Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 103
Es wurden Fortbildungsveranstaltungen für die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Bezirksmuseen durchgeführt, die Depot- und Lagersituation wurde verbessert - das ist auch schon angesprochen worden -, die Pressearbeit professionalisiert, und so weiter. Der Bekanntheitsgrad und vor allem das Image der Bezirksmuseen in der Öffentlichkeit wurden dadurch wesentlich gehoben. Dabei hat die Stadt Wien beziehungsweise das Wien Museum die Prinzipien der Ehrenamtlichkeit und der Letztverantwortung der MuseumsleiterInnen für alle Vorgänge im Museum weiterhin gewahrt. Die Bezirksmuseen werden durch diese Maßnahme belebt - ein lebendiger Ort der Bezirkskultur und vor allem der Wissensvermittlung und historischen Bildung.
Ich möchte jetzt den Direktor des Bezirksmuseums Wieden Dr. Philipp Maurer zitieren: „Ich stand dem Projekt ‚Bezirksmuseum reloaded‘ von Anfang an sehr positiv gegenüber, da ich es als massive Hilfestellung der Stadt Wien und des Wien Museums sehe, die Wiener Bezirksmuseen aus ihrem teilweise sehr verschlafenen und verstaubten Zustand zu modernen Bildungs- und Informationsanbieterinnen in unserer Stadt zu entwickeln.“
Seine Einschätzung der Bezirksmuseen beruht auf Besuchen der Bezirksmuseen in den letzten 20 Jahren sowie auf dem Urteil über das Bezirksmuseum Wieden, dessen Leitung er im Jahre 2017 übernommen hat und das sich in einem inhaltlich, ästhetisch und museologisch bedauernswerten Zustand befand, wie er sagt. Dr. Maurer hat selbst mehr als 25 Jahre im Ausstellungswesen gearbeitet. Daher traut er sich einerseits ein Urteil zu, weiß aber andererseits die Hilfe, Beratung und Mitarbeit von Expertinnen und Experten zu schätzen. Er sagt weiterhin: Das im September 2022 in der Wieden eröffnete Tröpferlbadmuseum ist inhaltlich, gestalterisch, ästhetisch, technisch und konservatorisch auf allen museologisch relevanten Gebieten unvergleichlich besser und moderner, als er es mit den vor dem „Bezirksmuseum reloaded“ vorhandenen Mitteln und Möglichkeiten je hätte schaffen können.
Den zwei Anträgen können wir nicht zustimmen. Zum Antrag der GRÜNEN darf ich sagen, dass es bereits nach der ersten Phase eine interne Evaluierung gegeben hat. Ich glaube, dass man hier durchaus auf die Kompetenz und die Expertise der MitarbeiterInnen der zuständigen Kulturabteilung vertrauen kann und auch im Sinne der Sparsamkeit auf die interne Evaluierung zurückgreifen soll.
Zum Antrag der ÖVP: Dem können wir natürlich auch nicht zustimmen. (GR Peter L. Eppinger: Natürlich nicht! - Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Nein, das können wir nicht, weil wir erst im März im Kulturausschuss einen Betrag von 503.000 EUR beschlossen haben. Der Gesamtbetrag für die Bezirks- und Sondermuseen in Wien für das Jahr 2023 beträgt somit über 1 Million EUR.
Das, was wir heute hier beschließen, ist eine nachhaltige Investition in die kulturelle Zukunft unserer Bezirke. Daher ersuche ich um Zustimmung zu diesem Poststück. - Besten Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort.
Ich darf daher alle Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichterstatters zustimmen wollen, bitten, die Hand zu erheben. - Das ist die Einstimmigkeit.
Es liegen zwei Anträge vor.
Der Antrag der GRÜNEN, Evaluierung des Programmes ‚Bezirksmuseum reloaded‘: Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN, bei ÖVP, FPÖ und des GR Kieslich. Das ist nicht die notwendige Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt.
Wer dem ÖVP-Antrag bezüglich der Aufstockung der Förderungen für die Bezirksmuseen zustimmen möchte, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP und den GRÜNEN gegen FPÖ, GR Kieslich, NEOS und die SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt.
Es gelangt Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Interessensgemeinschaft Freie Theaterarbeit. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Neumayer, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Jörg Neumayer, MA: Ich bitte dementsprechend um Zustimmung.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger. Ich erteile es ihm.
GR Stefan Berger (FPÖ): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir kommen zu einem neuen Tagesordnungspunkt beziehungsweise zu einem Förderantrag, den wir unterstützen und den wir für unterstützenswert halten.
Wir haben uns bei diesem Antrag aber auf Grund eines aktuellen Anlasses schon gedacht, auch einen Antrag zu einem Thema einzubringen, das wir in der Vergangenheit bereits einmal diskutiert haben. Insbesondere meine Kollegin Veronika Matiasek hat es hier in der letzten oder vorletzten Sitzung bereits auch einmal sehr ausführlich angesprochen.
Es geht auch um den Theaterbereich. Im Unterschied zur durchaus unterstützenswerten freien Theaterarbeit haben wir in Wien, leider Gottes, ein sehr, sehr großes Sorgenkind, nämlich - und das wird Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, jetzt alle relativ wenig überraschen - das Volkstheater.
Das Volkstheater war Jahre beziehungsweise jahrzehntelang in Wien eine sehr beliebte Schauspielbühne und hat bedauernswerterweise in den letzten Jahren immer weniger Anklang beim Wiener Publikum erlangt und ist insbesondere in den letzten Monaten und Jahren auch gegenüber den anderen Bühnen oder gewissermaßen Mitbewerbern in Wien immer mehr ins Hintertreffen geraten. Auch der angestrebte oder vollzogene personelle Wechsel vor rund drei Jahren hat leider Gottes nicht die erhoffte Trendumkehr erreicht. So ist nicht nur die künstlerische Entwicklung durchaus eine besorgniserregende, sondern auch die wirtschaftliche.
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