Gemeinderat, 40. Sitzung vom 28.06.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 102
gere Zeit da sein werden, wissen wir nicht. Natürlich gehen aus diesen Gründen auch viele Unternehmen weg oder gehen flach oder lassen den Betrieb auf.
StR Hanke und auch die Rosanen haben gestern erzählt, dass wir laut einem Magazin namens „Monocle“ - noch nie davon gehört bis vor ein paar Tagen - wieder lebenswerteste Stadt der Welt geworden sind. Ich habe mir dann angeschaut, was für ein Magazin das ist. - Es ist ein britisches Magazin mit einer Auflage von 80.000 Stück 10 Mal im Jahr. Wir waren alle beeindruckt, vor allem der Wolfgang Irschik. Ich habe mir das dann angeschaut: Eine Auflage von 80.000 Stück hat zum Beispiel auch das Kundenmagazin der österreichischen Apotheken „Deine Apotheke“, allerdings 12 Mal im Jahr. Ich meine: Nur, weil irgendein Magazin in England sagt, dass die Stadt Wien so lebenswert ist, braucht ihr das ja nicht unbedingt glauben! Wien ist lebenswert. Es gibt aber sehr viele Missstände. Und für die Leute im Gemeindebau, der zerbröckelt, und die nicht wissen, wie sie heizen oder Lebensmittel für ihre Kinder kaufen sollen, ist Wien schon lange nicht mehr lebenswert. Um diese Menschen sollten wir uns kümmern, und nicht um die Top-Manager aus aller Welt! - Das ist unser Zugang, und das spielt natürlich auch in die Planungs- und Verkehrspolitik hinein.
So, jetzt habe ich nicht mehr viel Zeit. Viele werden sagen: Gott sei Dank! Es ist aber gerade heute ein Projekt wieder aktuell geworden, wie wir dann auch über die Medien vom Herrn Landtagspräsidenten erfahren haben, nämlich das Projekt Heumarkt. Dieses beschäftigt uns seit vielen Jahren. Wir bekommen dieses dann immer präsentiert, aber von einer Einbindung der Bevölkerung oder der Opposition kann keine Rede sein. Jetzt hat der Projektwerber festgestellt, dass es - no na ned - UNESCO-Welterbe-verträglich ist und auch keine UVP-Prüfung vonnöten ist. Na klar! Wenn diese Leute Studien in Auftrag geben, die eine Lawine kosten - und auch die MA 22 hat jemanden beauftragt, und da handelt es sich um weisungsgebundene Beamte -, dann wird natürlich das herauskommen, was die Auftraggeber sich vorstellen. (Zwischenruf von GR Erich Valentin.) Erich Valentin! Du kannst mich nachher eines Besseren belehren! In dieser Studie steht angeblich, dass das UNESCO-Welterbe, das Stadtbild, nicht mehr wesentlich oder nur mehr a bisserl - wie man in Wien sagt - gestört wird.
Wir sind der Meinung - und dabei bleiben wir auch -: Das Stadtbild beziehungsweise das Weichbild der Stadt beziehungsweise des Zentrums der Stadt, das durch das Prädikat UNESCO-Welterbe geschützt ist, darf überhaupt nicht beeinträchtigt werden. Es darf auch nicht ein bisserl, sondern gar nicht beeinträchtigt werden. Und wenn sich der Investor dadurch eine goldene Nase weniger verdient, dann soll das so sein. Herr Tojner ist reich genug. Er soll Milliardär sein, und wenn er reicher als reich werden will, dann soll er Euromillionen spielen! All das aber bitte nicht auf unsere Kosten! Wir wollen dieses Stadtbild für unsere Kinder und Enkerln bewahren!
Also: Wenn auch nur ein bisserl gestört wird, werden wir weiter gegen dieses Projekt kämpfen, und ich hoffe, alle stehen auf der Seite des Denkmal- und Stadtbildschutzes und nicht auf der Seite von Milliardären. Das hoffe ich zumindest im Hinblick auf die SPÖ. Bertreffend die rosa Groupies wissen wir ja, wer ihr Gründer und Eigentümer ist, auch ein Milliardär. - Danke für die Aufmerksamkeit und noch einen schönen Abend! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit waren 14 Minuten, die fraktionelle Restredezeit sind 8 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Arapović. Selbstgewählte Redezeit 11 Minuten. Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović (NEOS): Frau Vorsitzende! Liebe Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Werter Kollege Mahdalik! Das war jetzt tatsächlich quer durch den Gemüsegarten. Ich schlage vor, dass Sie sich nächstes Jahr zur Generaldebatte melden, dann können Sie tatsächlich alles, was Ihnen am Herzen liegt, besprechen. - Auf einen Punkt aus Ihrer Rede möchte ich aber dennoch eingehen. Ich spreche jetzt Ihre abwertenden Bemerkungen an, wenn Sie sagen: Wer bewertet uns da? Nur weil jemand sagt, dass Wien toll und super ist, ist das eigentlich nichts wert. Bei einer solchen Auflage hat das nichts zu bedeuten.
Nein! Wien ist die lebenswerteste Stadt der Welt. Das steht fest. Insgesamt werden dabei zahlreiche Städte miteinander verglichen. Es gibt mehrere Kriterien, aber vor allem fünf Hauptkategorien, die angeschaut werden, nämlich Stabilität, Gesundheitsversorgung, Bildung, Kultur und Umwelt. Die Sicherheit, sowohl die subjektive als auch die objektive Sicherheit, spielt bei all diesen Kriterien eine große Rolle. - Wenn ich davon lese, bin ich natürlich als Wienerin super stolz darauf. Und nicht nur das: Ich bekomme tatsächlich auch zahlreiche Nachrichten von Verwandten und Freunden, die im Ausland leben, mit dem Tenor: Ihr schon wieder! - Ja, natürlich! Wir schon wieder! Und das ist wirklich total toll!
Neben dem Gefühl des Stolzes muss ich aber gleichzeitig auch an die Menschen, vor allem in politischen Funktionen, denken, die unser Wien wirklich fast täglich schlecht machen. Sie sprechen etwa von No-go-Areas auf den Märkten, wo es von Menschen nur so wimmelt. Da denke ich: Wenn schon Wien so unsicher und so gefährlich für diese Menschen ist: Wie müssen sich andere Städte für diese Menschen anfühlen? Wie müssen sich Städte wie Rom oder Venedig, diese wirklich wunderbaren Städte, oder Madrid, London, Amsterdam, Istanbul für sie anfühlen? Oder wagen diese Menschen keinen Schritt aus ihrem Schrebergarten? - Ich weiß es nicht! Aber das ist es, was mir durch den Kopf geht. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von GRin Mag. Heidemarie Sequenz.)
Noch einmal zu diesen Rankings: Diese kann man so und so werten. Wir haben eine andere Sicht darauf, weil wir in Wien sind und natürlich der Blick von innen ein ganz anderer ist. Dennoch darf man diese Rankings nicht unterschätzen, denn diese sind die Visitenkarte unserer Stadt im Ausland und überall, und diese Visitenkarte ist nicht nichts wert, das möchte ich wirklich betonen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Natürlich sind wir uns dessen bewusst, dass wirklich harte Arbeit vieler und viele Anstrengungen von Generationen vor uns dahinterstecken. Wir wissen aber auch, dass
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