhaupt erst einmal mit Themen der Wissenschaft zu konfrontieren und sehr niederschwellig anzuregen, sich mit naturwissenschaftlichen Thematiken oder mit Klimafragen auseinanderzusetzen. - Also auch das sind alles Tools, mit denen wir in der Stadt arbeiten können.

 

Zu diesem gesamten Bereich der Gratiskultur sind wir gerade dabei, eine Broschüre zu erstellen und werden Ihnen diese gerne dann zur Kenntnis bringen und verbreiten. Sie wird auch in mehreren Sprachen dieser Stadt erstellt werden, damit wir eben auch alle erreichen können.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Berger. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

10.36.26

GR Stefan Berger (FPÖ): Schönen guten Vormittag, Frau Stadträtin! Ich möchte auf ein Projekt zu sprechen kommen, das Sie überraschenderweise noch nicht erwähnt hatten, nämlich den sogenannten Kultur-Token. Sie haben dieses Projekt ja vor der Corona-Phase vorgestellt, es ist dann eingestellt worden, eingeschlafen oder wie auch immer, und ich möchte jetzt nachfragen, wie es da weitergeht.

 

Vielleicht kurz für alle, die nicht wissen, worum es hier geht: Der Kultur-Token ist ja ein sogenanntes Social Credit System, das kennt man im Übrigen aus der Volksrepublik China - nicht zwingend ein Regime, wo ich jetzt Anleihe nehmen würde für irgendwelche Systeme. Grundsätzlich geht es bei diesen Systemen um ein von der Obrigkeit oder von einem Regime gewünschtes Verhalten, das dann entsprechend belohnt oder bestraft werden soll. Und im Falle der Stadt Wien ist es so, dass, wenn man sich tracken lässt, also mittels Mobiltelefon die Bewegung verfolgen lässt, wenn man zu Fuß geht, mit dem Rad fährt oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dann erhält man Ihrem System zufolge Gratiseintritte für Kultureinrichtungen. Das steht auch so auf der Homepage der Stadt Wien. Wir haben das in der Vergangenheit abgelehnt, eben auf Grund dessen, dass wir an solchen Regimen nicht Anleihe nehmen sollen. Dazu meine Frage: Ist das Projekt jetzt eingeschlafen, wird es eingestellt, oder in welcher Form wird das wieder fortgeführt?

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke, Herr GR Berger, Sie stellen die richtigen Fragen. Das sind nämlich die Fragen, die wir uns auch stellen. Sie haben vollkommen recht mit der Ambivalenz von solchen Systemen, ich finde, das war ja eine ganz großartige Idee, dass man sagt, man wird belohnt durch ökologisches … (GR

 

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