Gemeinderat, 36. Sitzung vom 23.03.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 95
GR Christian Hursky (SPÖ): Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Mitglieder der Bürgerinitiative Oberlaa, lebenswertes Oberlaa!
Eigentlich ist nur mehr ein Rest verblieben, weil wir stundenlang über den 22. Bezirk gesprochen haben, der Sie wahrscheinlich genau Nüsse interessiert, wenn man das so sagen darf. Ich werde mich jetzt darauf beschränken, dass wir tatsächlich hauptsächlich über den 10. Bezirk und über Oberlaa sprechen.
Vielleicht nur eine ganz kurze Anmerkung: Ich gebe Kollegin Sequenz selten recht oder spende ihr gleich freiwillig Applaus, aber schon für die Geschichte, mit der sie Kollegen Berger rübergerieben hat, dass er einerseits für die Stadtautobahn sehr wohl Äcker aufmachen würde, aber andererseits in Rothneusiedl nicht. Das ist ein bisschen eine Chuzpe, lieber Kollege. Ich bin in dem Fall übrigens für beide Dinge: Ich bin dafür, dass man die Stadtautobahn macht - damit ist Kollegin Sequenz nicht zufrieden -, ich bin aber auch dafür, dass man letztendlich Rothneusiedl macht - da sind vielleicht andere nicht zufrieden damit, aber es ist ein klarer Standpunkt, den man hat und über den man dann auch diskutieren kann.
Ganz kurz vielleicht zu Rothneusiedl - darüber ist heute schon viel diskutiert worden -: Was hat Rothneusiedl für Vorteile? - Abgesehen davon, dass wir dort 4.000 Bäume pflanzen werden, werden für die rund 21.000 Bewohnerinnen und Bewohner, die es dort in Zukunft geben wird, zwei zusätzliche U-Bahn-Stationen zur Verfügung stehen - die U1-Verlängerung, die dort mit einem relativ geringen Aufwand zu machen ist -, und, lieber Toni Mahdalik, die dicke, fette Straße in Form der S1 ist dort schon vor Ort. Das heißt, wir sind in diesem Gebiet auch sehr, sehr gut angebunden - also an und für sich perfekt, wir brauchen da nichts mehr dazuzubauen.
Kollege Berger hat ja auch von der Idylle Oberlaa gesprochen und davon, dass das so wichtig ist. Ich frage mich nur manchmal: Wie nehmen die Oberlaaer ihre eigene Idylle so wahr? Wie nimmt sie einer wahr, der über die B16 nach Wien hineinfährt? - Das (den Ausdruck eines Fotos in die Höhe haltend) ist so der erste Anblick in Oberlaa, der sich den Menschen, die dort hineinkommen, bietet. So lebt Oberlaa sein Oberlaa.
Das (den Ausdruck eines weiteren Fotos in die Höhe haltend) ist dann der zweite wunderbare Blick, den man hat, wenn man von der B16 nach Oberlaa hineinkommt - auch eine tolle Idylle.
Hier (wiederum den Ausdruck eines Fotos in die Höhe haltend) ein an sich schön renoviertes Haus in Oberlaa, aber man findet immer noch eine Plakatwand dazu, um es noch zu verschönern mit bunten Bildern, denn die sind notwendig, damit der Schock ein bisschen größer ist, wenn man um die nächste Ecke nach Oberlaa kommt. Das (den Ausdruck eines weiteren Fotos in die Höhe haltend) ist, sage ich einmal, das wunderbare Oberlaa. Wir bleiben auf der linken Seite (den Ausdruck eines weiteren Fotos in die Höhe haltend), so schaut es dann nach der Oberlaaer Straße aus - ja, wirklich toll, wie die Oberlaaer ihre eigene Idylle, sage ich einmal, pflegen! Und so (wieder den Ausdruck eines Fotos in die Höhe haltend) schaut es dann vis-à-vis auf der rechten Seite letztendlich aus.
Aber ich gebe zu: Ich liebe mein Oberlaa, ich liebe meinen Dorfwirt in Oberlaa, der einen hervorragenden Schweinsbraten hat, der einen hervorragenden Gemischten Satz aus Oberlaa kredenzt. Ich liebe den Wieselthaler, der hervorragende Grammelknödel hat - wie man an mir sieht. Also für Speis und Trank ist gesorgt. Oberlaa bietet kulinarisch und letztendlich auch landwirtschaftlich etwas.
So, wieso bauen wir eigentlich in der Stadt aus? Wieso entwickeln wir letztendlich die Kurbadstraße? - Wir haben es schon angesprochen: In den letzten 20 Jahren ist die Stadt um 400.000 Einwohnerinnen und Einwohner gewachsen. Und Frau Kollegin Olischar möge mir erklären, wie man das - wenn ich das durch 20 dividiere, dann sind das ungefähr 20.000 Leute mehr pro Jahr - allein mit einer sanften Stadtentwicklung hinbringen soll. Das wird nicht funktionieren. Nicht einmal, wenn man die Wohnungen in den Gemeindebauten teilt, damit sie vielleicht kleiner werden, wird es funktionieren, so viele Leute unterzubringen, und auch nicht mit der ganzen Aufstockung. Sie können mir glauben, ich habe auch in diesen Bereichen zumindest eine gewisse Grundahnung, und ich weiß in diesem Fall, wovon ich spreche und wie das in der Realität aussieht.
Weil Frau Kollegin Olischar davon gesprochen hat, in der Stadt Wien gibt es keinen Plan für das Ganze: In Wahrheit hat es bereits im Jahr 1984 begonnen, da sind die ersten Pläne sozusagen hinausgegangen. Da hat man die ersten Stadtentwicklungspläne begonnen, die man in den ersten Beschluss im Jahr 1995 münden hat lassen. Damals hat man quasi den ersten Stadtentwicklungsplan für diese Stadt beschlossen. Der wurde dann weitergeführt über das Jahr 2005, als es dann letztendlich um die Centrope-Region gegangen ist, mit ganz klaren Visionen in der Stadt, wo daran mitgearbeitet wurde und wo man diese Vision letztendlich weiterverfolgt hat.
Das Einzige, was man in dieser Zeit teilweise gemacht hat, war, dass man verschiedene Stadtentwicklungsgebiete einmal vorgezogen und einmal nachgezogen hat. Rothneusiedl wäre beispielsweise schon lange gebaut worden, wäre Stronach in seiner Art und Weise, wie er mit dem Ganzen umgegangen ist, etwas vernünftiger gewesen. Dann wäre die Seestadt erst nachgefolgt. Die Gebiete wurden letztendlich, historisch gesehen, umgedreht, das muss man wissen. Rothneusiedl geht, wie gesagt, auf das Jahr 1991 zurück.
Kommen wir aber zur Kurbadstraße zurück, die ich persönlich für ein ganz, ganz hervorragendes Projekt halte. Wir bauen dort direkt an der U-Bahn nach ökologischen Grundsätzen leistbare Wohnungen, wo man einen kurzen Weg hat, wo zusätzlich in diesem ganzen Bereich die verschiedensten Sachen noch dazu gemacht werden, die heute noch fehlen. Wir machen dort zusätzlich Kindergärten, es wird in diesem Bereich eine entsprechende Nahversorgung geben, Ärztezentren, Jugendzentren wird es geben. Wir werden beim Vorplatz, beim Eingang zu Oberlaa direkt beim Kurpark, bei der Kurkonditorei, einen klimafitten Eingang schaffen, weg von dem Beton, der heute dort ist. Und als Draufgabe - und da haben die Oberlaaer LandwirtInnen auch die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren - wird es dort zukünftig auch einen
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