«  1  »

 

Gemeinderat, 46. Sitzung vom 29.11.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 32

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Huemer. Sie sind am Wort.

 

12.11.01

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE)|: Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich fange damit an - auf Wiedersehen, Herr Stadtrat -, was der Kollege Meidlinger am Schluss ausgesprochen hat, die Einladung, in Wien zu arbeiten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Pflege, Ärztinnen, Ärzte werden Europa-weit, ja, man kann sagen, eigentlich weltweit gesucht, und ich glaube, das, was Sie hier angeboten und dargestellt haben, wird nicht reichen, um Pflegekräfte, um ÄrztInnen nach Wien zu bekommen. Es wird einfach nicht reichen. Zu viele Baustellen gibt es noch und die Ausbildung ist, wie die Arbeitsbedingungen auch, das A und O in diesem internationalen Wettbewerb mittlerweile. Und da habe ich heute sehr wenig gehört. Wir haben ein SOS ausgesendet, das wir aus dem Gesundheitsbereich bekommen, das wir hören, das wir sehen, das wir hier weitergeben. Wenn ich der Debatte heute so zugehört habe - übrigens möchte ich mich sehr bedanken, dass sie doch recht sachlich war -, dann habe ich trotzdem den Eindruck: Ja, da gibt es das SOS. Aber Sie schauen woanders hin, Sie schauen auf den Bund, Sie loben - eh sehr löblich - die Gesundheitsreform, aber dieses SOS, auf das schauen Sie nicht. Und genau das ist das Problem, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich verstehe auch, wie das dann kommt. Wenn ich dem Herrn Deutsch zuhöre, wenn ich dem Herrn Meidlinger zuhöre, dann habe ich den Eindruck, es muss hier ja das Paradies sein. Es muss das Paradies sein, im Wiener Gesundheitsverbund zu arbeiten. Aber ich frage mich dann trotzdem: Wie kommt es dann, dass die Leute, die darin arbeiten, von Hölle reden, von Ausbluten reden, von Exodus reden? Das kann ja nicht irgendwie einer Phantasie entstammen, sondern das ist, weil ihre Arbeitsbedingungen wirklich, wirklich mies sind. Und ich sag‘s noch einmal: Also ich glaub‘, hier einen Realitätsbezug herzustellen, das ist ganz dringend notwendig, und dazu gehört, hinzuschauen und hinzuhören. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich möchte nur ganz kurz noch ein paar Punkte ergänzen und vertiefen. Es ist sehr schön, zu sagen, dort machen wir mehr Ausbildungsplätze, dort nehmen wir mehr Pflegekräfte auf. Aber schauen wir auf die Bilanz, schauen wir auf die Bilanz des Personalstandes: Der Personalstand 2022 im Wiener Gesundheitsverbund ist niedriger als 2021, 21 ist niedriger als 2020. Die Zugänge liegen unter den Abgängen, also es gehen mehr Menschen aus dem Wiener Gesundheitsverbund raus. Wir haben in Wien eine Bevölkerung, die wächst. Wir haben eine Pensionierungswelle, die übrigens verschlafen wurde und wo nicht entsprechende Vorkehrungen getroffen wurden. Wir haben eine alternde Bevölkerung, das sehen wir einerseits im Gesundheitssystem, aber natürlich im Bedarf der Versorgung. Und wir haben auch eine Gesellschaft, die leider, leider immer kränker wird, Stichwort Adipositas bei Kindern und Übergewicht.

 

Also wir haben auf der einen Seite wirklich viel zu wenig Personal und auf der anderen Seite eine immer kränker werdende, leider Gottes, Gesellschaft. Aus den Regierungsreihen habe ich heute wieder nicht hören können, dass man zumindest einmal anerkennt, dass es hier einen Gap gibt, den man zu schließen gedenkt. Nein, alles ist wunderbar in Wien, und ich glaube, so kommen wir nicht weiter. Herr Deutsch, Sie haben gesprochen von: Gehen wir es gemeinsam an. Ja, ich glaube, wir alle hier sind gern dabei. Wir wissen die Schrauben, wir brauchen die gar nicht finden, aber wir müssen die Hand anlegen. Und darauf legen wir Wert, diese Hände anzulegen jetzt und nicht irgendwann. Es ist sehr viel angekündigt worden. Ich glaube, die letzten Jahre hätte man schon vieles anpacken können, wenn man einfach wirklich zugehört hätte, wenn man der Basis zugehört hätte. Ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig. Nur mit Führungskräften zu reden, das gibt ein verzerrtes Bild. Reden Sie mit der Basis, ich kann das nur verstärken, was Kollege Gorlitzer gesagt hat, dann bekommen Sie ein differenziertes Bild und einen genauen Einblick, wo der Schuh drückt und auch, was die Kräfte, die Arbeitskräfte, die Bediensteten im Wiener Gesundheitsverbund brauchen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Und warum mir das Ganze wirklich, wirklich wichtig ist, ist ein Aspekt, der heute noch gar nicht betont wurde: Der Wiener Gesundheitsverbund ist weiblich. Dort arbeiten über 70 Prozent Frauen, in der Pflege sind es über 80 Prozent. Also alles, was hier unterlassen wird, geht auf Kosten von Frauen, wird auf ihrem Rücken ausgetragen. Die Frauen müssen diese Mehrarbeit stemmen, und das geht sich einfach nicht mehr aus. Also auch, wenn man Frauenförderung, wenn man Care-Arbeit, wenn man genau diese Frauengesundheit, die Sie so wichtig auch angesprochen haben, auch ernst nimmt für die Beschäftigten, dann muss man in die Gänge kommen, muss man schnell in die Gänge kommen und kann nicht, wie Kollege Meidlinger gesagt hat: Wir schauen uns das an, wir schauen uns das an - ja, vielleicht ist Schauen der erste Schritt, aber hallo, es geht ums Tun! Gemma! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich lasse es damit stehen. Es gibt noch viele, viele Punkte. Es wird heute nicht die letzte Debatte zur Gesundheit gewesen sein. Was ich mir wirklich wünsche, ist, dieses ernsthafte Angebot fürs gemeinsame Tun. Was ich mir wirklich wünsche, ist, hinschauen auf das SOS. Und was ich mir wirklich wünsche, ist, in die Gänge kommen, und zwar sofort! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Wir haben einige Anträge abzustimmen.

 

12.18.18Ich beginne mit dem Antrag der FPÖ betreffend Sicherstellung der Versorgungsqualität im Pflegebereich, sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP und FPÖ beziehungsweise GR Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt.

 

So, für das Protokoll: Der Antrag 1.2 wurde zurückgezogen und wird dann später quasi händisch nochmal eingebracht, das heißt, 1.3 wäre jetzt dran.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular