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Gemeinderat, 50. Sitzung vom 22.02.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 79 von 103

 

Schüler ist. Dort steht sinngemäß, dass der Schulleiter bei der Einschulung die Einschätzung hat, dass man dem Regelunterricht nicht folgen kann, weil man mangelnde Deutschkenntnisse hat: jeder dritte Erstklässler in Wien - und das durch alle Bezirke hindurch. Das verteilt sich ganz unterschiedlich. Ich habe noch keine Erstklässlerzahlen für die unterschiedlichen Bezirke. Ich habe das erst jetzt angefragt. Ich glaube, ich frage diese dann in den nächsten Tagen an. Herr Stadtrat, ich bin also schon gespannt auf die Antwort.

 

Das muss uns aber doch zu denken geben, vor allem deswegen, weil 67 Prozent davon hier geboren sind und weit über 80 Prozent - fast 90 Prozent - hier im Kindergarten waren und zum Schuleintritt trotzdem so schlecht Deutsch können, dass sie dem Regelunterricht nicht folgen können. Frau Kollegin Bakos, Sie haben vorhin von gesellschaftlichen Mehrkosten gesprochen, weil die Integration nicht funktioniert. Die Mehrkosten durch dieses Versagen, das wir leider jahrzehntelang haben, sind enorm, weil diese Kinder schlechtere Chancen im Bildungsbereich und später schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben. Wir wissen eben auch, dass sich das bis in die Mittelschulen durchzieht, wo man dann auch bei den Bildungsstandards sieht, dass 80 Prozent beim Lesen und Rechnen ihr Bildungsziel nicht erreichen.

 

Wir sind der Meinung, dass das beste Investment im Integrationsbereich in Wien mehr Deutschförderung im Kindergarten wäre. Auch da sind wir uns, glaube ich, sehr einig, dass mehr passieren muss. Wir sind uns aber uneinig darin, ob genug passiert oder wie der Fortschritt ist. Wir stellen deswegen heute zum wiederholten Mal einen Antrag dazu, was aus unserer Sicht passieren muss. Wir fordern eine Kindergartenpflicht für alle Dreijährigen, die nicht ausreichend Deutsch können, weil wir auch wissen, dass ein kurzer Kindergartenbesuch nicht ausreichend ist. Wir fordern, dass es im Kindergarten kleinere Gruppen gibt, damit man bessere Sprachförderung machen kann. Denn, Herr Stadtrat, Sie haben vollkommen recht: Es ist so, dass Sprachförderung nicht nur durch Deutschförderkräfte passiert, sondern auch im Alltag.

 

Natürlich fordern wir auch, dass es mehr Deutschförderkräfte braucht, weil der massive Anstieg an Kindern mit Sprachförderbedarf, der jetzt gerade da ist, nicht durch das gedeckt wird, was an Deutschförderkräften dazukommt. Das heißt, das Betreuungsverhältnis in dem Bereich verschlechtert sich sogar gerade. Auch das zeigen die Anfragebeantwortungen.

 

Wir hoffen, dass in Zukunft mehr passiert. Ich gehe davon aus, dass Sie ihn heute ablehnen werden. Ich hoffe aber trotzdem, dass die Zahlen, die wir aufdecken, die wir hier auch immer wieder darlegen und in der Öffentlichkeit kundtun, einen Teil dazu beitragen, dass mehr passiert. Denn Sprache ist der Schlüssel für Integration. Deswegen fordern wir das auch weiterhin ein. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Felix Stadler, BSc, MA.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Ngosso. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

17.47.52

GRin Dr. Mireille Ngosso (SPÖ)|: Sehr geehrte Damen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Gäste und liebe ZuschauerInnen via Livestream!

 

Wien ist eine diverse Stadt. Unsere Vielfalt und die Zusammenkunft verschiedener Kulturen machen unsere Stadt aus. Viele Menschen mit Migrationsbiographie stehen sehr oft vor Herausforderungen. Sie kämpfen tagtäglich um die Anerkennung ihrer Zugehörigkeit. Als PolitikerInnen ist es unsere Pflicht, keine Angst und keinen Hass zu verbreiten. Als PolitikerInnen ist es unsere Pflicht, sie umfassend zu unterstützen und gegen Rassismus vorzugehen.

 

Jeden Tag stehen Menschen in Österreich und auch in Deutschland für Demokratie und Zusammenhalt auf. Allein in Wien waren es letztens 80.000 Menschen vor dem Parlament. Rassismus wird in österreichischen Institutionen, in der Politik und auch in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben noch immer geleugnet, ignoriert oder verharmlost. Es geht bereits schon so weit, dass in gewissen Kreisen von Remigration gesprochen wird. Das sind Tendenzen, die viele Menschen in unserer Stadt und in unserem Land verunsichern und ihnen Angst machen.

 

Das bedeutet nicht, dass wir Herausforderungen nicht sehen oder gar leugnen wollen, aber wir müssen uns auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen, ohne Hetze. (Beifall bei der SPÖ.) Wir als PolitikerInnen haben eine große Vorbildfunktion. Wir wollen in Wien nicht den Weg der Intoleranz und Hetze gehen. Umso mehr freue ich mich, dass wir in Wien so viele unterschiedliche Vereine und Organisationen unterstützen, um unsere Stadt in ihrer Vielfalt zu stärken. Menschen und Organisationen, die sich aktiv dafür einsetzen, ein gutes Zusammenleben zu schaffen, und die sich aktiv dafür einsetzen, Hass, Diskriminierung und Rassismus zu bekämpfen, um eine gerechte und inklusive Gesellschaft zu schaffen, gilt es zu unterstützen. All diese Organisationen - ob es jetzt ZARA ist oder der Verein NACHBARINNEN in Wien - machen Wien inklusiver und benötigen unsere finanzielle Unterstützung. Wenn es uns ernsthaft darum geht, eine Inklusion zu schaffen, dann liegt es in unserer Verpflichtung und in unserer Verantwortung, diese Vereine zu unterstützen, denn sie sind seit Jahren die Stimmen und Vertreterinnen von marginalisierten und unterrepräsentierten Gruppen in Österreich. All diese Organisationen zeigen klar auf, dass noch vieles getan werden muss.

 

Aus diesem Grund möchte ich mich hiermit bei all diesen Organisationen - bei ZARA, NACHBARINNEN in Wien, der Doku-Stelle, und so weiter - ganz herzlich für ihre tatkräftige Arbeit bedanken. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Eure Arbeit sind unsere Werkzeuge, um Missstände aufzuzeigen und sie endlich zu beseitigen. Eure Arbeit sind auch unsere Werkzeuge, dass wir sehen, dass ihr so vieles einfach tut, damit es in dieser Stadt vielfältig weitergehen kann. Es ist an der Zeit, konkrete politische Schritte zu setzen, indem wir betroffenen Communities zuhören, unseren eigenen Standpunkt in der Gesellschaft reflektieren und über Privilegien und Chancengleichheit in diesem Land reden. Ich bitte um Zustimmung zu diesen wichtigen Forderungen, damit Wien unser Wien bleibt. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

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