Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.01.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 106
In Wien gibt es 1.800 Gemeindebauten, und - das Thema der Sanierungen ist ja auch schon angesprochen worden - es ist ganz entscheidend für die Umstellung im Hinblick auf das Erreichen der Dekarbonisierung, dass wir rauskommen aus Gas, hin zu alternativen Heizsystemen, dass natürlich auch eine Dämmung erfolgt und eine bessere Energiebilanz auch in den Gebäuden erreicht wird. Und auch da sei wieder das Beispiel der Gemeindebauten genannt: Laut einer Anfragebeantwortung wurden von 2012 bis 2022 an diesen 1.800 Gemeindebauten 180 Sanierungen durchgeführt. In den folgenden Jahren, also von 2023 bis 2032, sollen es insgesamt noch 375 Sanierungen sein. Also in Summe sind es knappe 400, die sich da bis 2032 ausgehen. Wenn man diese Sanierungsrate weiter hochrechnet, dann komme ich auf knappe 900. Da fehlen doch noch ein paar, bis dann die Gemeindebauten auch wirklich saniert sind und dies auch erfüllt ist.
Man muss sich ja auch anschauen: Bis 2032 ist Baubeginn, soll das einmal geplant sein, aber es dauert ja auch einige Zeit, bis so eine Sanierung stattfindet: Nach einer Startphase von sechs Monaten folgen zwei Jahre für die Projektvorbereitung, die Ausführungsvorbereitung dauert noch einmal dreieinhalb Jahre, und die Ausführungsphase, also die tatsächliche Bauphase, zwei bis drei Jahre. Und irgendwann wird das dann auch noch kontrolliert. Also in Summe sind es beim Gemeindebau acht bis neun Jahre, in denen so etwas gebaut wird.
Jetzt weiß ich schon, dass die Gemeindebauten Neu nicht kommen, aber es muss ja auch der Bestand saniert werden, wie wir schon gehört haben, um dort die Dekarbonisierung einzuleiten, weil genau dort das ein Thema ist. Ja, es gibt dort genug Gasthermen, genauso wie in Wien, die umgestellt werden müssen: 600.000 Gasgeräte - es ist heute auch schon erwähnt worden - und 475.000 dezentrale Gasgeräte. Und diese Umstellung muss erreicht werden. Da ist der Gemeindebau durchaus schon da, aber das kostet natürlich auch etwas. Und genau bei diesen Kosten muss man darauf schauen: Es sind in Summe 29 Milliarden EUR, die in dem Papier drinnenstehen, die energetische Sanierung kostet 14 Milliarden. Und selbst wenn ich die erwähnten Ein-Drittel-Förderungen, die ich in irgendeiner Form einrechnen kann, da dazuzähle und diese Förderung, die jetzt in Wien dafür stattfindet, von 30 auf 60 Millionen EUR erhöht wurde, braucht es immer noch 233 beziehungsweise, wenn ich das Drittel einrechne, 155 Jahre, bis dann tatsächlich diese thermischen Sanierungen in Wien umgesetzt werden. Das wird sich zeitlich nicht ausgehen, und da werden die Anstrengungen der Stadt Wien noch wesentlich höher sein müssen. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Auer-Stüger. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat.
GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Vielen Dank an die NEOS für das heute gewählte Thema! Es könnte nicht aktueller und wichtiger sein. Es wurde schon von vielen darauf hingewiesen, wie groß die Aufgabe ist, die sich die Stadtregierung da vorgenommen hat. Das wird noch viel Arbeit sein, aber jede lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und es ist ja nicht der erste Schritt. Wenn man sich das Konzept, das Kapitel „Wo stehen wir?“ anschaut, dann muss man auch einmal festhalten, dass Wien im Bundesländervergleich mit Abstand den geringsten Endenergieverbrauch bei Heizen und Wasser pro Kopf aufweist und - wie man im Bundesländervergleich sieht - seit 2005 diesen Verbrauch um 17 Prozent gesenkt hat. Das ist der größte Abstand im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Das haben wir in Wien geschafft (Beifall bei SPÖ und NEOS.), und das waren die Maßnahmen dieses Hauses - beschlossen von der SPÖ und den GRÜNEN und teilweise auch von den Oppositionsparteien mitgetragen. Darauf müssen wir aufbauen, und ich ersuche alle - ob ich jetzt auch das Wort Koalition verwenden würde, weiß ich nicht, aber ich ersuche alle -, sich an dieser Aufgabe zu beteiligen - mit Ideen, auch mit Kritik an dem, was wir tun -, aber bitte nicht zu verunsichern, so wie es die FPÖ heute in zwei Redebeiträgen gemacht hat. Das ist nicht die Aufgabe, für die wir hier sind. Kollege Guggenbichler, ich schätze unsere Diskussionen im Umwelt- und Klimaausschuss, aber von 5 Minuten Redezeit zum Thema „Raus aus Gas“ dann 4 Minuten 59 Sekunden über die Untersuchungskommission zu reden, das hilft keinem Mieter und keiner Mieterin in dieser Stadt, und so kommen wir nicht weiter. - Wir haben mit unserem Wärmeplan einen anderen Weg vorgeschlagen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Es ist heute schon öfters die Frage angesprochen worden: Wie schaffen wir denn das und auch die angekündigten 100 Leuchtturmprojekte? Das Spannende bei diesen Projekten ist, dass es nicht nur Projekte sind, die wir machen werden, sondern in dieser Sammlung finden sich mehrere Projekte, die in den letzten Jahren bereits gezeigt haben, was möglich ist. Gemeinnützige Bauträger haben zum Beispiel in Favoriten im ersten Schritt von dezentralen Gasetagenheizungen auf eine zentrale Gasheizung getauscht, und im zweiten Schritt wurde diese Gasheizung durch eine Luftwärmepumpe ersetzt. Das ist jetzt erledigt. Dabei handelte es sich um einen Bau aus den 1960er Jahren. Dieser Bau wird in Zukunft auch an ein Energienetz angeschlossen. Bezahlt hat das übrigens der Eigentümer, der Bauträger. Dasselbe ist durch einen gemeinnützigen Bauträger in Ottakring passiert. Da wurde die Gasheizung gegen eine Luftwärmepumpe ausgetauscht.
Und - dazu kann ich aus meinem Wahlkreis etwas sagen, denn das ist auch dort eine Diskussion - wie gehen wir mit Gründerzeithäusern, mit Häusern aus der Jahrhundertwende um? Auch dafür gibt es Beispiele, wie etwa aus dem 6. Bezirk ein Gebäude in Privateigentum: Dort wird zentrale Erdwärme genutzt, 16 Erdwärmesonden wurden eingesetzt, und der Strom dafür kommt über eine Photovoltaikanlage.
Alle diese Beispiele sind Projekte, deren Umsetzung stattgefunden hat. Und es zeigt sich daran auch, dass wir bei diesem großen Plan alle Akteurinnen und Akteure brauchen: Wir brauchen die Stadt, die auch jetzt beim Ausbau der Fernwärme in Vorlage treten wird - dazu sage
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