Gemeinderat, 25. Sitzung vom 27.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 103
ist GR Mag. Konrad. Selbstgewählte Redezeit 7,5 Minuten. Ich stelle einmal 7 Minuten ein. Sie sind am Wort.
GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen auf der Galerie und vor den Bildschirmen!
Nachdem mein Kollege Markus Ornig heute in der Generaldebatte, aber auch in der Spezialdebatte schon über die Herausforderungen und die getroffenen Maßnahmen im Wirtschaftsbereich berichtet hat, darf ich jetzt noch einen Blick auf den Bereich Arbeit und Arbeitsmarkt werfen. Es ist durchaus erfreulich, dass wir in diesem Bereich heuer eine wesentlich positivere Bilanz ziehen können, als dies im letzten Jahr der Fall war. Denn im Jahr 2020 mussten wir in Wien - auf Grund der Auswirkungen der Pandemie - mit einem Minus von 21.000 Beschäftigungsverhältnissen den größten Beschäftigungsrückgang seit dem Zweiten Weltkrieg verzeichnen. Der Wiener Arbeitsmarkt befindet sich mittlerweile aber wieder in einer Wachstumsphase, und die Beschäftigung übertrifft mittlerweile das Vorkrisenniveau vom Mai 2019 deutlich. Wir hatten im letzten Jahr ein Beschäftigungsplus von 26.000 Beschäftigungsverhältnissen und damit auch einen historischen Höchststand der Mai-Beschäftigung in Wien zu verzeichnen. Die Beschäftigung in Wien wächst im Bundesvergleich derzeit am stärksten und erreicht, wie gesagt, einen historischen Höchststand. Damit konnten wir auch die Arbeitslosigkeit unter das Vorkrisenniveau senken und auch erstmals seit 2013 unter die 10-Prozent-Marke drücken.
Mit dem Arbeitsmarktinstrument WAFF haben wir auch im vergangenen Jahr zahlreiche Maßnahmen für die Wiener ArbeitnehmerInnen sowie für die Wiener Betriebe gesetzt. Über 700 Betriebe, über 12.000 Wienerinnen und Wiener haben im letzten Jahr von den Unterstützungsleistungen und finanziellen Förderungen des WAFF profitiert. Darüber hinaus wurden 4.000 Jugendliche in der überbetrieblichen Lehre in Wien ausgebildet. Wir haben den Corona-Ausbildungsverbund verlängert und damit 200 Lehrplätze in der Hotellerie und in der Gastronomie abgesichert und damit über 40 Ausbildungsbetriebe entlastet. (Beifall bei den NEOS.)
Wir haben das sehr erfolgreiche Programm „Jobs PLUS Ausbildung“ im letzten Jahr massiv aufgestockt: von 1.300 Plätzen auf 3.000 Ausbildungsplätze. Mit diesen Ausbildungsplätzen wollen wir vor allem die Wiener Gewerbebetriebe bei der Deckung des Fachkräftebedarfs unterstützen. Natürlich bleiben die bestehenden Kooperationen bei „Jobs PLUS Ausbildung“ im Bereich Gesundheit und Soziales und im Bereich Elementarpädagogik weiterhin aufrecht und können auf Grundlage dieser zusätzlichen Programmplätze ebenfalls weiter ausgebaut werden.
Lehrlinge und Lehrbetriebe waren uns in dieser Krise ein ganz besonderes Anliegen. Daher haben wir im letzten Jahr ein umfangreiches Lehrlingspaket geschnürt, weil die Corona-bedingten Einschränkungen und die fehlende Konjunktur massive Auswirkungen auf die jungen Menschen bei der Lehrstellensuche und auf den Arbeitsmarkt hatten. Dieses Lehrlingspaket hat deshalb unterschiedliche Maßnahmen sowohl für die Lehrlinge als auch für die Lehrbetriebe umfasst: Eine Nachhilfeinitiative für die Lehrlinge, eine generelle Unterstützung von Ausbildungsbetrieben, die von der Corona-Situation besonders betroffen waren, und eine spezielle Unterstützung für Ausbildungsbetriebe im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie für alle Betriebe, die erstmals in den letzten fünf Jahren einen Lehrling aufgenommen haben. Genau diese Schiene haben wir auch letzte Woche hier im Gemeinderat verlängert und beschlossen.
Bei vielen Überlegungen unserer Arbeitsmarktpolitik steht immer auch das Thema Fachkräftesicherung im Zentrum, so auch bei der Joboffensive 50plus, durch die wir im letzten Jahr 1.600 ältere Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit gebracht haben und uns auch entschieden haben, hier um weitere 1.000 Plätze aufzustocken, die wir exklusiv für die Privatwirtschaft zur Verfügung stellen wollen. (Beifall bei den NEOS und von GRin Barbara Novak, BA.) Dass dies wirkt, zeigt auch eine sehr positive, erfreuliche Behalterate bei den privaten Unternehmen: 94 Prozent der in dieser Joboffensive aufgenommenen MitarbeiterInnen bleiben auch nach dem ersten Jahr in den Unternehmen. Das zeigt, dass diese Leute auch am Arbeitsmarkt gebraucht werden und die gestiegene Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften zum Teil abdecken können.
Mit dem Wiener Ausbildungsgeld adressieren wir ebenfalls den Fachkräftemangel, den wir im Gesundheits- und Sozialbereich wie bei den ElementarpädagogInnen sehen.
Wir haben im letzten Jahr die Arbeiten zum Fachkräftezentrum begonnen. In mehreren Arbeitsgruppen entwickeln wir hier ein strategisches Instrument, das uns die Möglichkeit bieten wird, gezielte und ganz konkrete Maßnahmen für den zukünftigen Fachkräftebedarf in unserer Stadt zu entwickeln. Die Herausforderungen im Bereich Digitalisierung oder im Bereich der Dekarbonisierung sind riesig, aber ebenso sind es die Chancen für Wiener Unternehmen und für die Wiener ArbeitnehmerInnen, hier in völlig neuen Arbeitsfeldern tätig zu werden.
Genau diese Chancen adressieren wir auch mit der Ausbildungsinitiative für berufstätige Frauen an Fachhochschulen in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik.
Die beruflichen Perspektiven von Frauen waren uns insgesamt 2020/2021 wieder ein ganz besonderes Anliegen in der Arbeit im WAFF. Wir haben die Mittel des Programms „Karenz und Wiedereinstieg“ aufgestockt. Wir haben mit dem Projekt „Basis“ ein neues niederschwelliges Angebot für Mädchen und junge Frauen auf den Weg gebracht, denen damit die Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben erleichtert wird. Mit dem Projekt „U25 Woman Empowerment“ bieten wir einen niederschwelligen Zugang für alleinerziehende und junge Frauen mit Betreuungspflichten, die damit ein neues Angebot bekommen, und wir schließen damit eine Lücke, weil diese Frauen oftmals von Qualifizierungsmaßnahmen ausgeschlossen waren.
Sie sehen, es war also wieder ein umfangreicher und bunter Mix aus Maßnahmen, die wir im Bereich Aus- und
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