Gemeinderat, 39. Sitzung vom 20.06.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 110
bedanken. Da waren abseits von denen, die schon genannt wurden, auch noch ganz viele andere Verbände dabei, die das mit ihrer Erfahrung, ihrem Engagement und ihrer Zeit überhaupt erst möglich machen, dass das in Wien ausgetragen wird.
Ich glaube, es wird ein wichtiges Zeichen, dass nicht nur Sichtbarkeit ermöglicht wird, sondern dass es - wie auch schon erwähnt wurde - auch ein Ort der Freude, des Austausches, des Zusammenkommens und der Begeisterung wird, um auch neue Menschen auf den Weg mitzunehmen und auch einmal neue Sportarten auszuprobieren. Wenn man nicht bereits seit zehn Jahren ProfisportlerIn ist, sondern bei einem Bewerb auch einfach so dabei sein kann, nimmt man, glaube ich, auch viele Menschen mit auf den Weg.
Wir reden in diesem Haus auch sehr oft über Gesundheit. Ich glaube, es ist umso wichtiger, dass es hier sehr niederschwellig zugängliche Angebote gibt, wie es auch bei den EuroGames sein kann.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen: Sie finden nächstes Jahr vom 17. bis 20. Juli statt. Es gibt auch - das weiß ich - noch einen großen Bedarf an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Ich möchte deswegen an dieser Stelle hier auch aufrufen. Ich weiß von einigen, dass sie sich schon gemeldet haben. Ich glaube, das ist auch eine schöne Möglichkeit, hier noch einmal zu unterstützen und auch dabei zu sein und vielleicht auch diese Möglichkeiten zu nutzen, weil die EuroGames dann im nächsten Jahr wahrscheinlich nicht hier auf der Tagesordnung stehen werden.
Vielleicht lässt sich aber auch die eine oder andere Partei, die heute nicht mitstimmen möchte, dazu bewegen, vielleicht das nächste Mal bereit zu sein, diese Räume und Möglichkeiten, die erwähnt wurden, zu schaffen, und vielleicht einfach einmal hinzugehen und nicht nur über jemanden, sondern auch einmal mit jemandem zu reden. Das kann ich nur empfehlen.
Ich wünsche in dem Sinne alles Gute für die EuroGames nächstes Jahr. Ich freue mich schon sehr darauf und werde auf jeden Fall bei einigen Veranstaltungen dabei sein. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ und von VBgm Christoph Wiederkehr, MA.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Dr. Kickert. Ich erteile es ihr.
GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Berichterstatterin! Glücklicherweise werden die EuroGames stattfinden. Jetzt sind sie gerade in Bern, und wenn die Staffelübergabe von Bern nach Wien erfolgt ist, werden dann auch die Bewerbe und deren Austragungsorte auf der Homepage zu sehen sein.
Ich freue mich schon auf dieses große eigentlich eher Breitensportereignis mit einem gewissen - wie soll ich sagen - kompetitiven Charakter. Es ist aber trotzdem mehr das Mitmachen im Vordergrund - sehr viel mehr als bei den Olympischen Spielen, die das zwar noch immer im Motto haben, aber nicht mehr so ganz befolgen.
Ich möchte jetzt auf den Antrag der ÖVP, vorgetragen von Kollegin Hungerländer, kommen, selbst wenn sie jetzt offensichtlich wegen irgendetwas Dringendem gehen musste, und erläutern, warum wir dagegen sind. Wir sind nicht dagegen, weil wir absolut konträrer Meinung sind, sondern weil in diesem Fall die Situation und die Entscheidungsfindung echt komplex sind. Mit einem generellen und deutlichen „Wir sprechen uns dagegen aus.“ ist niemandem geholfen, weil es der Komplexität nicht gerecht wird.
Ja, es ist tatsächlich ein - wie soll ich sagen - Problem hauptsächlich im Leistungssport - vielleicht auch im Breitensport, da ist es mir noch nicht so untergekommen -, wenn Transfrauen mitmachen, die eine männliche Pubertät durchgemacht haben, weil sich innerhalb der männlichen Pubertät der Körper verändert. Kollegin Hungerländer hat das schon erklärt. Trotzdem verändert sich der Körper dann nochmals, wenn Hormone, nämlich Östrogene, und Hormonblocker, nämlich Testosteronblocker, genommen werden. Das heißt, die wissenschaftliche Evidenz ist bei Weitem noch nicht so deutlich, dass ich diesem Antrag als Vertreterin einer - wie soll ich sagen - Geisteshaltung, die prinzipiell eine möglichst große Inklusion vertritt, gleich zustimmen würde.
Nicht nur ich, sondern auch das IOC ist sich nicht sicher, wie es sich entscheiden soll. Es hat in einem dreijährigen Prozess überlegt: Wie machen wir das jetzt? Wie gehen wir mit Transfrauen im Leistungssport um? Wie regeln wir das? Bis 2017 war es mit einer ganz klaren Ansage geregelt: So und so viel Nanomol Testosteron im Blut bedeuten ja, mehr nein - also ziemlich ähnlich wie beim Doping. Sie sind dann draufgekommen, das funktioniert nicht, weil diese Art der einfachen Messung einfach nicht das reflektiert, was sich eventuell an - wie soll ich sagen - Bevorzugungen darstellen kann.
Das heißt, nach drei Jahren und vielem Reden mit Wissenschaftlern und Sportphysiologen haben sie sich dazu entschieden zu sagen - das kann man gutheißen oder nicht -: Liebe Fachverbände, ihr müsst es selbst entscheiden, weil ihr nach eurem Reglement, unter euren Voraussetzungen und bei euren Wettkämpfen am ehesten wisst, worauf es ankommt und worauf man schauen muss. Danach sollt ihr entscheiden.
Das kann man jetzt als ein Abschieben der Verantwortung empfinden. Man kann aber auch sagen: Okay, sie haben erkannt, es ist nicht so einfach. Das Einzige, was sie in einer im November 2021 publizierten Deklaration festgehalten haben, sind zehn Prinzipien. Nach diesen zehn Prinzipien sollen jetzt die Fachverbände entscheiden. Das sind Prinzipien wie Inklusion, aber zum Beispiel auch das Prinzip, dass man nicht gleich einmal einen Vorteil für eine Transperson vermuten soll, sondern sich tatsächlich - auch wieder ein Prinzip - auf wissenschaftliche Evidenzen berufen soll.
Das wichtigste Prinzip ist: Bitte evaluieren wir das, was wir uns da als Regeln geben, immer wieder - und zwar je nachdem, wie sich der Stand der Wissenschaft und der Erkenntnisse entwickelt. Das halte ich für klug, und das ist der Grund, warum ich meiner Fraktion empfohlen habe, diesem Antrag nicht zuzustimmen. Ich bin froh, dass meine Fraktion meiner Argumentation folgen kann.
Ich würde mir wünschen, dass viele mehr dieser Argumentation und auch diesen Prinzipien des IOC folgen, weil
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