Gemeinderat, 49. Sitzung vom 24.01.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 69
plätze werden in Österreich mit der Radwirtschaft geschaffen - 46.000 Arbeitsplätze! Das ist eine Wertschöpfung von fast 3 Milliarden EUR pro Jahr, also nicht unerklecklich. Das Spannende dabei ist, dass die direkten Effekte sogar größer als im Straßenbau sind. Man sieht also, welche Dynamik dieses Thema genommen hat, nicht nur als Mobilität, sondern vor allem auch, und ich halte das für sehr wichtig, als Wirtschaftsfaktor, und damit auch als Wirtschaftsfaktor für Wien. Das sind die direkten Effekte. Nur so als Vergleich: Dieser Wirtschaftsfaktor ist größer als jener der Papierindustrie, größer als jener der Telekomindustrie - das sind durchaus Industriezweige, die eine sehr große Bedeutung haben.
Es ist aber nicht nur gesamtvolkswirtschaftlich von Bedeutung, sondern es schafft eines, nämlich die Belebung der Grätzl. Wir diskutieren viel über Leerstand, wie man das verändern kann, und die Radwege führen dazu, dass Menschen lokal einkaufen, im Grätzl. Sie fahren vorbei, bleiben stehen, gehen irgendwo beim Bäcker einkaufen oder in einem kleinen Laden und fahren nicht mit dem Auto irgendwo hinaus in ein Shoppingcenter, womit letztendlich das Grätzl stirbt. Das heißt, wer für Wirtschaft in der Stadt ist, baut Radwege und nicht Autos. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Ernst Holzmann und GRin Astrid Rompolt, MA.)
Wer für Wirtschaft in der Stadt ist, verteilt den öffentlichen Raum fair, der achtet darauf, dass ich zu Fuß gehen kann, der schaut darauf, dass ich mit dem Rad unterwegs bin, und der schafft einfach genau diesen Raum, damit die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum so gegeben ist, dass man sagt: Ja, dort gehe ich hin, dort flaniere ich und dort gehe ich auch einkaufen, möglichst lokal, im Grätzl, in der Nachbarschaft! Das schafft mehr Belebung in der Stadt, und es ist wichtig für die Lebensqualität in Wien. Damit ist Radfahren nicht nur irgendetwas, sondern ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität dieser Stadt. Dafür stehen wir auch als Fortschrittskoalition und dafür werden wir uns in Zukunft weiterhin einsetzen. Natürlich geht noch immer mehr, aber die Dynamik zeigt, dass wir da absolut auf dem richtigen Weg sind. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Man kann es auch an einzelnen Zahlen festmachen - der Trend spricht ja unglaublich dafür: 1,3 Millionen Radfahrerinnen und Radfahrer an der Zählstelle Operngasse! Das hat sich in den letzten dreieinhalb Jahren fast verdreifacht, also gigantisch. Wenn man sich überlegt, wie viele Menschen da vielleicht teilweise im Auto im Stau stecken würden, dann ist das schon ein riesiger Qualitätsunterschied. Aber nicht nur das, dass es sich sehr stark verändert hat, merkt man heuer sehr stark. Ich bin ja ein leidenschaftlicher alljährlicher Allwetterradfahrer und ich kann wirklich sehr gut beobachten, dass wir auch jetzt, an den kalten Wintertagen, bis zu 3.000 Radfahrerinnen und Radfahrer an der Zählstelle Operngasse haben. Das haben wir früher im Sommer gehabt, aber nicht im Winter.
Das bedeutet, das Radfahren ist in der Stadt angekommen und es ist „here to stay“. Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass diese Veränderung des Mobilitätsverhaltens auch dazu führt, dass wir da quasi einen positiven sozialen Kipppunkt haben. Das bedeutet, wenn man sieht, es sind mehr und mehr RadfahrerInnen unterwegs, dann folgen auch andere, nämlich auch jene, die man, wie meine Vorrednerin schon gesagt hat, nicht überzeugen muss, sondern die vielleicht einmal schauen und sagen: Na ja, das funktioniert vielleicht doch und ich kann tatsächlich auch das Rad als Fortbewegungsmittel nutzen!
Eines ist ganz entscheidend: Es geht dabei um die aktive Mobilität, und die aktive Mobilität - das ist das, was ich mit Bewegung meinte - ist die beste Prävention. Gerade Radfahren ist das Mittel, mit dem man bei Herzkreislauferkrankungen wirklich präventiv arbeiten kann. Wer also für das Gesundheitssystem ist, wer das Gesundheitssystem entlasten möchten, wer möchte, dass wir da auch wieder bessere Verfügbarkeit haben, der baut auch Radwege, weil auch das ein wichtiger Teil unseres Gesundheitssystems ist. (Beifall bei den NEOS und von GR Ernst Holzmann.)
In Summe verknüpft Radfahren viel mehr als nur Mobilität, es ist für die Lebensqualität, für die Gesundheit der BürgerInnen ganz, ganz entscheidend. Dafür sind wir angetreten und wir werden noch mehr und weiter Radwege und Radinfrastruktur ausbauen, denn das ist für eine lebenswerte Stadt, für die Stadt mit der höchsten Lebensqualität die beste Visitenkarte. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Valentin. Sie sind am Wort.
GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren, wo immer Sie uns verfolgen, hier im Saal oder im Internet!
Ich möchte vorweg etwas Persönliches zu Kollegen Mahdalik sagen: Ich nehme deine Entschuldigung gerne an. Du musst mich aber auch verstehen, wenn du mich ansiehst: Wenn ich mit Foto in eine Zeitung kommen soll, brauche ich etwas mehr Platz als du, es ist halt einfach so - nein, Scherz beiseite.
Sie werden von mir nicht erwarten können - werden Sie auch nicht erwartet haben -, dass ich jetzt eine enthusiastische Wortmeldung für irgendeine Verkehrsteilnehmergruppe habe. Mein Zugang ist ein pragmatischer, der sich, für Sie heute vielleicht überraschend, in vielen Bereichen mit Ihrem Resultat deckt. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie mir glauben, dass ich leidenschaftlicher Radfahrer bin, aber Sie werden mir vielleicht zu Gute halten, dass ich Interesse daran habe, das Ziel, dass der Umweltverkehrsverbund immer größeren Anteil hat, zu erreichen. Wenn wir es nämlich nicht schaffen, dass der Umweltverkehrsverbund immer größere Anteile hat, werden wir auch unser Klimaziel in dieser Stadt nicht erreichen. Dazu gehören nun einmal der größte Teil, die Öffis, der unterschätzteste Teil, das Zufußgehen, und das Radfahren dazu. Das heißt, wenn wir nicht diese drei Teile des Verkehrsverbundes, des öffentlichen Verkehrsverbundes, des Umweltverkehrsverbundes stärken, dann werden wir unser Klimaziel im Bereich Verkehr schlicht und einfach nicht erreichen.
Dazu brauche ich kein besonderes „storytelling“, dazu brauche ich nicht irgendwelche Vergleichszahlen, zu de
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