Gemeinderat, 44. Sitzung vom 22.11.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 91
(Beginn um 9 Uhr.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 44. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet.
Ganztägig verhindert sind GR Ing. Holawatsch, GRin Keri, GRin Korosec, GR Mahdalik, StR Nepp, GRin Mag. Dr. Samel und GR Stark. Zeitweise verhindert sind GR Arsenovic, GRin Mag. Aslan, GR Mag. Kowarik, GR Ing. Meidlinger, GR Niedermühlbichler, GRin Novak, GR Mag. Spitzer, GR Taborsky, GR Valentin, GR Mag. Vasold und GRin Weninger. Alle anderen sind anwesend.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP-1375876-2023-KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Spitzer gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat für die Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Maßnahmen der Stadt Wien gegen den Fachkräftemangel. (Sehr geehrter Herr Stadtrat! Welche Maßnahmen setzt die Stadt Wien, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?)
Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Einen wunderschönen guten Morgen!
Auf die berechtigte Frage, wie wir denn mit dem Fachkräftemangel umgehen, der Österreich und halb Europa betrifft und uns vor Herausforderungen stellt, darf ich eines ganz klar sagen: Wir haben uns für dieses Jahr 2023 vorgenommen, ein Fachkräftezentrum zu installieren. Wir haben die letzten Monate intensiv dafür genützt, um alle Vorbereitungen dazu zu treffen. Wozu? - Damit wir einerseits strategisch erkennen, in welchen Bereichen Fachkräfte wirklich benötigt werden, und andererseits aber auch klar zu machen: Das ist nur der erste Schritt. Im zweiten Schritt geht es darum, was wir tun. Wie können wir möglichst schnell erkennen, in welchen Branchen hier gearbeitet werden muss?
Ein Mal mehr sind es natürlich die Branchen, die uns ganz besonders am Herzen liegen und über die wir in den letzten Monaten ja auch immer wieder intensiv diskutiert und gesprochen haben. Das ist im Gesundheitsbereich, das ist im Pflegebereich, das ist im Elementarbildungsbereich. Das ist überall dort, wo wir auch unsere Zukunft im Klimarelevanten sehen, wenn es darum geht, wie wir denn 2040 klimaneutral sein wollen.
Da hilft uns ja all das, was wir über die letzten Jahre auch zur Smart City Klima Rahmenstrategie aufgebaut haben, heruntergebrochen auf „Raus aus Gas“ und den Klimafahrplan - davon abgeleitet natürlich auch, wenn wir wissen, dass da Großprojekte auf uns zukommen und wir gut beraten sind, möglichst viele in die Ausbildungskette zu bringen, um einerseits hochqualifizierten jungen Menschen für die nächsten Jahrzehnte eine Karrierechance zu geben und uns andererseits auch bei der Realisierung unserer Langfristpläne zu helfen.
Ich habe aber bei all dem, was zum Fachkräftethema zu sagen ist, auch eine gute Nachricht. Wir hatten auch jetzt im Oktober wiederholt eine Höchstzahl von unselbstständig Beschäftigten zu vermelden. Das ist nicht selbstverständlich. Es waren genau 925.199, also ein neuer Rekordwert. Wenn wir momentan ein Stück weit nach vorne schauen, dann sagen uns die Wirtschaftsforscher, dass sich diese Zahl der unselbstständig Beschäftigten bis 2030 in Wien noch einmal um 61.000 erhöhen wird. Also, das ist unglaublich viel. Die Chancen, dass dieses Potenzial in Wien zu heben sein wird, stehen - so meinen wir oder meine ich - hier natürlich gut.
In Gesamt-Österreich geht man eher von einer Reduktion aus. Wir sehen also, dass dieser Wirtschaftsstandort Wien boomt. Wir sehen, dass er gut funktioniert. Wir müssen aber natürlich permanent etwas dafür tun. Dieses Fachkräftezentrum wird eines dieser wesentlichen Dinge sein.
Ich darf es auch ein Stück weit so zusammenfassen: informieren, interessieren, qualifizieren. Das werden wir mit den jungen Menschen machen müssen. Da haben wir natürlich viel vor: einerseits bei den Unternehmen, um die Rahmenbedingungen so zu schaffen, um möglichst viele in die Ausbildung zu bringen, andererseits bei den Arbeitssuchenden mit dem WAFF. Das sei noch einmal gesagt: Der WAFF ist unser Instrument an der Spitze, mit dem es uns gelingt, diese Aus- und Weiterbildung wirklich voranzutreiben und immer wieder neue Projekte zu finden, um eine Beschleunigung zu haben und natürlich auch die Arbeitssuchenden auf diesen nächsten Schritt entsprechend vorzubereiten.
Wir haben uns sehr stark konzentriert und konzentrieren uns weiterhin auf dieses Pflegethema und auf das Elementarausbildungsthema. Wir müssen aber auch klar sagen: Das Thema der Digitalisierung muss weiter Platz finden. Es muss das Thema der klimarelevanten Berufe weiter hereingezogen werden. Da haben wir uns vieles einfallen lassen.
Das Wiener Ausbildungszentrum, sehr geehrte Damen und Herren, ist natürlich auch in einen direkten Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel zu setzen. Dass wir in Wien gemeinsam mit dem AMS - ich sage immer, es ist wichtig, dass wir das gemeinsam mit dem AMS machen - 1.400 EUR für eine mittelfristige Ausbildung, die länger als 12 Monate dauert, zur Verfügung stellen - für die Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz -, ist so ein wesentlicher Schritt, um genau dort zukünftige Karrieren zu fördern, wo wir sie brauchen. Eine Ausbildung muss für Familien und für den Einzelnen erlebbar sein. Deshalb sind diese 1.400 EUR monatlich, glaube ich, wirklich wichtig und der richtige Ansatz.
Wir haben aber auch weitere unterschiedliche Projekte definiert und in die Umsetzung gebracht. Ich darf erinnern, dass wir den Klima-Winner eingeführt haben, der sich ein bisschen so zeigt wie der Digi-Winner, den wir seinerzeit vor Jahren begonnen haben, um digitale Kompetenzen zu fördern. Jetzt gibt es den Klima-Winner, um klimarelevante Themen zu fördern. Für bis zu 5.000 EUR können damit Schulungs- und Weiterbildungskosten ersetzt werden - und das alles beim WAFF.
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