Gemeinderat, 25. Sitzung vom 27.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 103
Es ist noch nicht so weit. Das Problem ist, es gibt viele Versuche, es wird in vielen Städten aufgestellt, es wird aber in genauso vielen Städten wieder abgebaut. 2018 haben Gemeinden im Ruhrgebiet diese Bäume aufgestellt und nach dem Test wieder verworfen. In Amsterdam wurde nach einjähriger Probezeit die Kaufoption nicht eingelöst. 2020 wurden in Ludwigsburg die aufgestellten City Trees nach zwei Jahren ohne jeglichen positiven Effekt wieder abgebaut. Gleichzeitig wird dieses Start-up schon auch von der EU im Rahmen eines großen Förderprogramms - „Horizon 2020“ - unterstützt, mit dem Ziel, dass diese Innovation oder diese Technologie etwas zum Umweltschutz beitragen kann und vielleicht sogar zum Klimaschutz.
Das zeigt ein Dilemma auf: Ich glaube immer noch, dass wir im Klimaschutz und im Umweltschutz nur dann erfolgreich sind, wenn wir weniger von dem machen, von dem wir wissen, dass es schlecht ist: Dass wir weniger Feinstaub emittieren, weil wir wissen, dass es schlecht ist, weniger CO2 emittieren, weil wir wissen, dass es schlecht ist, dass wir mehr auf die Viecher achten, weil wir wissen, dass wir sie brauchen. Technologien können uns helfen, aber die Technologien können uns nicht dabei helfen, den Schaß, den wir jetzt dauernd machen, weiterzumachen und zu glauben, dass es uns nicht auf den Kopf fällt. - Das wird sich nicht ausgehen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Deswegen werden wir diesem Antrag nicht zustimmen, weil ich einfach nicht glaube, dass es sich wirklich auszahlt, um 40.000 EUR pro Stück so etwas aufzustellen und noch nicht zu wissen, wie es funktioniert. Ich bin sehr gespannt, ob man mit diesem City Tree in der Stadt Graz, wo auch die Energie Steiermark dabei ist und wo das überprüft wird, zu anderen Ergebnissen kommt als in all den anderen Städten und in den anderen Studien, die ich jetzt zitiert habe.
Ich weiß auch, dass daran weitergearbeitet wird, aber in der Zeit, in der an der City-Tree-Technologie gebaut und getüftelt worden ist, wäre der Baum schon sieben Jahre lang gewachsen und hätte schon sieben Jahre lang das getan, was ein Baum tut. Das, glaube ich, ist der Schlüssel.
Wir müssen die Umwelt schützen und wir müssen vielleicht Technologien entwickeln, aber wir können nicht auf Technologien setzen und glauben, dass wir in der Art weiterwirtschaften, in der Art weiterleben können, in der wir es tun. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das ist meine Message zum Abschluss dieses Tages. Ich bedanke mich, wie immer, nochmals bei den MitarbeiterInnen der Stadt Wien, und danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort gemeldet ist Herr Amtsf. StR Mag. Czernohorszky. Die Redezeit beträgt 15 Minuten. Herr Stadtrat, Sie haben das Wort.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Zuerst einmal möchte ich mich bei allen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten, die in der Debatte jetzt gesprochen haben, bedanken. Es zeigt ein sehr umfassendes Bild einer Geschäftsgruppe, die sich unglaublich großen Herausforderungen zu stellen hat. Ich würde einmal sagen, 2021 war ein Jahr mit besonders großen Herausforderungen, aber gleichzeitig war es auch ein äußerst produktives. Wir hier im Saal haben uns gemeinsam übrigens große Ziele gesteckt und wir sind bereits dabei, diese Ziele Schritt für Schritt abzuarbeiten. Dafür gilt zu allererst mein Dank allen Dienststellen der Stadt Wien, und zwar explizit allen, weit über meine Geschäftsgruppe hinaus und damit auch jedem einzelnen Mitarbeiter, jeder einzelnen Mitarbeiterin, die tagtäglich daran arbeiten, unsere Ziele in die Tat umzusetzen und an dieser wunderbaren Stadt zu arbeiten. Dafür bedanke ich mich gleich zu Beginn sehr herzlich. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia.)
Ja, 2021 war das Jahr des Weichenstellens, das Jahr des Visionen Zeichnens, Zentraldivision, 2040 klimaneutral zu werden. Ich möchte auch heute angesichts der dramatischen geopolitischen Ereignisse sagen, daran führt nichts vorbei. Die weltpolitische Lage hat uns, wie ich finde, eher mehr als weniger gezeigt, dass die Klimakrise, in deren Mitte wir uns befinden, einfach das Gebot der Stunde ist, was deren Lösungen betrifft, dass nämlich ganz besonders die Energiewende das Gebot der Stunde ist. Deshalb arbeiten wir auch so intensiv an unserem Klima-Fahrplan, einen Klima-Fahrplan, der eben im Jahr 2021 gezeigt hat, worum es uns geht: CO2 runter, Lebensqualität rauf.
Zugleich haben wir aber auch schon die Schritte gesetzt, die dafür sorgen, dass wir die Ziele auch wirklich umsetzen können. Es ist heute schon von der Klimagovernance gesprochen worden, die von der eigenen Bereichsleitung als zentrale Stelle für Klimaangelegenheiten aufgestellt wurde, die uns Tag für Tag beim Umsetzen hilft. Deshalb kann ich heute schon sagen, wir reden bei Weitem nicht nur mehr von den Weichen und den Visionen, wir sind schon mittendrin beim Umsetzen, und zwar mit großen und mutigen Schritten in Richtung 2040.
Keine Gemeinderatssitzung ist ohne einen solchen Schritt, und mein Ziel ist, dass jeder einzelne Schritt klar macht, worum es uns und der gesamten Fortschrittskoalition geht, und das ist, allen Wienerinnen und Wienern eine hohe Lebensqualität zu bieten, und das auch in Zukunft. Klimapolitik ist ein Weg zu einem guten Leben in einer Stadt, die jetzt die Stadt mit der größten Lebensqualität ist und das auch in 20 Jahren sein möchte. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Klar ist, das geht nur, wenn man zuerst einmal auch klarstellt, dass Klimapolitik, und zwar jeder einzelne Schritt für Klimaschutz und Klimaanpassung, auch soziale Politik sein muss. Es muss uns darum gehen, das gute Leben von allen im Blick zu haben. Vor dem Klimawandel kann sich zwar niemand verstecken, aber manchen geht es ein bisschen besser, das sind die, die vielleicht einen Swimmingpool am Dach oder einen großen Garten oder eine Klimaanlage haben oder sich einen Urlaub am Meer leisten können. Das können nicht alle, und es ist
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