Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.01.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 106
schon gehört -: Das Volkstheater soll man nicht finanzieren. Das wäre tatsächlich Rechtspopulismus. Nur müssen wir entscheiden und entschieden klar und ehrlich miteinander reden, weil uns das Volkstheater sonst komplett vor die Hunde geht und auf viele Jahre kaputt ist. Deshalb fordern wir die Stadträtin dringend auf, bitte gemeinsam mit Ursula Berner und den GRÜNEN für dieses Theater, das noch immer eine Chance hat, ein Erfolgstheater zu werden - das wäre so wichtig für Wien -, und auch mit Experten und Expertinnen und einem Führungsteam neue Ideen zu einer erfolgreichen Revitalisierung zu erarbeiten.
Wir bringen den Antrag auf einen Krisengipfel für das Volkstheater ein. Schluss mit dem Schulterklopfen, Schluss mit der Schönrederei! Arbeiten Sie bitte endlich mit echten Zahlen, Daten und Fakten! Sie liegen uns allen längst vor. Auch das Volkstheater wird von Menschen finanziert, die dort nicht hingehen werden und das auch nicht wollen. Auch denen sind Sie verpflichtet. Inwiefern und wie viel Raum Sie denen geben, um Ihnen zuzuhören, darüber können wir trefflich streiten.
Ich sage Ihnen nur: Die Zeit drängt. Es braucht jetzt sofort ein mutiges Reform- und Sanierungskonzept für das Volkstheater, sonst wird es nur weiter bergabgehen. Das sage nicht ich, sondern das sagt Christoph Wiederkehr von den NEOS im Oktober 2019. Er macht hier Gerda Rogers Konkurrenz, denn er sagt: Es wird hier weiter bergabgehen. (GR Mag. Thomas Reindl: Das ist richtig peinlich! Schluss mit den Unwahrheiten!) Richtig, Kollege Reindl, das ist richtig peinlich, nämlich für die Transparenzpartei. Da musst du dir als Verantwortlicher Kritik gefallen lassen.
Liebe NEOS, mein geschätzter Klubobmann Markus Wölbitsch hat heute einen superrichtigen Satz gesagt: „Werdet bitte endlich dieses Korrektiv, das ihr vorgegeben habt zu sein.“ Das ist ein sehr richtiger und wichtiger Satz, den ich auch gerne zitiere.
Zum Schluss: Wir haben ja heute über einen Riesenapparat gesprochen, der Millionen bekommt. Dem gegenüber stehen Künstler und Künstlerinnen, die sich jeden einzelnen Euro tapfer erarbeiten und erhoffen. Auch hier wollen wir Sie gemeinsam mit den GRÜNEN - danke, Ursula, für die Zusammenarbeit - dazu auffordern, deutlich fairer zu entlohnen, was den Kultursommer betrifft, ein Sommerfestival, das deshalb funktioniert, weil hier so viele tolle Menschen auf der Bühne stehen, spielen, tanzen und singen.
Von den 4 Millionen EUR an Subvention geht offenbar nur 1 Million EUR an die Künstler und Künstlerinnen. Wir ersuchen Sie daher, sich bitte dafür einzusetzen, dass die Gagen fairer sind, und ersuchen Sie auch, größere Bands und Chöre zuzulassen und auch die gesamte Crew zu entlohnen. Das sind unsere zwei Anträge.
Das Wichtigste zum Schluss - vor allem auch gerne in Ihre Richtung, lieber Kollege Reindl -: Nicht jeder, der Kritik übt, ist gleich ein Rechtspopulist oder ein Vernaderer. (GR Mag. Thomas Reindl: Doch! Beides! - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM - in Richtung GR Mag. Thomas Reindl -: Das ist dein Verständnis von Kritik!) Man könnte Kritik jetzt einfach auch einmal nicht reflexartig abwehren. (GR Mag. Thomas Reindl: Wann warst du das letzte Mal im Volkstheater?) Nehmen auch Sie diese Diskussion einmal ehrlich und interessiert an! (GR Mag. Thomas Reindl: Ich brauche keine Belehrung!)
Das Volkstheater bekommt 10 Millionen EUR im Jahr plus eine Extramillion an Förderung jetzt für die Sanierung im großen Saal. Damit wir das noch einmal deutlich aussprechen: Im großen Saal finden sich Vorstellungen mit nicht einmal 10 Prozent Auslastung, das vielbeworbene Stück „Die Politiker“ mit 19 Prozent Auslastung - eine Katastrophe. (Beifall bei der ÖVP.)
Wie gesagt, wir geben gerne Anfragen und Antworten weiter. Sie müssen es nur lesen. (GR Mag. Thomas Reindl: Von dir brauche ich nichts!) Wenn Sie es nicht brauchen, dann sind Sie nicht an einer offenen und ehrlichen Diskussion interessiert.
Ich freue mich also, wenn wir weiter darüber offen und ehrlich sprechen. Alles andere ist unverantwortlich. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Neumayer. Ich erteile es ihm.
GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Im Volkstheater spielt es „Faust“ von Goethe, im Volkstheater spielt es „Endspiel“ von Beckett, „Konstantin und Karoline“ von Horvath, „Einsame Menschen“ und „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard. Das sind Dinge, die ich mir jetzt nur geschwind am Handy herausgesucht habe. Bei zwei Vorstellungen war ich selber. (GRin Veronika Matiasek: Konstantin und Kasimir!) Danke dir. Vollkommen richtig: „Konstantin und Kasimir“. Ich habe bei Ihrer Wortmeldung auch sehr ruhig und aufmerksam zugehört, weil ich da auch wirklich ein Interesse sehe. Sie haben das auch selbst gesagt: Es geht gar nicht darum, was Ihnen oder mir gefällt. Ich darf und möchte und muss Sie aber im Interesse der Wienerinnen und Wiener ergänzen: Es ist schon die Vielfalt, die diese Stadt ausmacht. Es ist auch die Vielfalt, die das Theater ausmacht, nämlich das Volkstheater. Das nur vorweggestellt.
Wenn man dem Kollegen Eppinger zuhört, hat man das Gefühl, er war seit - ich weiß nicht - zwei, drei Jahren oder so nicht mehr im Volkstheater. Möglich, ich weiß es nicht.
Ich möchte aber jetzt einige Punkte ruhig und taxativ aufklären. Wenn man sich ansieht, wann die notwendige Sanierung des Volkstheaters das erste Mal überhaupt besprochen worden ist, war das in einer Zeit vor Corona, in einer Zeit vor dem Ukraine-Krieg, in einer Zeit, als die Lieferketten noch nicht unterbrochen waren und auch die Baukosten noch nicht in die Höhe gegangen sind.
Ich darf daran erinnern - ich fange jetzt einmal bewusst mit dem Positiven an -, wie sehr wir uns hier gemeinsam gefreut haben, als die ÖVP im Bund nach Monaten des Ringens endlich Verantwortung für das Volkstheater übernommen hat. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Nachdem die Gewerkschaft endlich ...) Sie können sich gerne zu Wort melden, Herr Wölbitsch, aber danke für den Zwischenruf. Ich glaube, Sie bestätigen mich. Das Wort „endlich“ ist auch bei Ihnen gefallen. Die ÖVP hat hier
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